Valerie Weber

Was eine Morgensendung ausmacht

Stand: 10.08.2016, 11:13 Uhr

Neben WDR 2 und WDR 4 haben auch SWR 3, hr 3 und Bayern 3 in diesen Wochen ihre Morgensendungs-Teams gewechselt. Im Interview "Guten Morgen Radiowelt" mit dem Medienmagazin "Quotenmeter" spricht WDR Hörfunkdirektorin Valerie Weber über Doppelmoderationen, Charaktere am Mikrofon und die Erwartungen der Hörerinnen und Hörer.

Hörerinnen und Hörer müssten durch die Einführung von Doppelmoderationen einen konkreten Nutzen haben. Weber: "Unterschiedliche Perspektiven auf journalistische Themen, wie zu Fragen des Alltags. Unterschiedliche Priorisierungen von Themen durch die Moderatoren, wie verschiedene Lebensanschauungen, geben der Sendung den zusätzlichen Blickwinkel und den Charakteren Reibung und Spannung."

Der Wechsel von Einzelmoderatoren am Morgen zu einem relativ festen, größeren Moderatorenteam am Morgen bringe für Hörerinnen und Hörer zwar einerseits Vielfalt und Abwechslung und biete für den Sender strategische Chancen, doch, so Weber, müsse "grundsätzlich klar sein, dass dies für den Hörer viel anstrengender zu hören ist, als ein einziger Hauptmoderator. Allerdings gilt hier, was auch bei jedem einzelnen Moderator gilt", so Weber weiter: "Er oder sie wird immer wieder auch Haltung und Position beziehen müssen, um sich als Mensch und nicht als Vorleser zu zeigen. Aber je mehr ein Moderator wiederum Charakter und Profil zeigt, desto mehr müssen Programmmacher akzeptieren, dass er oder sie auch polarisiert." Und desto schwieriger werde es für die Chefs, diese Teams täglich zu tauschen – denn sie seien eben nicht austauschbar.

Langfristig in sein Team am Morgen zu investieren, sei dabei für jede Radiowelle von großem Wert. Weber: "Damit meine ich nicht nur die Moderatoren, sondern auch eine Nachrichten-Personality, einen guten Comedian, den Sport-Sidekick, bei manchen Programmen ist es sogar ein fester Pfarrer statt einem wechselnden Kirchenbeitrag am Morgen oder die wöchentlich profilierte Kinofrau. Es sind immer die Menschen am Mikrofon, die morgens die größte Bindung zum Sender aufbauen und somit den Unterschied machen."

Kontinuität brauche aber regelmäßig frischen Wind. Deswegen wünscht sich Weber „mindestens jede Woche eine gute neue Idee. Das kann eine neue Aktion sein, eine thematische Beitragsserie, ein neues Service-Feature, ein journalistisches Wochenthema, eine neue Comedy-Idee, ein selbstkomponiertes Lied. Damit hält man die Sendung frisch und auch die eigenen Moderatoren wach."