Verdamp lang her

Stand: 05.02.2016, 12:50 Uhr

Er machte mit seiner Band BAP Kölschen Rock weit über die regionalen Grenzen hinaus populär. In diesem Jahr wird Wolfgang Niedecken 65 und feiert sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Bei WDR 4 dreht sich zu seinem Geburtstag am 30. März alles um den „Bob Dylan der Kölner Südstadt“.

Einer der ersten Auftritte von BAP Ende der 1970er-Jahre im Kölner Club "Basement".

Einer der ersten Auftritte von BAP Ende der 1970er-Jahre im Kölner Club "Basement".

Wer Anfang der 1980er-Jahre irgendwo zwischen Bodensee und Waterkant seine Jugend verbrachte, erinnert sich garantiert daran: Auf Schulfeten wurde zu „Verdamp lang her“ („Verdammt lang her“) getanzt, Luftgitarre gespielt und lauthals mitgesungen – auch wenn man den Text größtenteils gar nicht verstand. Der Hit stammte vom dritten BAP-Album „Für usszeschnigge!“ („Zum Ausschneiden!“). Es war das erste, das die 1976 gegründete Band bei einem Major-Label veröffentlichte. Und das erste von bis heute elf Nummer-Eins-Alben. Die Platte bekam Doppel-Platin und hielt sich 81 Wochen in den Albumcharts. Und sie machte die Kölner Lokalmatadoren über die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt.

Vom Gefühl her irgendwas mit 30

Wolfgang Niedecken schrieb „Verdamp lang her“ für seinen Vater. Der hätte gerne gehabt, dass sein Sohn seinen Lebensmittelladen an der Severinstorburg übernimmt. Doch Wolfgang studierte lieber Malerei und machte Musik. „Mein Vater ist im September 1980 sehr beunruhigt gestorben. So richtig Erfolg hatten wir erst 1982“, erinnerte sich Niedecken 2013 in einem „Spiegel“-Interview. Da sprach er auch über seinen zwei Jahre zurückliegenden Schlaganfall. Und über sein letztes Soloalbum „Zosamme alt“ („Zusammen alt“) mit allen Songs, die Niedecken in zwei Jahrzehnten für seine Frau geschrieben hat. Für einen Rocksänger, meinte er, habe er zwar schon ein biblisches Alter, aber er fühle sich immer noch wie „irgendwas mit 30“. Er denke nicht großartig über das Altsein nach, aber er werde immer öfter daran erinnert, so der Musiker.

Lebenslänglich BAP

Auch WDR 4 möchte daran erinnern und blickt einen Tag lang auf das künstlerische Schaffen von Wolfgang Niedecken: Auf 23 BAP-Alben und diverse Solo-Alben, darunter eine Produktion mit der WDR BIG BAND KÖLN. Auf zahlreiche Tourneen, die den Kölsch-Rocker nicht nur ins deutschsprachige Ausland, sondern auch in die Sowjetunion, nach China, Nicaragua und Mosambik führten. Und auf das soziale und politische Engagement Niedeckens, unter anderem für die Antirassismus-Kampagne „Arsch huh, Zäng ussenander!“ („Arsch hoch, Zähne auseinander“), deren Hymnen-Text er verfasste.

Niedecken ist das einzige verbliebene Gründungsmitglied von BAP. Er tritt seit 2014 mit wechselnden Musikern unter dem Bandnamen auf. Am 15. Januar erschien das aktuelle BAP-Album „Lebenslänglich“. Auf dem Cover ist der Frontmann wie auf einem Polizeifoto abgebildet. Einer der Songs darauf heißt „Et ess lang her“ („Es ist lange her“). Er handelt davon, wie der Song entstanden ist, mit dem die Erfolgsgeschichte begann: „Verdamp lang her“.