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E-Scooter machen Mobilität bunter

Stand: 15.06.2019, 18:30 Uhr

Verkehrsminister Andreas Scheuer möchte mehr „Elektrokleinstfahrzeuge“ im Straßenverkehr. Es geht um kleine Tretroller mit E-Antrieb. Amtsdeutsch mit Perspektiven, meint Martin Gent.

Vor 20 Jahren war ich selbst im Roller-Fieber, hatte nach dem Kickboard schnell ein größeres Modell mit sechs Zoll Luftreifen. Den Roller – schnipp-schnapp zusammengeklappt – unter den Arm und rein in die Bahn, das faszinierte mich. Aber die Idee zündete nicht. Zwar war der Roller viel leichter als das Falt-Fahrrad, längere Strecken wurden kickend aber schnell zur Qual. Und bei kürzeren Wegen hatte ich immer den Roller an der Hand, einfach lästig. Da ist zu Fuß gehen etwas langsamer, aber so viel einfacher.

Disruptive Kraft?

Möglicherweise ist jetzt mit E-Antrieb alles ganz anders. Verkehrsminister Andreas Scheuer will mit E-Scootern „neue Wege moderner, umweltfreundlicher und sauberer Mobilität ermöglichen“ – das klingt nach Verkehrswende. Aber wird sie von den kleinen Elektrorollern wirklich gepusht? Der Business Analyst Horace Dediu hat den Erfolg des i-Phones analysiert und sieht im E-Scooter das „i-Phone“ der Mobilität, eine disruptive Kraft. Wenn der Roller dem Auto die Kurzstrecken „klaut“, so der Analyst, werden die Blechkisten als solche uninteressant. So richtig glauben kann ich das nicht.

Ergänzung im Mobilitätsmix

Leih-Scooter, wie es sie in vielen europäischen Städten schon gibt, sind eine reizvolle Ergänzung im Mobilitätsmix. Oft werden sie für Strecken genutzt, die bis dahin zu Fuß zurückgelegt wurden. Oder man kurvt zu zweit aus Spaß durch die Parks. Verkehrswende ist das noch nicht. Verkehrswende wäre, wenn E-Scooter Auto-Fahrten ersetzen. Zum Beispiel, weil Autofahrer auf eine Kombi aus ÖPNV und Scooter umsteigen. Dass die Leute mit eigenen Elektrorollern nun massenhaft in Busse und Bahnen strömen, damit ist kaum zu rechnen. Dazu sind die Dinger zu sperrig und zu schwer. In Kombination mit Leih-Scootern könnte es klappen. Fragt sich nur, ob Leih-Scooter die überall schon vorhandenen Leih-Bikes wirklich ausstechen können.

Fragliche Öko-Bilanz

Dazu kommt noch: In Sachen Ökobilanz sind viele Fragen offen: Wie lange hält ein E-Scooter? Welchen Öko-Rucksack schleppt er über die Batterie mit sich? Lässt sich die Mini-Mechanik so einfach reparieren wie ein Fahrrad? Wie hoch ist der Aufwand für die Logistik? Pauschale Antworten zielen daneben – zu verschieden werden die Modelle sein.

Fazit

Unterm Strich bleibt, dass mit E-Scootern die Mobilität in den Städten bunter wird. Kann gut sein, dass die Inbesitznahme der Städte durchs Auto aufbricht, schon weil es auf den Straßen wuseliger wird. Ob die Roller, wie vom Verkehrsminister erhofft, zur echten Auto-Alternative werden? Einfach mal abwarten! Den Versuch ist es wert.

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