Der Film von Mila Teshaieva und Marcus Lenz (Redaktion: Nicole Ripperda und Britta Windhoff) zeigt das Grauen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Teshaieva und Lenz sind mit der Kamera in die Kleinstädte Borodjanka, Butscha und Irpin gereist, die über Wochen von der russischen Armee auf ihrem Eroberungsfeldzug in Richtung Kiew besetzt waren. Ihr Film gibt den Menschen vor Ort eine Stimme.
Die Grimme-Jury urteilt: "Innerhalb von 44 Minuten geben sie einen hochaktuellen, konzentrierten, sensiblen wie vielschichtigen Einblick in die Region der Ukraine, die aufgrund grausamster Gewaltverbrechen zur weltweiten Schlagzeile wurde. Behutsam fangen sie ein, was es bedeutet, mutmaßliche Kriegsverbrechen verwalten zu müssen und inmitten der Zerstörung und des Leids Alltag zu leben. Dabei verstärken sie die Abgründe des Krieges filmisch nicht, sie treten als Filmteam nicht ins Bild und geben lediglich mit einem zurückhaltenden Kommentar kurze Einordnungen. Besonders hoch anzurechnen ist Teshaieva und Lenz, mit welcher Ruhe und Klarheit sie Momente einfangen und für sich sprechen lassen. […] Teshaieva und Lenz gelingt eine Zustandsbeschreibung, die den Blick auf die Menschen vor Ort richtet. Sie zeigen Massengräber, Trauma und Schmerz, ohne ausstellend zu werden und die Not und Überforderung der Verwaltung, für Aufklärung, Dokumentation und Struktur zu sorgen, ohne engagierte Ortskräfte aus dem Blick zu verlieren. So veröffentlichten sie bereits Anfang Juli 2022 ein wichtiges Zeitdokument, das von der Stärke der Bilder und Protagonist:innen getragen wird."
Die Verleihung des 59. Grimme-Preises findet am 21. April 2023 im Theater der Stadt Marl statt.