In dem Magazin "Stern" war am 29. Oktober zu lesen, 44 Prozent der Deutschen stimmten der Pegida-Aussage zu, die Medien seien von oben gesteuert und verbreiteten nur geschönte und unzutreffende Meldungen. Das war das Ergebnis einer vom Stern in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage.
Eine am 31. Oktober veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap für das WDR 5-Medienmagazin "Töne, Texte, Bilder" ergab allerdings ein anderes Bild: Demnach bewerteten 88 Prozent der Bundesbürger das Informationsangebot von Zeitungen, Zeitschriften, Radio, Fernsehen und Internet in Deutschland als gut oder sehr gut. Außerdem teilten 72 Prozent den von Pegida geprägten Vorwurf der "Lügenpresse" nicht. 20 Prozent gaben an, dass sie persönlich von "Lügenpresse" sprechen würden, wenn sie an Zeitungen, Radio und Fernsehen in Deutschland denken.
Die Zeitung "Bild am Sonntag" wiederum hatte das Meinungsforschungsinstitut YouGov beauftragt, herauszufinden, wie wichtig den Deutschen das Programm von ARD und ZDF ist. In der Ausgabe vom 1. November war zu lesen, jeder zehnte Befragte habe angegeben, komplett darauf verzichten zu können. Aber auch, dass 43 Prozent angaben, nicht auf die Nachrichten-Sendungen der öffentlich-rechtlichen Sender verzichten zu wollen.
Die Umfrage im Auftrag des "Stern" irritierte Medienjournalisten wie Stefan Niggemeier und Stefan Fries, die dem Magazin unsaubere Methoden unterstellen. So sei etwa – anders als in der Befragung für WDR 5 – nicht direkt nach dem Begriff "Lügenpresse" gefragt worden, schreibt der freie WDR-Mitarbeiter Fries in seinem Blog. Aber der "Stern" titelte: "44 Prozent der Deutschen teilen den 'Lügenpresse'-Vorwurf von Pegida." Auch der Professor für Statistik und Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung, Gerd Bosbach, zweifelte die Aussagekraft der Umfrage in einem Interview mit dem Deutschlandfunk an.
WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn sagt über die drei Umfragen: "Der Vergleich der Ergebnisse zeigt: Auch Zahlen sind keine Wahrheiten, die man leichthin übernehmen kann. Gerade bei Umfragen muss man zweimal hingucken, was und wie genau gefragt wurde." In der Sache freue er sich natürlich, dass die Infratest-dimap-Umfrage erneut dem öffentlich-rechtlichen Radio und Fernsehen große Glaubwürdigkeit bescheinige. Umso bedenklicher sei der hohe Anteil gerade der jüngeren Befragten, der die Unabhängigkeit der Medien in Frage stelle. Schönenborn: "Dem möchte ich gemeinsam mit der Medienforschung nochmal genauer nachgehen, damit wir unsere Schlüsse für den journalistischen Alltag daraus ziehen können."