"Die Kinder können sich ganz gut durchsetzen"

Stand: 17.06.2016, 12:41 Uhr

Eine Kinder- und eine Erwachsenenjury haben bei ihrer Sitzung am 16. Juni im WDR in Köln entschieden, welche Projekte und Initiativen den WDR-Kinderrechtepreis bekommen. Die Preisverleihung erfolgt am 18. September 2016 ebenfalls im WDR in Köln, anlässlich des Weltkindertags. Wir sprachen mit Jury-Mitglied und WDR 5-Mitarbeiterin Maren Gottschalk über die Wahl der Preisträger.

Von Susanne Hagen

Für den Kinderrechtepreis wurden viele tolle Projekte eingereicht. Wie ist es denn da für die Jury überhaupt möglich, sich zu entscheiden?

Maren Gottschalk: Das ist gar keine leichte Aufgabe für die Jury. Sie muss sehr, sehr viele Bewerbungen lesen und sich darüber Gedanken machen. Natürlich gibt es Kriterien. Bringt das Projekt einen neuen Ansatz? Oder ist es besonders nachhaltig? Wie ist die Beteiligung von Kindern geregelt? Wirkt ein Projekt strukturell oder geht es eher um Einzelfallhilfe? Zunächst wird aus allen Bewerbungen - und wir hatten 90 - eine engere Auswahl getroffen und wer zu diesen Top Ten gehört, kann sich eigentlich schon besonders freuen.

Wie haben Sie die Sitzung der gleichberechtigten Kinder- und Erwachsenenjury erlebt?

Gottschalk: Die Diskussion war sehr spannend. Auf den ersten Blick hatten beide Jurys in ihren getrennten Sitzungen unterschiedliche Projekte ausgewählt und nur wenige gemeinsame Kandidaten auf der Liste. Dann mussten Argumente ausgetauscht und Kompromisse gefunden werden. Beide Jurys haben ihre Favoriten sehr zäh verteidigt. Wir haben dann eine Pause gemacht, in der sich beide Jurys noch einmal getrennt darüber verständigt haben, welche Zugeständnisse sie machen können - und welche nicht. Beide Jurys zeigten übrigens viel Respekt füreinander. Und die Kinder können sich auch ganz gut durchsetzen.

Achtet die Kinderjury bei der Bewertung der Projekte auf andere Dinge als die Erwachsenen?

Gottschalk: Ja, ein bisschen ist das so. Die Kinder schauen mehr auf die ganz existenziellen Fragen: Welches Projekt hilft den Kindern am meisten? Wer braucht am dringendsten Unterstützung? Die Kinder schauen auch darauf, wie tapfer die HelferInnen sind, die sich für die Kinder engagieren, zum Beispiel bei den Burundikids. Die Erwachsenen schauen eher darauf, welche Projekte strukturell und nachhaltig arbeiten.

Sie begleiten den Kinderrechtepreis schon von Anfang an - warum ist er für Kinder und für die einzelnen Projekte so wichtig?

Gottschalk: Wir sind noch weit davon entfernt, die Kinderrechte in NRW oder in Deutschland vollständig umzusetzen. Viel zu viele Kinder sind arm, vernachlässigt, allein, hungrig oder werden nie nach ihrer Meinung gefragt. Der WDR-Kinderrechtepreis macht diese Defizite sichtbar und zeigt zugleich Lösungsmöglichkeiten. Das ermutigt die Menschen, die sich mit so viel Engagement darum bemühen, Kindern und Ihren Rechten im Alltag Gehör zu verschaffen.