"Eine Mediathek für alle ÖR-Sender“

"Eine Mediathek für alle ÖR-Sender“

Stand: 21.10.2022, 09:25 Uhr

Am Rande der Medientage München sprach sich Jörg Schönenborn, WDR-Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung, für ein gemeinsames Portal aus, um alle Menschen mit öffentlich-rechtlichen Inhalten zu erreichen. Die Medientage vom 18. bis 20. Oktober stehen unter dem Motto "More relevant than ever".

Eines der bestimmenden Themen bei den Medientagen ist die Frage nach der Zukunft des linearen Programms. COSMO-Chefin Schiwa Schlei machte deutlich, dass sie fest an die Kraft von Audio glaubt – linear wie digital. Dabei könnten beide Welten voneinander profitieren. "Radio kann von Podcasts lernen. Je nach Inhalt schauen wir uns an, welches Medium eignet sich dafür am besten. Mal ist es ein Webvideo oder der 70 Minuten Podcast und dann wieder das Radio." Um das Digitale zu stärken und die jungen Zielgruppen besser zu erreichen, sei es notwendig, Mittel umzuschichten. So wie beim Prozess 50:50 vom COSMO. "Unsere Zielgruppe ist sehr digital – und unser Auftrag, zu bilden und zu unterhalten beschränkt sich nicht nur aufs Radio. Deswegen bauen wir 1LIVE weiter konsequent um."

"Eine Mediathek für alle ÖR-Sender“

Im Rahmen des Audio-Gipfels diskutierten neben COSMO-Chefin Schiwa Schlei (2.v.l.) auch Felix Kovac (Antenne Bayern), Christian Schalt (RTL Radio Deutschland) und Grit Leithäuser (Radiozentrale) moderiert von Andreas Horchler (podcon).

Jörg Schönenborn, WDR-Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung, diskutierte mit Claus Grewenig, Bereichsleiter Medienpolitik von RTL Deutschland über den neuen Medienstaatsvertrag und die Anforderungen an die Unterhaltung in öffentlich-rechtlichen Programmen. "Unterhaltung ist und bleibt Teil unseres Auftrags", machte er gleich zu Beginn seine Position deutlich und führte aus: "Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist für alle, lässt niemanden zurück. Die Unterhaltung in unseren Programmen soll den Horizont erweitern, ist vielfältig, vermittelt zwischen allen Teilen der Gesellschaft. Und leistet damit einen Beitrag zur Integration." 

Schönenborn spricht sich für gemeinsame Mediathek aus

Um auch alle Menschen mit den Inhalten zu erreichen, sprach sich Schönenborn am Rande des Panels für eine gemeinsame Mediathek aller öffentlich-rechtlichen Sender aus. Er sagte der dpa: "Ich glaube, wir schulden der Gesellschaft irgendwann ein einziges großes Portal. Einen Eingang, der zu allen öffentlich-rechtlichen Inhalten führt." Und ergänzte: "Meine Vision ist, dass die Öffentlichkeit eine Adresse für gute, wertvolle öffentlich-rechtliche Inhalte hat. Dass sie nicht zwischen Knöpfen oder unterschiedlichen Adressen wählen muss, sondern dass es ein Portal, eine Tür, einen Zugang gibt." Natürlich könne auf diesem großen Portal jeder Sender sein eigenes Angebot haben wie etwa das ZDF, Arte oder der WDR. "Meine Vision ist die einer Plattform, auf der alle öffentlich-rechtlichen Angebote sind, aber auch andere Player etwa aus dem Kulturbereich." 

Grundlegende Reform gefordert

Am Mittwoch (19.10.) ging es auf den Medientagen um die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der Chef der bayerischen Staatskanzlei Florian Herrmann sprach sich dabei für eine grundlegende Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus. Der CSU-Politiker schlug dazu eine Art Expertenkommission vor. Das fand auch die Zustimmung der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Medienpolitikerin Tabea Rößner. Mit Blick auf die Zahl der ARD-Landesrundfunkanstalten sagte der Staatskanzleichef: "Ich glaube, dass zu großangelegte Strukturen einfach nicht zeitgemäß sind angesichts der faktischen Lage der Medien." Das müsse diskutiert werden, auch die Zahl der Landesrundfunkanstalten. Der BR-Informationsdirektor Thomas Hinrichs sagte, die Sender müssten Strukturen verändern - "und zwar mit Blick darauf, dass wir mehr Geld für Inhalte freischaufeln müssen".

Ein kurzfristig anberaumter Termin der Rundfunkkommission der Länder in Hannover überschnitt sich mit dem medienpolitischen Panel. Daher konnte der WDR-Intendant und ARD-Vorsitzende Tom Buhrow nicht in München dabei sein. Deshalb wurde die ARD vom BR-Informationsdirektor vertreten.  

Wie der WDR auf TikTok Erfolge feiert

Bereits am Dienstag (18.10.) gab Azuma Satter aus dem Digitalteam des Newsrooms Einblicke in die Formatentwicklung von "nicetoknow". Und verriet, wie der WDR auf TikTok junge Menschen mit Nachrichten erreicht. "Der Einstieg muss direkt knallen", sagte sie. "Man darf keine Sekunde verschwenden und muss sich wirklich über jede Formulierung und jeden Satz Gedanken machen, ob es die Zeit wert ist und einen Inhalt überträgt, der die User auch wirklich interessiert." 

Auf den Medientagen ging es auch um das Thema Barrierefreiheit, vor und hinter der Kamera sowie online und offline. Darüber sprach Iris Meinhardt aus dem funk-Team.

Auch weitere Panels der Medientage waren durch die ARD hochkarätig besetzt, beispielsweise mit der ARD-Programmdirektorin Christine Strobl oder Tanja Hüther vom ARD-Distributionsboard sowie BR-Kulturdirektor Björn Wilhelm, der am Medientage-Gipfel zur Eröffnung teilnahm.