Es schien vollkommen rätselhaft: Tausende Meisen waren in den vergangenen Wochen tot gefunden wurden. Bis zum 22. April wurden dem NABU innerhalb von nur zwölf Tagen 13.800 Fälle aus Deutschland gemeldet, die etwa 26.000 Vögel betreffen. Über die Ursache des Massensterbens, dem offenbar vor allem Blaumeisen zum Opfer fielen, hatten Naturschützer und Vogelkundler zunächst gerätselt.
Bakterium greift vor allem Meisen an
Jetzt ist klar: Ein Bakterium namens Suttonella ornithocola geht um, das bei den Vögeln eine Lungenentzündung verursacht. "Suttonella ornithocola tötet fast ausschließlich Meisen, vor allem die kleinen Meisenarten, von denen die Blaumeise mit Abstand am häufigsten in deutschen Gärten vorkommt", so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Vermutlich sind auch Tannenmeise, Hauben-, Sumpf- und Weidenmeise betroffen. Seltener erkranken die größeren Kohlmeisen."
Massenhaftes Auftreten ist neu
Fast zeitgleich hatten Umweltbehörden in Niedersachsen und NRW bei toten Meisen denselben Erreger gefunden. Das Bakterium wurde erstmals 1996 in Großbritannien entdeckt, hatte dort aber bisher nicht zu überregionalen Massensterben geführt. Erst 2017 wurde Suttonella ornithocola erstmals außerhalb von Großbritannien nachgewiesen - in Finnland. Im April 2018 gab es dann die ersten kleineren Krankheitsausbrüchen im südlichen NRW. "Das massenhafte überregionale Auftreten in diesem Jahr ist für diesen Erreger neu. Außer Deutschland sind mindestens auch Luxemburg und Belgien betroffen", so Miller.
Tote Vögel dem NABU melden
Der Erreger ist für Menschen und Haustiere ungefährlich. Dennoch sei beim Umgang mit toten Vögeln Vorsicht geboten. Um Ausmaß, räumliche Verbreitung und Verlauf der Epidemie ermitteln zu können, ruft der NABU weiterhin dazu auf, Fälle von kranken oder offensichtlich an Krankheit verstorbenen Vögeln über sein Online-Formular unter http://www.NABU.de/meisensterben zu melden.
In betroffenen Gärten sollten Futter- und Badestellen umgehend beseitigt werden, damit Vögel sich weniger leicht gegenseitig anstecken können. "Social Distancing hilft auch bei Vogel-Seuchen, Ansteckungen zu reduzieren", erklärt Miller.
Kranke Vögel fliehen nicht
Erkennen könne man die kranken Tiere unter anderem daran, dass sie apathisch und aufgeplustert auf dem Boden sitzen und nicht vor Menschen fliehen. Häufig seien Augen, Schnabel und Teile des Federkleids verklebt. Dieses Bild passe zu keiner bekannten Vogelkrankheit.