Shalom – WDR zeigte Festakt aus Köln

Stand: 19.02.2021, 15:32 Uhr

1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland lautet der Titel des Festjahres, das bundesweit mit vielen Veranstaltungen an diese gemeinsame Geschichte erinnert, das jüdische Leben sichtbar und erlebbar macht und dem erstarkenden Antisemitismus damit etwas entgegensetzen möchte. Den Auftakt bildete am 21. Februar der Festakt aus Köln.

Eigentlich wollte der Verein 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland den Festakt als 90-minütiges großes Live-Event mit Hunderten Gästen, viel Prominenz und Live-Musik im "Wohnzimmer" der Stadt Köln, im Gürzenich, ausrichten. Dazu war auch eine Live-Übertragung im Fernsehen geplant. Aufgrund von Corona mussten diese Pläne geändert werden. Entstanden ist eine Sendung, die ein lebendiges Bild des jüdischen Lebens in Deutschland zeichnet. Moderatorin ist die in Tel Aviv geborene und in Berlin lebende Journalistin Shelly Kupferberg: "Aus den Filmen, die beim Festakt eingespielt werden und den vielen jüdischen Stimmen, die wir da hören, spricht der Wunsch als selbstverständlicher Teil dieses Landes und dieser Gesellschaft wahrgenommen zu werden – endlich! Das Festjahr ist nun hoffentlich eine Chance, diesen Wunsch ins öffentliche Bewusstsein zu bringen."

Im Rahmen des Festaktes, sprach auch Bundespräsident Dr. Frank Walter Steinmeier – er hat die Schirmherrschaft zu "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" übernommen. Ein Grußwort sendete außerdem Israels Staatspräsident Reuven Rivlin. Weitere Redner waren der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, sein Vizepräsident und Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln, Abraham Lehrer, und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Dazu liefen zahlreiche musikalische und filmische Beiträge junger Künstler*innen. Außerdem stellte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker das historische jüdische Viertel, das zurzeit in einer archäologischen Zone ausgegraben wird, vor; dort entsteht das neue jüdische Museum.

Die Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen seien sehr aufwändig gewesen, erzählt WDR-Redakteurin Angelika Wagner: "Die Aufzeichnungen in der Kölner Synagoge erforderten von allen Beteiligten, besonders auch von der Moderatorin Shelly Kupferberg, ein sehr hohes Maß an Disziplin. Trotzdem war die Stimmung fröhlich, und ich freue mich mit dem gesamten Team, dass wir die Produktion so erfolgreich und gelungen verwirklichen konnten. Nicht live, aber sehr lebendig."

Vielfältiges WDR-Programmangebot

Aktuell leben über 200.000 Jüdinnen und Juden in Deutschland. Anlässlich des Festjahres präsentiert der WDR sie und ihre Lebenssituation über das gesamte Jahr mit zahlreichen Dokumentationen und Reportagen. Auch rund um den Festakt gab es ein vielfältiges Programmangebot zum Thema "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland".  So begleitete das Kulturradio WDR 3 den Auftakt zum Festjahr mit einem großen "WDR 3 Radiotag" und WDR 5 sendet zahlreiche Beiträge und Features an den Tagen rund um den Festakt. 

Die Kultursendung Westart (20.2. um 18.15 Uhr) war zu Gast in der Alten Synagoge in Essen - Moderatorin Siham El-Maimouni traf den jungen Künstler und Aktivisten Anton Tsirin und sprach mit der Schriftstellerin und Schauspielerin Adriana Altaras darüber, was es heißt, jüdisch zu sein. Außerdem ging es in der Sendung um das jüdische Leben in Köln. Westart schaute sich auf der archäologische Ausgrabungsstätte im Herzen der Stadt um – dort, wo das neue jüdische Museum entsteht.

In  der Sendereihe "Echtes Leben" lief am 21. Februar im Ersten der WDR-Film "Jung, jüdisch, weiblich" von Nicola Graef und Lena Scheidgen (Redaktion: Christiane Mausbach). Es geht darin um die Frage, wie schwer Traditionen wiegen und was jungen Jüdinnen der Glaube bedeutet?

"Ich möchte in keine Schublade gesteckt werden, aber das passiert gerade in Deutschland immer wieder!", sagt etwa Linda Rachel Sabiers. Sie ist Jüdin, Bloggerin, Autorin, eine meinungsstarke Frau. Protagonistin Helene lässt sich gerade zur Rabbinerin ausbilden. Und Rina ist geschieden, alleinerziehend und lebt in einer streng orthodoxen Gemeinde. Jede der drei im Film porträtierten Frauen lebt das Judentum anders, aber alle fühlen sich den Traditionen verpflichtet.

Von einem weitgehend unbekannten Kapitel jüdischen Lebens etwa erzählt die WDR-Dokumentation "Schalom & Alaaf", die nach wie vor in der Mediathek zu sehen ist. Der 30-minütige Film erzählt von Juden und Karneval - heute und in der Vergangenheit. Die Kölner Kultband Brings hat für die Dokumentation erstmals den neuen Song "Schalom Alaaf" von Bandmitglied Rolly Brings eingespielt. "Ich wünsche mir, dass das Lied irgendwann zum Repertoire gehört, dass es also normal wird, dass im Karneval Schalom und Alaaf gesungen wird", sagt Rolly Brings.