Für den 28. und 29. März 2017 hat das Bundeslandwirtschaftsministerium zur Internationalen Bienenkonferenz nach Berlin geladen. Als Experte dabei ist auch Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim. Ein Gespräch über die schwierige Lage der Bienen und den Imker-Trend.
WDR.de: Herr Rosenkranz, wie steht es ganz aktuell um die Bienen in Deutschland?
Peter Rosenkranz: Was die Honigbienen angeht, hatten wir einen schlechten Winter – auch wenn es noch keine abschließende Statistik gibt. Klar ist aber, dass der Winter schlechter war als der vorherige. Es gab mehr Probleme mit der Varroa-Milbe, zudem war vermutlich die späte Frostphase ungünstig.
Wichtig ist auch: wenn wir von Bienen sprechen, denken die meisten Menschen an Honigbienen, die von Imkern gehalten werden. Es gibt aber auch noch sehr viele andere Bienenarten.
Varroa-Milbe
Die Varroa-Milbe ist ein eingeschleppter Parasit aus Asien. Seit den 1970er Jahren hat sich die Milbe weltweit ausgebreitet. Sie gilt als Hauptgrund für das Sterben vieler Bienenvölker während der Wintermonate. Die Milbe ernährt sich vom Blut der Bienen, ihre Vermehrung findet auf der Brut der Bienen statt. Die schlüpfenden Bienen sind von Anfang an geschwächt und sterben bald. Bienenvölker müssen jedes Jahr gegen die Varroa-Milbe behandelt werden, betonen Fachleute der Uni Hohenheim.
Behandelt wird der Schädling zum Beispiel mit organischen Säuren wie Ameisensäure, teilweise auch mit Milch- und Oxalsäure. Gegen einige Anti-Milben-Medikamente haben die Schädlinge bereits Resistenzen entwickelt. Ihr Einsatz ist außerdem nur im Notfall sinnvoll, weil die so genannten Akarizide Rückstände im Honig hinterlassen.
WDR.de: Immer wieder gibt es Horror-Meldungen wie "Die Bienen sterben aus" und "Erst sterben die Bienen, dann stirbt der Mensch". Was ist da dran?
Rosenkranz: Insgesamt ist die Situation für Bienen und bestäubende Insekten überhaupt dramatisch. Eingeschleppte Parasiten sind ein Riesenproblem, für alle Nutztiere. Das gilt für die Varroa-Milbe, aber auch für andere Parasiten, die von Übersee eingeschleppt werden.
Honigbienen sind gute Indikatoren für die Umwelt: wenn es zu wenig Blütenpflanzen gibt, zu viele Pestizide eingesetzt werden, macht sich das direkt bei den Honigbienen bemerkbar. Aber: Die Imker schützen die Bienen – daher werden Honigbienen die letzten sein, die aussterben.
WDR.de: Kann man sagen, welches der größte Feind der Bienen ist?
Rosenkranz: Das ist derzeit die Varroa-Milbe. Wenn man sie nicht regelmäßig bekämpft, führt sie zum Zusammenbruch unserer Bienenvölker. Ein weiteres Problem sind die zunehmende Versiegelung und die abnehmende Pflanzenvielfalt durch Monokulturen in der intensiven Landwirtschaft.
WDR.de: Was wären die Folgen, wenn es keine Bienen mehr gäbe?
Rosenkranz: Wir hätten zunächst mal weniger Blütenpflanzen. Und wir brauchen die Bienen als Bestäuber: Sie sind nach Rind und Schwein die wichtigsten Nutztiere! Bienen haben auch eine große Biomasse und sind wichtiger Teil der Nahrungskette.
WDR.de: Gibt es auch Lichtblicke?
Rosenkranz: Wir sehen in Deutschland eine Zunahme an Imkern und an Bienenvölkern. Allerdings nimmt die Zahl der Bienen auf dem Land ab, in den Speckgürteln der Städte und in urbanen Gegenden nimmt sie zu. International zeigt sich, dass Bestäuber-Dienste, die Imker anbieten, teurer werden. Auch der Honig wird teurer. Imkersein lohnt sich wieder - das ist ein Trend, nicht nur in der Freizeit. Imkerei und Bienenprodukte sind durchaus in!
Die Fragen stellte Annika Franck.