WDR-Filmhaus: FAQ zum LRH-Bericht
Stand: 24.01.2024, 15:14 Uhr
Der Landesrechnungshof Nordrhein-Westfalen (LRH) hat zwischen Februar 2022 und März 2023 eine Prüfung der laufenden Sanierung des WDR-Filmhauses durchgeführt. Der abschließende Bericht mit den Ergebnissen liegt dem WDR seit dem 24. Januar 2024 vor.
Was hat der LRH genau geprüft?
Der LRH beschäftigt sich in seiner Prüfungsmitteilung mit einem Projekt des WDR, das derzeit noch im Bau ist. Es handelt sich um die Generalsanierung eines zentralen WDR-Gebäudes in der Kölner Innenstadt, die der LRH als "Umbau des Filmhauses" bezeichnet. Auf 46 Seiten geht der LRH einer Reihe von Fragen nach, z.B. ob die Baumaßnahme in eine Immobilienstrategie eingebettet war, eine komplexe Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zugrunde lag, wie 2017 und 2019 die Steigerungen des Projektbudgets zustande kamen und wie im Jahr 2019 die Rohbauarbeiten des Gebäudes vergeben wurden.
Wie bewertet der WDR die Kritik des LRH?
Der WDR begrüßt die Prüfung des Filmhaus-Projekts durch den Landesrechnungshof. Der Bericht des LRH enthält konstruktive Ausführungen, die der WDR in Teilen bereits in der Vergangenheit aufgegriffen hatte. So verfügt der WDR beispielsweise seit 2015 über eine Immobilienstrategie, die laufend fortgeschrieben wird. Auch Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen werden vor Projektbeginn umfassend durchgeführt.
In wesentlichen Punkten kommt der WDR zu anderen Einschätzungen als der LRH. Vor allem die vom LRH behauptete Kausalität zwischen der ursprünglichen Standort-Planung und späteren Budgetanpassungen ist für den WDR nicht nachvollziehbar.
Gibt es Kritikpunkte, die der WDR für berechtigt hält?
Die Kritik des LRH an formalen Aspekten im Vorfeld des Projekts in den Jahren 2007-2014 nimmt der WDR an. In den vergangenen Jahren wurde die Herangehensweise bei Immobilienprojekten bereits weiter professionalisiert. Beispielsweise gibt es im WDR seit 2015 eine standardisierte Immobilienstrategie, die regelmäßig den aktuellen Marktentwicklungen angepasst wird. Gegenwärtige Entscheidungen, z.B. über unsere Standorte in Münster und Bonn oder für unser Studio in Washington, werden auf Grundlage dieses Bezugsrahmens getroffen. Eines ist aber auch ohne ein formales Wirtschaftlichkeitsgutachten klar: Dass eine Sanierung des Filmhauses wirtschaftlicher ist als eine komplette Verlagerung nach Bocklemünd, wo neben einem Neubau weitere Ausbauten und Sanierungen nötig gewesen wären.
Würden Sie aus heutiger Sicht das Filmhaus an diesem Ort und in dieser Form bauen?
Ein entschiedenes Ja. Anlass für die Sanierung des Filmhauses war ein Brandschutzgutachten im Jahr 2012, auf dessen Grundlage die Stadt Köln den Betrieb des 40 Jahre alten Gebäudes nur noch bis zum Jahr 2020 erlaubte. Das hieß: zügig neuen Raum schaffen für 580 Arbeitsplätze – samt Produktionsinfrastruktur. Wesentliche Kriterien bei der intensiven wirtschaftlichen Abwägung zwischen Neubau oder Sanierung waren die zu erzielende maximale Gesamtfläche, die Anzahl der Arbeitsplätze und die Nachhaltigkeit. Im Ergebnis hat sich die Filmhaus-Sanierung eindeutig als die wirtschaftlichste Lösung herausgestellt.
Das neue Filmhaus ermöglicht es dem WDR, weitere Flächen in der Kölner Innenstadt zu reduzieren und sich bis 2026 auf den Kern des Gebäudeensembles zwischen Wallrafplatz und Breite Straße zu beschränken. Die Gebäude Berlich, Quincy und Kaufhalle werden komplett aufgegeben. In der Kölner Innenstadt werden dann keine Flächen mehr angemietet. Aufgrund eines großen Konferenz- und Veranstaltungsraumes im neuen Filmhaus, der regelmäßig für die Gremiensitzungen genutzt werden wird, kann der WDR zukünftig auf zusätzliche Anmietungen zu diesem Zwecke verzichten. Derzeit finden die Sitzungen zum Beispiel im Stiftersaal des Kölner Wallraf-Richartz-Museums statt, der für jede Sitzung angemietet werden muss.
Im neuen Filmhaus werden die reichweitenstärksten Programme des WDR produziert: von WDR 2 bis zur Aktuellen Stunde, vom ARD Morgenmagazin bis zu Brennpunkten, den Zulieferungen für die Tagesschau und die digitalen Kanäle. Das Ziel: Die Menschen im Land noch umfassender und direkter über alle Kanäle zu informieren.
War dem WDR das Ausmaß der Kosten bei der Entscheidung für das Filmhaus klar?
Alle notwendigen Änderungen des ursprünglichen Projekt-Plans hat der WDR noch vor Baubeginn beschlossen und finanziell einkalkuliert. Über die Kosten hat der WDR zu jedem Zeitpunkt die Kontrolle gehabt und sie nach innen wie außen transparent erläutert.
Wie bei Baumaßnahmen der öffentlichen Hand üblich, hat der WDR einen stufenweisen Genehmigungsprozess durchgeführt. Dies spiegelt sich auch im Generalplaner-Vertrag mit einer stufenweisen Beauftragung wider. Damit konnte das Projekt in jeder Phase der Planung angehalten, geprüft oder anders geplant werden, und alle notwendigen Informationen lagen dafür vor.
Was kein Bauherr in Deutschland absehen und beeinflussen konnte, waren die immensen Preissteigerungen in der Baubranche. Auf Basis der Vorjahre hatte der WDR Preissteigerungen gemäß Baukostenindex in Höhe von 1,7 Prozent eingerechnet. Im Verlauf des Projektes stiegen aber, angetrieben vom allgemeinen Bau-Boom, deutschlandweit die Kosten für Material und Handwerkerleistungen. Das erlebte jeder, der einen Handwerker brauchte. Seit 2017 gab es eine Preissteigerung von 44 Prozent. Deshalb liegt das Budget bei 240,1 Mio. Euro. Darin enthalten sind Kosten für Anmietungen und Preissteigerungen bei der technischen Ausstattung.
Erklärung Baukostenindex: Der Baukostenindex ist eine Art "Warenkorb"-Betrachtung der Baubranche, in der abgeschlossene Bauprojekte mit ihren tatsächlich entstandenen Kosten erfasst werden, um die allgemeine Kostenentwicklung abzuschätzen.
Sind die Kostensteigerungen nur mit der Marktsituation zu erklären?
Ja, die außerplanmäßigen Kostensteigerungen sind auf die erheblichen Preissteigerungen in der Baubranche zurückzuführen – seit 2017 stiegen die Preise um 44 Prozent. Andere Budgetanpassungen waren bewusste Entscheidungen des WDR aufgrund veränderter Rahmenbedingungen – mit dem Ergebnis, dass ein erheblicher Mehrwert im Gebäude entsteht, u.a. mit mehr Arbeitsplätzen als in der Ausschreibung 2015 vorgesehen waren. Dabei ist aus wirtschaftlicher Sicht eines entscheidend: Alle notwendigen Planänderungen wurden rechtzeitig vor Baubeginn beschlossen, einkalkuliert und blieben dann in dem angepassten Rahmen. Über die Kosten hat der WDR zu jedem Zeitpunkt die Kontrolle gehabt und sie nach innen wie außen transparent erläutert.
Wie kam es zu den einzelnen Budgetanpassungen?
In den ersten Planungen, die den oftmals öffentlich zitierten 130 Mio. Euro zu Grunde lagen, waren zum Teil Anforderungen nicht enthalten, die zu einem späteren Zeitpunkt erforderlich wurden, sowie erhebliche Preissteigerungen in der Baubranche.
- Rechtzeitig vor dem offiziellen Baustart hat der WDR entschieden, dass im neuen Medienhaus ein zentraler Newsroom eingerichtet werden soll – für die aktuelle crossmediale Berichterstattung. Eine weitere Planungsänderung erfolgte, nachdem der Landtag das WDR-Gesetz geändert und den Rundfunkrat maßgeblich vergrößert hatte. Es wurde dann ein großer Multifunktionsraum im Erdgeschoss eingeplant – für öffentliche Veranstaltungen des WDR und die öffentlichen Gremiensitzungen. Mit dieser Leistungserweiterung um Newsroom und Konferenzraum lag das Budget bei 161 Mio. Euro.
- Was kein Bauherr in Deutschland absehen und beeinflussen konnte, waren die immensen Preissteigerungen in der Baubranche. Auf Basis der Vorjahre hatte der WDR Preissteigerungen gemäß Baukostenindex in Höhe von 1,7 Prozent pro Jahr eingerechnet. Im Verlauf des Projekts stiegen aber, angetrieben vom allgemeinen Bau-Boom, deutschlandweit die Kosten für Material und Handwerkerleistungen. Seit 2017 gab es eine Preissteigerung von 44 Prozent. Deshalb liegt das Budget bei 240,1 Mio. Euro. Darin enthalten sind Kosten für Anmietungen und Preissteigerungen bei der technischen Ausstattung.
Laut LRH haben Fehler bei Projektbeginn zu deutlichen Mehrkosten geführt – stimmt das?
Nein. Denn genau diesen kostenintensiven Kardinalfehler bei Bauprojekten – nämlich Planungsänderungen nach Baubeginn – hat der WDR nicht begangen. Alle notwendigen Änderungen des ursprünglichen Projektplans hat der WDR noch vor Baubeginn beschlossen und finanziell einkalkuliert. Offizielles Planungsende im Projekt, der sogenannte "Point of no Return", lag im Dezember 2017. Danach gab es keine Um- oder Neuplanungen mehr.
Welche Prüfungen hat der WDR gerade im Anfangsstadium unternommen, um die Wirtschaftlichkeit des Projekts zu gewährleisten?
Vor Projektbeginn erfolgte eine intensive wirtschaftliche Abwägung zwischen Neubau oder Sanierung des Filmhauses. Wesentliche Kriterien waren die zu erzielende maximale Gesamtfläche, die Anzahl der Arbeitsplätze und die Nachhaltigkeit. Im Ergebnis hat sich die Filmhaus-Sanierung eindeutig als die wirtschaftlichste Lösung herausgestellt.
So konnten 60 Prozent der Gebäudesubstanz erhalten werden. Das neue Filmhaus hat eine Gesamtfläche von 24.000 m². Ein Neubau hätte aufgrund des geltenden Höhenkonzepts der Stadt Köln einen Verlust von rund 30 Prozent der oberirdischen und damit wertvollen Flächen bedeutet, was über 7.000 m² weniger bedeutet hätte. Auch jüngste Festlegungen der KEF zur maximalen Nutzung von Geschossflächen wären bei einem Neubau nicht eingehalten worden.
Zudem hat der WDR nachweisen können, dass die gewählte Sanierung am Standort Innenstadt um 21,82 Mio. Euro günstiger war als ein Neubau am gleichen Standort (Betrachtungszeitpunkt 2015) und sogar 60,2 Mio. Euro günstiger als ein Neubau am Standort Bocklemünd (Betrachtungszeitraum 2019).
Warum hat der WDR in teurer Innenstadtlage gebaut und nicht in Bocklemünd?
Diese grundsätzliche Frage hat der WDR sich bereits 2007 gestellt – noch weit vor den Filmhaus-Planungen. Und sich grundsätzlich für eine Flächenverdichtung in der Kölner Innenstadt und gegen eine Verlagerung nach Bocklemünd entschieden.
Dieser Grundsatzentscheidung folgten nach 2007 umfangreiche Investitionen. Die zentralen Gebäude sind redaktionell, technisch und produktionslogistisch eng miteinander verbunden. Die auch räumlich verzahnte Zusammenarbeit aller Bereiche ermöglicht eine optimale crossmediale Berichterstattung.
Das Filmhaus rückte erst fünf Jahre später, also 2012, in den Fokus. Anlass war ein Brandschutzgutachten, auf dessen Grundlage die Stadt Köln den Betrieb des 40 Jahre alten Gebäudes nur noch bis zum Jahr 2020 erlaubte. Zu diesem Zeitpunkt war die Zentralisierung der Flächen in der Kölner Innenstadt im Grundsatz längst beschlossen. Eine Verlagerung nach Bocklemünd hätte zu einem Gesamtaufwand geführt, der weder finanzierbar noch vertretbar gewesen wäre.
Waren dem WDR bei Planung des Filmhauses die Workflows der Redaktionen, die dort arbeiten sollen, bekannt?
Beim Filmhaus wird zwischen den ersten Überlegungen und dem Einzug über ein Jahrzehnt liegen. In dieser Zeit haben Smartphones und Tablets die Mediennutzung verändert, Streaming-Dienste und Social Media wurden Alltag und der WDR hat sich zu einem crossmedialen Programmunternehmen gewandelt. Um dieser sehr dynamischen Entwicklung gerecht zu werden, entschied sich der WDR, das Filmhaus so zu planen, dass dort möglichst flexibel gearbeitet werden kann.
In diesem Sinne entwickelte der WDR Raummodule, die unabhängig funktionieren. Diese Module kamen im gesamten Planungsprozess unverändert zum Einsatz und werden schließlich 1:1 realisiert. Auch nachdem der WDR 2022 die konkrete Belegung des Filmhauses festgelegt hat, blieben die Module unverändert und stellten die maßgebliche Planungsgrundlage dar. Zukünftig ermöglichen die Module, neue Arbeitsweisen oder Zuschnitte von Bereichen räumlich effizient umzusetzen.
Wie wurden die Gremien über die Projekt- und Kostenentwicklung informiert?
Der WDR hat seine Aufsichtsgremien (Rundfunkrat und Verwaltungsrat) seit dem Jahr 2013 insgesamt 23-mal mit dem Projekt Filmhaus formal befasst und regelmäßig transparent informiert. Erstmals in seiner Geschichte hat er im Dezember 2015 ein aus rund 140 Einzelvergaben und fünf Einzelvorlagen bestehendes Vorhaben als Gesamtmaßnahme vorgelegt und damit ein hohes Maß an Transparenz und Übersicht ermöglicht.
Wurde die Vergabe der Rohbauleistungen korrekt durchgeführt?
Aus den dem LRH vorliegenden Dokumenten ist zu erkennen, dass der Vergabeentscheidung im Jahr 2019 komplexe Beratungen und Entscheidungen der WDR-Geschäftsleitung und des WDR-Verwaltungsrats vorausgegangen sind. Aus Sicht des WDR sind die entsprechenden Dokumente in der Vergabeakte enthalten, einschließlich des Preisspiegels, Abwägungen bzgl. Aufhebung oder Zuschlag etc.
Der WDR nimmt den Hinweis des LRH zur Kenntnis, dass weitere Querverweise im Vergabevermerk hätten angeführt werden können.