"Dank Ihnen weiß ich, dass wir nicht alleine sind"

Stand: 07.07.2017, 16:21 Uhr

Als Zeichen der Solidarität mit den in der Türkei inhaftierten Journalistinnen und Journalisten haben am Donnerstag im WDR-Funkhaus Schauspieler, Comedians und Autoren Texte von Deniz Yücel gelesen.

Unter dem Hashtag #FreeDeniz hat sich eine Bewegung gebildet, die für die Freilassung des Journalisten Deniz Yücel eintritt, der seit knapp vier Monaten in der Türkei in Haft sitzt. Zusammen mit COSMO präsentierte der "Freundeskreis #FreeDeniz" die Veranstaltung "Wir wollen das Meer sehen" im KVB-Saal. Ein intensiver und bewegender Abend.

Im Namen von COSMO eröffnete Schiwa Schlei die Veranstaltung und übergab an taz-Redakteurin Doris Akrap: "Wir lesen hier zwar nur Deniz' Texte, wir sprechen aber für alle, die in der Türkei wegen abstruser Vorwürfe in Haft sitzen, und für alle, die für die Demokratie einstehen“, sagte die taz-Redakteurin zu den rund 600 Gästen. Sie kennt Deniz Yücel seit der Schule, hat mit ihm für die taz geschrieben und organisiert seit seiner Inhaftierung den Freundeskreis #FreeDeniz. "Wir werden so lange nicht schweigen, bis die Verantwortlichen verstehen, dass Demokratie bedeutet, die Kritik der anderen aushalten zu müssen", so Akrap weiter.

Dann kam Thomas Gottschalk auf die Bühne und las den Brief von Deniz Yücel, den er an die Besucher in Köln geschrieben hatte, vor: "Danke. Ich danke allen, die an diesem Abend mitwirken. Dank Ihnen weiß ich, dass ich in diesem Loch nicht vergessen werde, dass es Menschen gibt, die sich für mich und meine eingesperrten türkischen Kolleginnen und Kollegen einsetzen, kurz: Dass wir nicht alleine sind."

Nacheinander lasen Schauspieler, Comedians und Autoren knapp 20 Texte von Yücel, darunter Werke über die Situation in der Türkei, Thilo Sarrazin oder Pegida. Auch Texte aus Yücels bislang rund 100-tägiger Gefangenschaft waren dabei. Neben Thomas Gottschalk und Doris Akrap lasen der deutsch-türkische Journalist Osman Okkan, Günter Wallraff, Christine Westermann, Schriftstellerin Else Buschheuer, Olli Dittrich, Deniz Yücels Schwester Ilkay Yücel, Oliver Welke, Schauspielerin Hatima Ilter, Oliver Polak und Comedian Fatih Cevikkollu. Die Publizistin Carolin Emcke meldete sich per Videobotschaft. Auch fünf Freunde aus Yücels Abi-Jahrgang (1994) waren angereist, um in verteilten Rollen den Text "Ausländerschutzbeauftragte", verfasst in der typisch pointierten Sprache Yücels, vorzutragen.

Doch zwischen all den kritischen Texten ging es auch unterhaltsam zu: Olli Dittrich amüsierte das Publikum mit einem in authentischem Akzent vorgelesenen Text über den deutschen Alltag aus Sicht eines Türken. Damit hatte er die Lacher des Publikums und lautstarken Applaus auf seiner Seite.

Schauspielerin Halima Ilter rezitierte "Deniz Naki, Held der Türken" und schloss mit den Worten: "Deniz, wir vergessen dich nicht, Deniz, du bist nicht allein." Und damit sprach sie sehr vielen Anwesenden aus der Seele. Denn auch wenn eine Veranstaltung wie "Free Deniz - Wir wollen das Meer sehen" wahrscheinlich nichts an der Situation der Inhaftierten ändern wird, so ist es umso wichtiger zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind.