"Warum hat Rassismus mit uns allen zu tun?"

Stand: 19.03.2021, 11:19 Uhr

Ein Themenabend im WDR Fernsehen beschäftigte sich mit verschiedenen Formen von Rassismus: in der Gesellschaft, im Alltag, in den Medien, in der Sprache. Anlass war die berechtigte Kritik an der Sendung "Die letzte Instanz".

Wie komplex und sensibel das Thema Rassismus ist, zeichnete sich bereits im Vorfeld des von Till Nassif moderierten Themenabends im WDR Fernsehen ab. Die ursprünglich vorgesehenen Gäste Tayo Awosusi-Onutor, Perla Londole und Hadija Haruna-Oelker hatten kurzfristig abgesagt. Grund für die Absagen waren unter anderem unterschiedliche Vorstellungen über die inhaltliche und personelle Gestaltung der Diskussionsrunde. Der Themenabend war anlässlich der berechtigten Kritik an der WDR-Sendung „Die letzte Instanz“ Ende Januar ins Programm genommen worden.

Rassismus in der Gesellschaft, im Alltag, in den Medien, in der Sprache – darüber diskutierten Sheila Mysorekar, Journalistin und Vorsitzende des Vereins Neue deutsche Medienmacher*innen, die Wissenschaftlerin und Sinteza-Aktivistin Roxanna Witt, die Philosophin Svenja Flaßpöhler, der Soziologe Aladin El-Mafaalani, der Aktivist Charles aus Wiesbaden und WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn. Per Schalte meldete sich zudem Dominik Schollmayer, Moderator bei Antenne Niedersachsen, zu Wort.

„Es geht um eine Veränderung im Denken“

Bei allen Meinungsverschiedenheiten waren sich die Diskutant*innen in mindestens einem Punkt einig: dass Rassismus in der Gesellschaft keinen Platz haben dürfe. Aladin El-Mafaalani formulierte es so: „Man kann vielleicht über die Geschwindigkeit streiten, aber nicht über die Richtung.“ Und mit Blick auf die Arbeit der Medien und des WDR kam Jörg Schönenborn zu dem Schluss, dass es keine nicht-diversen Teams geben könne. Für Sheila Mysorekar geht es dabei nicht zwingend um eine Quote für Redaktionen, sondern um eine Veränderung im Denken. Denn das Ergebnis sei besserer Journalismus für alle.

Neben dem Talk zeigten eine Reportage und mehrere Beiträge, dass Rassismus viele Menschen in Deutschland ganz konkret in ihrem täglichen Leben betrifft. Ein Film über ein Anti-Rassismus-Training im WDR machte deutlich, mit welchen Nachteilen Menschen mit Zuwanderungshintergrund nach wie vor zu kämpfen haben – eine Erkenntnis, die die Teilnehmer*innen des Workshops sichtlich berührte.

Charles, Aktivist und Student aus Wiesbaden, brachte es auf den Punkt: „Es gab immer Menschen, die nie gehört wurden. Und andere, die über sie sprechen“. Miteinander ins Gespräch zu kommen, das ist auch Jörg Schönenborn wichtig – und genau dies habe die Diskussionsrunde ermöglicht.