WDR-Doku über Missbrauchsfälle im Bistum Köln

Stand: 17.03.2021, 10:53 Uhr

  • WDR-Dokumentation "Der Kardinal und die Missbrauchs-Akten – Erfahren die Betroffenen endlich Namen?"
  • Autorin Christina Zühlke hat zwei Betroffene über ein Jahr begleitet
  • am 18. März 2021 um 23.00 Uhr im WDR Fernsehen

Am 18. März schauen die Katholiken in Deutschland nach Köln. Dann sollen hier die Namen von mächtigen Männern genannt werden, die im Erzbistum dafür gesorgt haben sollen, dass sexuelle Gewalt an Kindern vertuscht wurde. In mindestens 300 Fällen seit 1975. WDR-Autorin Christina Zühlke hat über ein Jahr lang zwei Betroffene begleitet – und verfolgt am Donnerstag gemeinsam mit Patrick Bauer und Karl Haucke auch die Pressekonferenz, auf der die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung öffentlich präsentiert werden.

Was erwarten die beiden von dem neuen Gutachten? Werden sie erfahren, wer die Täter von damals geschützt hat, wer weggeschaut hat, statt zu handeln? Und wie fühlen sie sich, wenn die Namen tatsächlich genannt werden? Die WDR-Dokumentation "Der Kardinal und die Missbrauchs-Akten - Erfahren die Betroffenen endlich Namen?" (18. März 2021, 23.00 Uhr im WDR Fernsehen) zeigt die Entwicklung von der anfänglichen Aufbruchsstimmung und dem Willen, der Kirche eine zweite Chance geben zu wollen, bis zu Enttäuschung und Wut über die Aufarbeitung.

Bereits im Jahr 2018 versprach Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, Namen von Vertuschern nennen zu wollen: "Nur wenn wir ehrlich und aufrichtig sind, wird uns wieder Vertrauen geschenkt werden", sagte er damals. Patrick Bauer und Karl Haucke glaubten ihm. Sie wollten in einem Betroffenen-Beirat bei der Aufklärung von sexuellem Missbrauch helfen. Beide wurden als Kinder jahrelang von katholischen Geistlichen missbraucht.

Was sie als Erwachsene dann aber im Erzbistum Köln erlebten, bezeichnen sie als erneuten Missbrauch. Karl Haucke sagt, das habe ihn krank gemacht: "Ich schlafe kaum noch, ich hab wieder Albträume, ich musste meine Medikation ändern. Das sind die äußerlich sichtbaren Folgen dessen, was die Bistumsleitung mit uns gemacht hat." Und Patrick Bauer ergänzt: "Man fühlt sich ein stückweit so hilflos wie damals." Damals, als er als Kind immer wieder in das Büro des Priesters musste, ohne dass ihm jemand half. 

Die Namen der Vertuscher wollte Kardinal Woelki bereits im März 2020 nennen. Bauer und Haucke fieberten diesem Termin entgegen. Er wurde abgesagt. Die Untersuchung müsse juristisch nachgebessert werden, so das Bistum. Doch im Oktober 2020 wurde sie ganz einkassiert – dabei lag sie fertig formuliert in der Münchner Kanzlei, die vom Erzbistum beauftragt worden war. Haucke und Bauer kündigten dem Kardinal die Mitarbeit auf. Journalistinnen und Journalisten machten immer neue Missbrauchsfälle und deren Vertuschung öffentlich. Priester schrieben Protestbriefe an den Kardinal. Und die Katholiken aus dem Erzbistum wollen seitdem in so großer Zahl aus der Kirche austreten, dass die Termine beim Amtsgericht vorne und hinten nicht reichen. 

Kann die Kirche das Vertrauen der Gläubigen und Missbrauchs-Betroffenen noch einmal zurück gewinnen?