44. Herbsttreffen der Medienfrauen

Kongress der Medienfrauen setzt brisante Themen

Stand: 14.11.2022, 12:35 Uhr

  • 44. Herbsttreffen der Medienfrauen
  • Panels zu verschiedenen Themen
  • 23 Workshops zur Vielfalt der Gesellschaft

Der Backlash bezüglich der Geschlechterrollen während der Pandemie, die Abschaffung des Abtreibungsrechts in den USA, die Rückkehr der frauenverachtenden Taliban in Afghanistan, der Ukraine-Krieg oder die Brutalität des Mullah-Regimes im Iran - all das löst Entsetzen aus. Darauf verweist das Motto des diesjährigen Herbsttreffens der Medienfrauen: "Entsetzen. Empathie. Engagement. Empowerment." Zugleich weist es den Weg aus der Schockstarre. Britta Frielingsdorf, Beauftragte für Gleichstellung und Diversity of People im WDR: "Die vier Begriffe fassen zusammen, was uns derzeit bewegt, und sind als hoffnungsvolle Entwicklung zu verstehen."

Strategien gegen den Hass im Netz

"Hass gegen Frauen treibt uns seit einiger Zeit sehr stark um", erklärt Frielingsdorf, "wir fragen uns in den Rundfunkanstalten, was wir insbesondere gegen den Hass im Netz tun können, um unsere Mitarbeiterinnen zu schützen." Über Ursachen, Ausprägungen und Lösungsansätze sprechen die Regisseurin Mo Asumang, die WDR-Journalistin Georgine Kellermann, die Journalistin und Autorin Dr. Susanne Kaiser, die Unternehmerin und Sängerin Sarah Bora sowie Anna Wegscheider, Juristin bei HateAid, einer Beratungsstelle gegen Hass im Netz.

Frauen in Iran

Die Moderation des Herbsttreffens übernehmen Shanli Anwar und Marianna Deinyan, bekannt aus dem interkulturellen WDR-Hörfunkprogramm COSMO. Aus aktuellem Anlass führen sie auch ein Kolleginnengespräch über "Frauen in Iran" mit der Journalistin, Ärztin und Politikwissenschaftlerin Gilda Sahebi und Yalda Zarbakhch, der Leiterin des Farsi-Programms der Deutschen Welle. "Seit zwei Monaten lehnen sich die Menschen im Iran mutig gegen das gewaltvolle Regime auf und riskieren ihr Leben. Frauen stehen in der ersten Reihe, und es ist wichtig, ihre Stimmen hörbar zu machen", sagt Anwar, die selbst iranische Wurzeln hat. "Ich freue mich auf den Austausch mit zwei Journalistinnen, die das unermüdlich tun. Ihre Einschätzungen zu den Protesten im Iran sind sehr wertvoll."

Sexismus im Musikbusiness

"Ungleichheit im Musikgeschäft" lautet ein weiteres Schwerpunktthema. "Die öffentlich-rechtlichen Medien sind ja Teil des Musikbusiness", so Frielingsdorf, "wir veranstalten Konzerte, und Musik prägt unsere Programme. Und auch wir müssen uns fragen: Wie sieht es da bei uns mit der Gleichstellung aus?" Carolin Kebekus, die 2022 das DCKS Festival mit einem rein weiblichen Line-up auf die Beine stellte, eröffnet das Panel mit einer kurzen Videobotschaft.

Britta Frielingsdorf, Gleichstellungsbeauftragte des WDR

Britta Frielingsdorf, Gleichstellungsbeauftragte des WDR

Auf dem Podium berichten Expert:innen über Sexismus und Unterrepräsentanz von Frauen im Musikbusiness und diskutieren, was man dagegen tun kann. Ihre Teilnahme zugesagt haben: Singer / Songwriterin Alin Coen und Sängerin Balbina sowie Sarah Mibus, Musikplanerin für Radio und TV, Lea Karwoth, die als Projektmanagerin u.a. das Reeperbahn Festival in Hamburg betreut und sich in der Initiative Keychange für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Musikindustrie engagiert, sowie Francis Gay, der als Musikchef bei COSMO eine 50/50-Quote in den Playlists eingeführt hat.

Die Zukunft der Medien

In 23 Workshops spielt der feministische Blick auf die Vielfalt unserer Gesellschaft eine große Rolle. Und es geht um die Zukunft der Medien, etwa die Möglichkeiten von Games, TikTok oder Künstlicher Intelligenz. Nicht zuletzt bieten einige Workshops Hilfestellung beim ganz persönlichen Umgang mit den zahlreichen Krisen unserer Zeit.

Das Herbsttreffen der Medienfrauen wird seit 1978 abwechselnd von verschiedenen öffentlich-rechtlichen Sendern ausgerichtet. An der jährlichen Tagung nehmen Medienfrauen teil, die für die Rundfunkanstalten von ARD, ZDF, ORF, Deutscher Welle und DeutschlandRadio arbeiten.