ARD-Kamerateam in Minsk festgenommen – Mitarbeiter müssen das Land verlassen

Stand: 31.08.2020, 16:10 Uhr

In der Nacht zum Samstag ist in Minsk ein ARD-Kamerateam festgenommen worden. Nach ihrer Freilassung am Samstagmorgen wurden die beiden russischen Kollegen des Landes verwiesen. Dem belarussischen Producer droht ein Prozess.

Am Freitagabend ist ein ARD-Kamerateam vor seinem Hotel in Minsk festgenommen und über Nacht in einer Polizeistation festgehalten worden. Es handelt sich um einen russischen Kameramann und einen russischen Kamera-Assistenten, die für das ARD-Studio Moskau arbeiten, sowie einen belarussischen Producer. Alle Drei waren ordnungsgemäß akkreditiert, die offiziellen Akkreditierungen sind ihnen mittlerweile entzogen worden. Das dreiköpfige Team ist Samstag-Vormittag gegen 10 Uhr wieder freigelassen worden. Die beiden russischen Kollegen wurden bereits des Landes verwiesen und sind auf dem Weg nach Moskau. Sie haben ein Einreiseverbot nach Belarus für fünf Jahre. Dem belarussischen Producer droht ein Prozess.

WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn: „Ich bin entsetzt über die aktuellen Geschehnisse und halte den Umgang mit unserem Team in Minsk für absolut inakzeptabel. Die Festnahme und das Entziehen der Akkreditierung macht unser Team vor Ort quasi handlungsunfähig. Das zeigt erneut, dass eine unabhängige Berichterstattung in Belarus immer weiter erschwert und beinahe unmöglich gemacht wird. Wir lassen uns als öffentlich-rechtlicher Rundfunk jedoch nicht einschüchtern und werden alles daran setzen, dass unsere Journalisten auch weiterhin über die Vorgänge, Proteste und Demonstrationen in Belarus kritisch und unabhängig berichten können. Selbstverständlich hat die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort dabei oberste Priorität.“

ARD-Studioleiterin in Moskau, Ina Ruck und ARD-Korrespondent Jo Angerer hatten bis zum Moment der Freilassung am Samstagmorgen keinen Kontakt zu dem festgesetzten Team. ARD-Korrespondent Jo Angerer war von der Verhaftung nicht betroffen, er hielt sich zu dem Zeitpunkt nicht bei dem Team auf, wurde aber am späteren Abend ebenfalls vor dem Hotel von der Polizei kontrolliert.

Nach den Ereignissen vom Wochenende reist der Korrespondent Jo Angerer zunächst nach Deutschland aus, da ihm in Minsk die Produktionsmöglichkeiten entzogen wurden. Der WDR prüft nun mit Blick auf die nächsten Tage verschiedene Möglichkeiten, um weiterhin eine Berichterstattung aus Minsk mit ARD-Mitarbeiter*innen vor Ort zu realisieren. Dabei hat die Sicherheit der  Mitarbeiter*innen Priorität. Die Berichterstattung wird in der Zwischenzeit aus dem Studio in Moskau erfolgen. Das ARD-Studio Moskau steht unter der Federführung des Westdeutschen Rundfunks.