Von Schimanski bis Faber

Stand: 30.01.2020, 17:45 Uhr

Für Sonntag (2. Februar 2020) produzierte Sonja Goslicki nach über 20 Jahren ihren letzten "Tatort". Im Interview erinnert sie sich an die Cowboystiefel von Freddy Schenk, Magenschmerzen beim Münster-"Tatort" und den sperrigen Dortmunder Kommissar Faber, der nun in der Folge "Monster" ermittelt.

Eine junge Frau begeht einen Mord, ein Kind wird entführt, ein Serientäter kehrt zurück. Ein dunkles Thema liegt der Geschichte zugrunde, denn unter ihrer freundlichen Fassade sind einige der Protagonisten wahre "Monster". Dieser "Tatort" greift das Thema Kindesmissbrauch auf – "ein Thema, das an die Nieren geht", wie Sonja Goslicki sagt. Es ist der letzte "Tatort" der Produzentin, die seit 1994 zunächst "Schimanski", dann "Tatort" Köln, Münster und Dortmund verantwortet hat. "Tatort – Monster" war am 2. Februar 2020 im Ersten zu sehen.

Zum Abschluss haben Sie sich einem besonders schweren Thema gewidmet?

Ja. Wir haben ein sehr gutes Drehbuch von Jürgen Werner und dazu den hervorragenden Regisseur Torsten C. Fischer. Die Protagonisten des Dortmund-"Tatorts" liebe ich sehr. Eine gelungene Produktion, wie ich finde, und damit ein befriedigender Abschluss für mich.

1997 startete der erste Köln-„Tatort“. Erinnern Sie sich an die Anfänge?

Der WDR wollte gerne einen "Tatort" für Klaus J. Behrendt, und der wiederum wollte Dietmar Bär als Partner. Ich erinnere mich noch: In der ersten Folge trug Bär als Freddy Schenk Cowboystiefel. Seitdem schrieben mir Autoren bis heute diese Cowboystiefel ins Buch. Dabei hat er sie nie wieder getragen! Köln lief von Anfang an sehr gut, im Ranking der zweitbeliebteste "Tatort", darauf bin ich stolz.

2002 folgte der Münster-"Tatort"…

Bei Münster wollten wir ganz anders vorgehen, mit schrägen Figuren. Wir wollten diesen "Tatort" als Unterhaltung, das Publikum sollte mal lachen und entspannen. Ich bin ja immer gut sortiert, aber da hatte ich schon Magenschmerzen. Funktioniert es mit (Rechtsmedizinerin) "Alberich", mit der (Staatsanwältin) Klemm? Es war schwierig, dieses Format zu entwickeln, aber wir waren überglücklich, dass es eingeschlagen ist und von den Zuschauer*innen so gut angenommen wurde.

2012 kam Dortmund dazu…

Weil Münster so gut lief, hatte der WDR Vertrauen zu mir und vergab den Auftrag, mit dem zuständigen Redakteur Frank Tönsmann einen Dortmund-"Tatort" zu entwickeln. Die Figuren sind sperrig, es ist schwierig, spontan für Faber Sympathie zu empfinden. Wir erzählen aus der Perspektive der Kommissare, das ist eine ständige Herausforderung für Autoren. Dass die Quote steigt bestätigt unsere Arbeit.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den Jahren verändert?

Anfangs haben wir noch auf Film gedreht! Heute sind Schnitte und Erzählweise schneller. Es hat sich ergeben, dass die Konzentration der Zuschauer*innen schon nach zwei Minuten abnimmt. Dieser Fakt beeinflusst natürlich die Filmästhetik.

Wie werden Sie sich künftig den "Tatort" anschauen?

Ich bin sehr neugierig und sicherlich auch kritisch. Ich melde mich aber nur, wenn ich etwas gut finde!

Mit Sonja Goslicki sprach Ina Sperl