Es ist der Moment, vor dem sich viele Patient*innen und ihre Angehörigen fürchten: Ein*e Ärzt*in überbringt eine Diagnose, die das Leben auf den Kopf stellt. Wie gut ein Mensch eine solche Nachricht verkraftet, hängt entscheidend von der Art und Weise ab, wie sie der/die Ärzt*in überbringt. Fehlen ihm Empathie, Verständnis und die richtigen Worte, kann das zerstörerisch wirken. Bei manchen Patient*innen erlischt sogar die Bereitschaft, sich behandeln zu lassen.
Filmautorin Ilka aus der Mark hat vor der Corona-Pandemie über ein Jahr im deutschen Gesundheitssystem recherchiert, um herauszufinden, was bei einer der wichtigsten Begegnungen zwischen Patient*in und Ärzt*in falsch läuft. Die Idee zum Film entstand bei einem Treffen mit Kolleg*innen: "Wir treffen uns regelmäßig in einem Kollegenkreis, um uns über aktuelle und relevante medizinische Themen auszutauschen. Bei so einem Treffen kam dann auch das Thema auf den Tisch, wie Ärzt*innen mit Patient*innen sprechen und zum Beispiel Krebsdiagnosen überbringen. Jeder von uns hatte privat mindestens schon eine schlechte Erfahrung mit Arztgesprächen gemacht und als die Recherche dann ergab, dass es tatsächlich rund jedem/jeder dritten Patienten/Patientin in Deutschland so geht, war klar: Da sollten wir eine Doku draus machen", sagt die Filmautorin.
Sie sprach mit betroffenen Patient*innen, Ärzt*innen, Medizinstudent*innen, Ethiker*innen und Seelsorger*innen. Fakt ist: Im eng getakteten Krankenhausbetrieb mit Visiten und Therapien bleibt zu wenig Raum für gute Arzt-Patienten-Gespräche. Die Dokumentation "Hiobsbotschaft – Wie Ärzte um die richtigen Worte ringen" (WDR-Producerin: Renate Werner, Redaktion: Christiane Mausbach) wurde nun mit dem Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes ausgezeichnet. Ilka aus der Mark freut sich über den Preis: "Dass der Preis ausgerechnet von einem Berufsverband der Ärzte kommt, freut mich sehr. Es zeigt, dass die Ärzteschaft unsere Botschaft richtig aufgenommen hat – als konstruktive Kritik."
"Nähe ist das eigentliche Pfund dieser Dokumentation"
Die Jury begründet die Auszeichnung wie folgt: "Ilka aus der Mark hat aus dem wichtigen medizinischen Dauerthema, dem Stellenwert der "sprechenden Medizin", einen Film gemacht, der sich vor allem durch ein erstaunliches Fingerspitzengefühl für die Protagonist*innen hervorhebt. Sie sind nicht nur Stichwortgeber bzw. Beispiele, um Statistiken zu belegen, sie erhalten Raum und Platz für ihre Anliegen. Sie stellt zudem eine außergewöhnliche Nähe zu den Ärztinnen und Ärzten her, die ihr am Ende selbstkritische und sehr persönliche Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt gewähren. Diese Nähe ist das eigentliche Pfund der Dokumentation, sie baut hierdurch eine außergewöhnliche dramaturgische Spannung auf und macht den Film damit so einzigartig.“
Der Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes wurde 1966 als ideeller Preis gestiftet und wird 2020 zum 48. Mal verliehen. In den vergangenen Jahren haben bereits weitere WDR-Produktionen den Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes gewonnen.