Stellungnahme des WDR zur Studie "Information oder Unterhaltung?" der Otto-Brenner-Stiftung

Teils widersprüchliche Darstellung

Stand: 27.07.2015, 14:46 Uhr

Der Informationsanteil im WDR Fernsehen liegt bei mehr als 75 Prozent. Sogar ohne kurzfristige Wiederholungen und Übernahmen aus Informationsprogrammen anderer ARD-Sender, also alleine mit Erstsendungen eigener Sendungen sind es 50 Prozent Informationsanteil im WDR Fernsehen. Trotz dieser deutlichen Ergebnisse ihrer eigenen Studie erklärt die Otto-Brenner-Stiftung in einer Pressemitteilung, es gäbe einen Trend zu "Human-Touch-Themen". In einer Stellungnahme weist der WDR auf diesen und weitere Widersprüche hin und stellt Fakten richtig, die in der Pressemitteilung falsch dargestellt wurden.

Die aktuelle Studie der Otto-Brenner-Stiftung unterstreicht die Informationsleistung des WDR. Sie bescheinigt dem WDR Fernsehen den "größten Anteil besonders relevanter, gesellschaftlich-kontroverser Themen (62 Prozent)" im Vergleich zu allen bisher untersuchten dritten Programmen (S. 6). Die Studie lobt, "dass eine besondere Stärke des WDR in einer ausdifferenzierten (...) Regionalberichterstattung liegt, in der zudem auch kontroverse und politische Themen dominieren."

Die Autoren der Studie stellen fest, dass der Informationsanteil des WDR Fernsehens allein mit Erstsendungen bei rund 50 Prozent liegt. Nimmt man kurzfristige Wiederholungen und Übernahmen von Informationsprogrammen anderer ARD-Sender hinzu, liegt der Informationsanteil im WDR Fernsehen der Studie zufolge bei mehr als 70 Prozent. So schreiben die Autoren: "Journalistische Berichterstattung ist die Domäne der Dritten Programme der ARD. 77 Prozent der täglichen Sendezeit des WDR gilt fernsehpublizistischen Inhalten" (S. 32). Damit bestätigen die Forscher der Brenner-Stiftung in ihrer eigenen Studie, was sie in der Pressemitteilung dazu dem WDR in Abrede stellen: Einen Informationsanteil von mehr als 70 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt auch die regelmäßig durchgeführte Programmanalyse auf Basis der AGF-Programmcodierung, die nicht nur wie die Studie der Brenner-Stiftung einen kurzen Zeitraum von einer Woche umfasst, sondern das gesamte Programmangebot des WDR Fernsehens im Jahr 2014: 76 Prozent des täglichen Angebots fallen danach auf Informationssendungen.

Den in der Pressemitteilung behaupteten und negativ konnotierten "Trend zu Human-Touch-Themen" belegt die Studie nicht, da bezogen auf die einzelnen Sender Vergleichsdaten früherer Jahre fehlen. Zudem ist der "Human-Touch"-Begriff der Studie sehr weit gefasst. Die Autoren zählen dazu "Menschen und Emotionen", die im WDR Fernsehen u.a. in vielfach preisgekrönten Doku- und Reportage-Formaten wie "Menschen hautnah" eine große Rolle spielen, die sich mit anspruchsvollen gesellschaftlich relevanten Themen beschäftigen. Auch die Berichterstattung über "besondere Schadensereignisse" gehört für die Autoren zu "Human Touch-Themen". Diese ist jedoch bei einer öffentlich-rechtlichen Regionalberichterstattung geradezu geboten.

Dass Wiederholungen für den Sendebetrieb des WDR Fernsehens eine wichtige Rolle spielen, wie die Autoren konstatieren, steht Jahr für Jahr mit präzisem Anteil im Geschäftsbericht des WDR. Alle Vollprogramme, egal ob öffentlich-rechtlich oder privat, sind – vor allem in der Nacht – auf Wiederholungsstrecken angewiesen. Wiederholun-gen sind programmwirtschaftlich und gerade im Hinblick auf einen verantwortungsvol-len Umgang mit den Rundfunkbeiträgen geboten und werden von Zuschauern vielfach als Service wahrgenommen.

Die Otto-Brenner-Stiftung äußert in ihrer Pressemitteilung Zweifel, ob die dritten Programme ihrem öffentlich-rechtlichen Programmauftrag gerecht werden. Die Studie selbst enthält bezogen auf das WDR Fernsehen jedoch keine Hinweise und Belege, die diese Zweifel stützen. Die Schlussfolgerung der Otto-Brenner-Stiftung, es gebe eine Lücke zwischen Programmauftrag und Programmrealität, ist durch die Ergebnisse der Studie nicht gedeckt. Die Frage "Information oder Unterhaltung?", die die Studie in ihrem Titel stellt, lässt sich bezogen auf den Programmauftrag des WDR zudem klar beantworten: sowohl als auch. Laut WDR Gesetz, § 4 Programmauftrag, haben die Angebote des WDR "der Information, Bildung und Unterhaltung zu dienen".

Für das kommende Jahr plant der WDR eine umfangreiche Schemareform des WDR Fernsehens, die u.a. einen weiteren Ausbau der bereits starken regionalen Information zum Ziel hat. Über die Reform wird im Sommer der WDR-Rundfunkrat entscheiden.