Rheinbrücke der Autobahn 1 bei Leverkusen

Bauarbeiten an der Leverkusener Brücke

Ignorante Lkw-Fahrer behindern Brückenarbeiten

Stand: 28.01.2013, 15:41 Uhr

Wegen Bauarbeiten ist die Leverkusener Rheinbrücke für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen seit November gesperrt. Trotzdem fahren immer wieder Lkw über die Brücke und behindern dadurch die Reparaturen.

Von Andrea Rönsberg

Bis zu 3.000 Lastwagen, größere Lieferwagen und Wohnmobile sind es pro Tag, die in beide Richtungen über die Rheinbrücke fahren - obwohl sie es seit Ende November 2012 nicht mehr dürfen. Denn seitdem beheben zwanzig Bauarbeiter im Schichtdienst Schäden an der Brücke. Es handelt sich um Risse in der Nähe der Schweißnaht von zwei Blechen, die durch die ständige Bewegung auf der Brücke entstanden sind. Über 20 große Schäden seien bereits behoben, fasst Laurenz Braunisch von der Kölner Niederlassung des Landesbetriebs Straßen NRW zusammen. Die Bauarbeiter kümmerten sich nun um rund 200 mittelgroße Schäden. Ab Anfang März soll die Brücke wieder für Lastwagen, größere Lieferwagen und andere Fahrzeuge über 3,5 Tonnen freigegeben werden.

Neue Brücke bereits beschlossene Sache

Die Schäden seien entstanden, weil die Rheinbrücke schlicht das Ende ihrer Leistungsfähigkeit erreicht habe, meint Braunisch: "Mitte der 60er Jahre ist sie mit zwei mal zwei Fahrstreifen gebaut worden, ausgelegt für eine Verkehrsbelastung von 30 bis 40.000 Fahrzeugen." In den 80ern erfolgte dann der Ausbau auf insgesamt sechs Spuren. "Mittlerweile", erläutert Braunisch, "fahren gut 100.000 Fahrzeuge am Tag über die Brücke, und davon sind bis zu 20.000 Lkw."

Deshalb ist eine neue Brücke bereits beschlossene Sache: Sie ist für 2020 geplant und soll insgesamt acht Fahrstreifen haben. Doch obwohl der Neubau beschlossen ist, müssen die bestehenden Schäden ausgebessert und neue Bleche aneinander geschweißt werden. "Wir sind nicht in einer Situation, wo wir Angst haben müssen, dass das Ding in den Bach fällt", sagt Braunisch , "aber es ist schon elementar, dass diese Schäden an der Brücke ausgebessert werden."

Jede dritte Naht muss neu gemacht werden

Es sind diese Arbeiten, die von den schweren Fahrzeugen behindert werden. "Wenn ein Lkw über die Brücke fährt, gerät die Brücke ins Schwingen", erklärt Braunisch. "Wenn in dem Moment gerade Bleche aneinander geschweißt werden, schwingen die Bleche nicht synchron. Außerdem kann sich eine frisch geschweißte Naht durch die Erschütterungen wieder lösen." Das falle bei Prüfungen auf - und die Naht müsse wiederholt werden. Bei einem Drittel aller Schweißnähte sei das der Fall, sagt Braunisch.

Langer Riss im Innern der Leverkusener Rheinbrücke

Im Innern der Leverkusener Rheinbrücke sind zahlreiche Risse aufgetreten

Ändern können die Bauarbeiter daran nichts. "Die können nur fluchen", meint Braunisch. Es ist die Aufgabe von Stadt und Polizei, die Sperrung der Brücke für schwere Fahrzeuge durchzusetzen. "Wir versuchen, die Wagen vor der letzten Abfahrt rauszuziehen", sagt Karlo Kreitz von der Kölner Polizei. Wenn das nicht gelinge, könne die Polizei die Lastwagen erst anhalten, wenn sie die Brücke bereits passiert hätten. Dann seien 70 Euro und ein Punkt in Flensburg fällig.

Sperrung nicht zu 100 Prozent durchsetzbar

Angesichts kilometerlanger Umwege, beispielsweise über die Rodenkirchener Brücke im Kölner Süden, die oft genug auch überlastet sind, erscheint das Bußgeld wohl dennoch vielen LKW-Fahrern die günstigere Variante. "Zu 100 Prozent", gibt Polizeisprecher Kreitz zu, "können sie ein Durchfahrverbot nur durchsetzen, wenn sie die Lkw vor der Brücke selektieren und ableiten. Da wäre aber der Riesen-Stau vorprogrammiert."

Auch so macht sich die Sperrung der Rheinbrücke für schwere Fahrzeuge allgemein bemerkbar. Insbesondere die Fahrtrichtung Dortmund-Köln sei betroffen, heißt es in der WDR-Verkehrsredaktion. "Da wo sich der Verkehr sonst auf drei Kilometern gestaut hat, sind es jetzt bis zu zehn Kilometer", sagt Lisa Griesing. Doch nicht nur in punkto Länge haben die Staus zugenommen, sagt sie. Die Verkehrsredaktion habe auch beobachtet, dass die Staus früher am Tag beginnen und sich nicht so schnell auflösen, wie vor Beginn der Bauarbeiten.

Da mag es ein gewisser Trost sein, dass Straßen NRW trotz der von den Lastwagen verursachten Behinderungen die Arbeiten termingerecht beenden will und die Brücke Anfang März wieder für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen befahrbar sein soll. "Bei solchen Arbeiten muss man schließlich immer einen Puffer einbauen", meint Laurenz Braunisch, "sonst käme man ja in Teufels Küche."