NRW nach dem Anschlag
Gebete und Ballons für die Opfer
Stand: 09.01.2015, 19:40 Uhr
Trauer und Solidarität mit den Toten in der Pariser "Charlie Hebdo"-Redaktion: Am Freitag (09.01.2015) haben in NRW mehrere muslimische Gemeinden in ihren Freitagsgebeten der Opfer gedacht. In Köln ließen Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen bei einer Kundgebung Ballons steigen.
Das Freitagsgebet in der Ditib-Zentralmoschee in Köln war den Opfern von Paris gewidmet. Das hatte Bekir Alboga, Beauftragter für interreligiösen Dialog des muslimischen Dachverbandes Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), bereits am Morgen angekündigt. "Wir werden Gott um seinen reichen Segen für alle Terror- und Gewaltopfer bitten", sagte er im Gespräch mit der "Welt". Der terroristische Akt könne nicht mit dem Islam oder Religiosität begründet werden, so Alboga weiter. Menschen, egal welchen Glaubens, dürften "nach solch bestialischem Terror nicht unter Generalverdacht stehen".
Freitagsgebet in der Merkez-Moschee
Auch andere Moscheegemeinden in NRW gedachten am Freitag der Opfer. So rief der Imam der Ditib-Merkez-Moschee in Duisburg zu Frieden und Verständigung der Religionen auf. Vor einer der größten muslimischen Gemeinden im Ruhrgebiet sagte Ibrahim Sarilarli: "Gewalt und Terror sind ein Verbrechen gegen die Menschheit." Keine Religion dürfe das Töten legitimieren. Der Anschlag sei gegen alle Menschen gerichtet, "die Frieden auf der Welt wollen". Dem französischen Volk "und der gesamten Menschheit" gelte seine tiefste Anteilnahme. Die Ditib koordiniert rund 900 Moscheegemeinden in Deutschland. In der kommenden Woche will sie eine landesweite Mahnwache von Muslimen organisieren. Auch der Vorsitzende des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland, Ali Kizilkaya, hatte am Freitag den Anschlag verurteilt. Er mahnte: "Das Attentat darf nicht von Erfolg gekrönt werden, indem es die Gesellschaft spaltet."
Mahnveranstaltung für Toleranz in Köln
Bereits am Freitagmittag (09.01.2015) hatte das Ehrenfelder Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus in Köln eine Mahnveranstaltung für Toleranz und das Recht auf freie Meinungsäußerung abgehalten. An der Veranstaltung nahmen auch Vertreter christlicher, jüdischer, islamischer und alevitischer Gemeinden teil. Auch Thorsten Klute, Staatssekretär im NRW-Integrationsministerium, stand auf der Rednerliste. Nach der Kundgebung ließen die Veranstalter Ballons in den französischen Nationalfarben steigen.
Jäger: Vorratsdatenspeicherung kein Präventivmittel
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat die Vorratsdatenspeicherung, über deren Wiedereinführung angesichts der Anschläge debattiert wird, als grundsätzlich hilfreich bezeichnet. "Da haben wir uns als Innenminister klar positioniert. Es fehlt die europäische Rechtsgrundlage dafür", sagte Jäger am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Allerdings machte er darauf aufmerksam, dass die Vorratsdatenspeicherung in Frankreich bereits praktiziert werde. "Man muss einfach feststellen, das ist nicht unbedingt ein Mittel, mit dem man präventiv Anschläge verhindern kann", sagte Jäger. Es sei allerdings in späteren Ermittlungen hilfreich.
Grundsätzlich hätten die Anschläge von Paris nichts an der grundsätzlichen Bedrohungslage in Deutschland und NRW verändert, sagte der Innenminister dem WDR. Solche Attacken seien auch in Deutschland möglich. Der Fokus der Sicherheitsbehörden liege auf der kleinen Gruppe von Dschihadisten, die nach einem Kampfeinsatz in Syrien oder im Nordirak zurückgekehrt seien. Man setze alles daran, diese Personen unter Kontrolle zu halten.