Künstlicher See im alten Tagebau
"Indescher Ozean" kann kommen
Stand: 25.10.2011, 20:05 Uhr
1.100 Hektar soll der See umfassen, der bis 2060 im Restloch des Braunkohlegebiets Inden II durch Flutung entstehen soll. Das Verfassungsgericht Münster gab am Dienstag (25.10.2011) grünes Licht für die Pläne. Die Stadt Düren hatte gegen das Vorhaben geklagt.
Der sogenannte Indesche Ozean sei mit der Braunkohle-Landesplanung vereinbar, befand das nordrhein-westfälische Verfassungsgericht in Münster. Die Stadt Düren, auf deren Gebiet 68 der insgesamt 1.100 Hektar des geplanten Sees angelegt werden, hatte gegen das Land geklagt, weil sie sich infrastrukturell benachteiligt fühlt: Der See schneide die Stadt nach Norden hin ab. Dadurch bestehe für Düren die Gefahr, die Stellung als Mittelzentrum zu verlieren. Die Stadtverwaltung will das Loch lieber mit Erdreich einer anderen Tagebaustätte zuschütten, um sich räumliches Entwicklungspotenzial zu bewahren. Doch aus diesem Plan wird nach dem Urteil nichts.
Kein Eingriff in die Planungshoheit Dürens
Das Land hielt den Einwänden Dürens entgegen, dass der Kommune durch die Flutung "insgesamt kein Schaden" entstehe, wie ein Rechtsvertreter am ersten Verhandlungstag im September ausführte. Zudem seien die Pläne der Stadt, wie die Fläche genutzt werden solle, noch nicht sehr weit gereift. Daher könne die Landesregierung auch nicht in die Planungshoheit Dürens eingreifen.
30 Jahre für elf Quadratkilometer See
Die Flutung soll nach bisherigen Plänen 2030 beginnen. Knapp 30 Jahre soll es dann dauern, bis der elf Quadratkilometer große See vollgelaufen sein wird. Das Wasser soll aus der Rur zugeleitet werden. RWE sieht im geplanten Gewässer ein "hohes ökologisches Potenzial". Kritiker gehen davon aus, dass sich lediglich die Uferflächen zu Naturschutzarealen entwickeln könnten, der See selbst sei ökologisch so gut wie tot.
Schäden für örtliche Papierindustrie
In ihrer Klageschrift hatte Düren auch andere Gründe angeführt: Für die örtliche Papierindustrie entstünden durch die Flutung Nachteile, da ihre Fabriken ebenfalls mit Wasser aus der Rur gespeist werden. Nicht zuletzt seien die ökologischen Folgen einer solchen Maßnahme nicht absehbar. An einem Tagebausee in Sachsen-Anhalt waren 2009 beispielsweise großflächig Uferflächen weggebrochen. Mehrere Häuser wurden mitgerissen, drei Menschen kamen ums Leben.