Sieghardt Rupps Tod blieb ein Jahr unbemerkt

Stand: 01.06.2016, 13:17 Uhr

Einen Vornamen hatte er nicht. Und auch sonst ist Zolloberinspektor Kressin eine Ausnahmegestalt unter den Tatort-Ermittlern geblieben. 1971 bis 1973 gespielt von Sieghardt Rupp erlangte die Figur Kultstatus. Rupp aber ist, wie nun erst bekannt wurde, bereits am 20. Juli 2015 im Alter von 84 Jahren in Wien gestorben. Aus diesem Anlass wiederholt der WDR am 5. Juni 2016 um 00.15 Uhr die Tatort-Folge "Kressin stoppt den Nordexpress“.

Von Christoph Pierschke

Rupp brachte den bis heute wohl ruppigsten Tatort-Ermittler auf die Bildschirme. In der 1970 gestarteten Krimi-Reihe trat er als rauchender und prügelnder Ermittler mit flotten Sportwagen und vielen Liebschaften auf. Dienstvorschriften kümmerten den in Köln, Hamburg, Bonn oder gar in Kopenhagen und Lüttich ermittelnden Kressin so wenig wie geregelte Arbeitszeiten.

Kressin war der erste Ermittler, der für den WDR-Tatort im Einsatz war – ursprünglich war die Figur für eine eigene Serie gedacht gewesen. Die ARD aber wollte ihre neue Tatort-Reihe möglichst schnell gegen den "Kommissar" im ZDF in Stellung bringen. Also wurde Kressin zum Tatort-Ermittler umfunktioniert.

Nach sieben vom WDR produzierten Folgen mit dem bis heute einzigen Zollfahnder im Tatort folgten noch drei Gastauftritte Rupps als Kressin in späteren Tatort-Folgen. Danach verschwand die Figur. Und sein Darsteller wechselte wieder ans Theater. Zudem unterrichtete Rupp am Max-Reinhardt-Seminar in Wien.

Seine letzten Lebensjahre lebte Rupp zurückgezogen in Wien. Im Juni sollte er mit einer Retrospektive zu seinem 85. Geburtstag geehrt werden. Bei den Vorbereitungen fand das Filmarchiv Austria jedoch heraus, dass Rupp schon ein Jahr zuvor verstorben war. Die letzte Betreuerin von der Caritas hatte ihm versprechen müssen, seinen Tod nicht bekannt zu machen.