Forstmaschine zersägt umgestürzte Bäume

Waldarbeiter noch lange beschäftigt

Gefährliches Mikado im Fichtenwald

Stand: 18.02.2007, 06:00 Uhr

Auch einen Monat nach dem verheerenden Orkantief liegen tonnenschwere Fichtenstämme noch kreuz und quer in den südwestfälischen Wäldern. Die Beseitigung der Schäden ist gefährlich.

Von Gerrit Saßmann

Bei einer Sache ist Forstbetriebsleiter Michael Schattinger aus Fellinghausen bei Kreuztal eisern: Seine sechs Waldarbeiter dürfen nur dann in die Fichten, wenn sie 100prozentig fit und hoch konzentriert sind. "Die Bäume und Äste stehen auch heute (18.02.07) noch unter starker Spannung. Die können blitzartig in eine unvorhergesehene Richtung schnellen, wenn sie mit der Motorsäge durchtrennt werden," erklärt Michael Schattinger.

Vor jedem Einsatz überlegt das Team genau, in welcher Reihenfolge die schräg stehenden, umgebogenen oder am Boden liegenden Bäume gefällt und abtransportiert werden, damit das Verletzungsrisiko für die Arbeiter so gering wie möglich bleibt. Allerdings, "wer auf Nummer Sicher gehen will, muss Maschinen einsetzen", sagt der Forstwirt.

Mit der Motorsäge im Kampf gegen die Zeit

Doch der Einsatz von Harvestern, den großen Holzerntemaschinen, hat einen gravierenden Nachteil: Das Umsetzen der schweren Maschinen kostet Zeit, und die haben die Forstbetriebe bei ihren Aufräumarbeiten nicht. Spätestens ab Mai werden die Borkenkäfer aktiv und fallen über das Totholz, die umgeknickten Fichten und abgebrochenen Äste her. Im schlimmsten Fall greifen sie dann auf gesunde Bestände über, und schädigen das, was vom südwestfälischen Wald noch übrig ist. Im Wettlauf gegen eine mögliche Borkenkäferplage sehen einige Forst-Experten nur eine Chanche: Schädlingsbekämpfungsmittel aus der Luft abzuwerfen, um die Borkenkäfer in Schach zu halten.

Kein Ende der Aufräumarbeiten abzusehen

Einen Monat nach dem verheerenden Orkantief "Kyrill" steht für Michael Schattinger fest: "In diesem Jahr werden wir nicht mehr fertig." Noch immer hat sich sein kleiner Trupp noch längst nicht an alle Windbrüche herangearbeitet. Immer wieder entdeckt er neue Löcher im Wald. "Momentan schneiden wir nur die Wege frei."

Der 36-jährige fühlt sich hilflos, so etwas hat er noch nicht erlebt. Als er die Zerstörungen des Orkans zum ersten Mal sah, habe er Tränen in den Augen gehabt, erzählt er. Hier auf dem 618 Meter hohen Kindelsberg bei Müsen habe er Mitte Januar noch im dunklen Wald zwischen hundertjährigen Fichten gestanden. Seit dem Orkan könne er von hier aus 100 Kilometer in die Ferne sehen. Er kann es immer noch einfach nicht fassen.

Forstbetrieben droht Auftragsloch

Über die viele Arbeit sollte er sich eigentlich freuen, aber das Gegenteil ist der Fall. Er befürchtet, wenn die Aufräumarbeiten erst einmal abgeschlossen sind, werden die Waldbauern und Förstereien viel weniger Aufträge vergeben, weil dann über viele Jahre nichts mehr geschlagen werden darf. Für Michael Schattinger und viele andere Forstbetriebe in der Region könnte es dann eng werden, doch daran will Michael Schattinger jetzt noch nicht denken.