Bilanz des Blitzmarathons
21.200 Raser, ein Lama und lahme Ausreden
Stand: 11.10.2013, 13:22 Uhr
24 Stunden lang blitzten Tausende Polizisten Raser in ganz NRW: 21.200 wurden erwischt, ein Düsseldorfer fuhr mehr als doppelt so schnell wie erlaubt. Es sammelten sich Flenspunkte - und jede Menge Anekdoten.
Beim ersten bundesweiten Blitz-Marathon hat die Polizei in NRW 782.000 Autofahrer kontrolliert. Bei etwa 21.200 hätten die Messgeräte eine zu hohe Geschwindigkeit angezeigt, sagte ein Sprecher des NRW Innenministeriums am Freitag (11.10.2013). Das sei eine Quote von etwa 2,7 Prozent der kontrollierten Autofahrer - die niedrigste Bilanz bei einem Blitzmarathon bislang. 322 Autofahrern in NRW droht ein Fahrverbot, vier Führerscheine wurden an Ort und Stelle sichergestellt, teilte das NRW-Innenministerium mit.
Um sechs Uhr am Donnerstagmorgen (10.10.2013) startete die Aktion - diesmal nicht nur in NRW, sondern in der ganzen Bundesrepublik. In Nordrhein-Westfalen lief sie zum fünften Mal und wurde wie in den Jahren zuvor groß angekündigt. Bundesweit hatten fast 15.000 Beamte an mehr als 8.700 Stellen für 24 Stunden Autofahrer kontrolliert.
Doppelt geblitzt, doppelter Ärger
Die meisten Autofahrer hielten sich ans Tempolimit, nicht zuletzt wegen des regnerischen Wetters und der Vorabwarnungen. Aber trotzdem: Raser-Rekorde gab es auch diesmal wieder. Spitzenreiter war ein Fahrer in Düsseldorf, der mit 109 km/h erwischt wurde, obwohl nur 50 erlaubt waren. Und in Grefrath war ein Autofahrer in einer 70er-Zone mit 125 Stundenkilometern unterwegs. "Nach Auswertung des Materials wird dieser Autofahrer Post bekommen", schreibt die Polizei lapidar. In Köln wurde ein Autofahrer mit 41 Stundenkilometern zu viel gemessen. Pikant: Er hatte schon 16 Punkte in Flensburg, jetzt ist er seinen Führerschein los. Und in Dortmund wurde ein Fahrer gleich zweimal erwischt: erst mit 93 Stundenkilometern - 43 Stundenkilometer zu schnell. Das reichte für ein 200-Euro-Bußgeld, vier Punkte in Flensburg und ein Monat Fahrverbot. Darüber war er so erbost, dass er in sein Auto stieg und mit quietschenden Reifen davon fuhr - schon wieder viel zu schnell. Die Quittung: ein zweites Bußgeld und noch ein Punkt.
Ein Lama auf der Flucht
Dass ein Rollerfahrer ohne Führerschein, aber mit einem frisierten Gefährt unterwegs ist, wie aus Dülken gemeldet wurde, ist für die Polizei nichts Neues. Gestaunt haben die Kollegen aber in Krefeld: Da geriet ein Lama ins Visier der Kontrolleure. Die mussten die Blitz-Aktion unterbrechen, weil sie alle Mühe hatten, das Tier bei seiner wilden Flucht über alle Motorhauben hinweg wieder einzufangen. Wie schnell es unterwegs war, haben sie übrigens nicht vermeldet. Dafür hat die Bochumer Polizei schon ihre diesjährige Lieblings-Ausrede gekürt. Da versuchte ein Autofahrer, um Bußgeld und Punkte herum zu kommen: "Mein Turbo-Lader ist defekt, ich musste Gas geben, sonst wäre ich nicht den Berg hochgekommen!" Keine Chance - aber dafür ist ihm der Eintrag in die "Best-of-Liste" der Ausreden sicher.
Beschwerde beim Innenminister persönlich
Wenig Erfolg dürfte auch der Autofahrer haben, der 15 Minuten vor Beginn der Blitz-Aktion erwischt wurde. Er sei doch extra früh aufgebrochen, um den Kontrollen zu entgehen, beschwerte er sich - beim Innenminister persönlich. Der hatte sich schon am Donnerstagmorgen überzeugt gezeigt, dass mehr Kontrollen und mehr Transparenz auch mehr Verkehrssicherheit bringen. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Toten, die Rasern zum Opfer fielen, um ein gutes Drittel gesunken. Trotzdem wurde die Aktion scharf kritisiert. Die FDP sprach vom "autoritären Volkserziehungsgehabe" der Innenminister. Und für die Piraten ist das alles "Mumpitz": Die meisten Verkehrstoten gingen gar nicht auf das Konto von Geschwindigkeitsüberschreitungen.