Leonard Bernstein

Acht Brücken – Musik und Glaube

Stand: 05.02.2016, 12:50 Uhr

Elf Tage, 57 Veranstaltungen, 14 Uraufführungen: Das Kölner Festival „Acht Brücken“ hat sich 2016 der Spiritualität verschrieben. Die Matinee „I Believe“ mit dem WDR RUNDFUNKCHOR und dem WDR FUNKHAUSORCHESTER KÖLN vereint musikalische Friedensgebete von Leonard Bernstein, Samuel Barber und Naji Hakim.

1965 bat der Dekan der Kathedrale im südenglischen Chichester den Komponisten Leonard Bernstein, ein Eröffnungsstück für das „Southern Cathedrals Festival“ zu schreiben. Unter dem Eindruck des Kalten Krieges, der Kuba-Krise und der Ermordung John F. Kennedys entstanden die „Chichester Psalms“. Der amerikanische Komponist verwendete für das dreiteilige Chorwerk originale hebräische Psalmentexte – eine Erinnerung an seine jüdischen Wurzeln. Am 8. Mai lässt der WDR RUNDFUNKCHOR KÖLN das Werk gemeinsam mit dem israelischen Countertenor Alon Harari in der Kölner Philharmonie erklingen. „Ein äußerst kniffliger Chorpart, rhythmisch schwer und musikalisch komplex“, sagt Corinna Rottschy, Redakteurin und Managerin des WDR FUNKHAUSORCHESTERS KÖLN, die das Programm „I Believe“ zusammengestellt hat. „Aber keine Angst“, beruhigt sie, „nach einer Phase, in der Bernstein sehr atonal komponiert hat, kehrte er hier zurück zu mehr Tonalität.“

Friede sei mit dir

Corinna Rottschy

Corinna Rottschy

„Ich wollte mit dem Programm einen religionspolitischen Aspekt aufgreifen ohne platt zu werden“, sagt Rottschy. Mit „Jeremiah“ hat sie eine weitere Komposition Bernsteins ausgesucht. Seine erste, selten gespielte Sinfonie entstand im Kriegsjahr 1942. Sie basiert auf der biblischen Geschichte des Propheten Jeremiah, der die Zerstörung Jerusalems voraussagt, aber kein Gehör findet. Das WDR FUNKHAUSORCHESTER KÖLN interpretiert die düstere Tondichtung unter der Leitung seines Chefdirigenten Wayne Marshall, eines ausgewiesenen Bernstein-Spezialisten. Den Gesangspart übernimmt die Mezzosopranistin Gerhild Romberger, eine international anerkannte Solistin im zeitgenössischen Repertoire.
Für Wayne Marshall ist das Musikprojekt eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, startete er seine Musikkarriere doch als Organist. Das verbindet ihn mit dem gebürtigen Libanesen und Komponisten Naji Hakim. Der spielte nach seinem Musikstudium in Paris die Orgel in Sacré-Coeur und war Nachfolger von Olivier Messiaen als Organist in der Pariser Dreifaltigkeitskirche. Hakims Komposition „Alaiki'ssalam“ entstand 2006 als Reaktion auf den zweiten Libanonkrieg. Das Werk variiert eine maronitische Melodie – die Maroniten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Libanon. „Der Titel bedeutet: Friede sei mit Dir“, erklärt Corinna Rottschy. „Etwas Besseres kann in einem Programm zum Thema ‚Musik und Glauben‘ in diesen Zeiten sicher nicht enthalten sein.“ Samuel Barbers Friedensgebet „Agnus Dei“ aus dem Jahr 1967 rundet die spirituelle Matinee ab.

Musikalischer Brückenschlag

Die Aufführung des Konzertes „I Believe“ ist Teil des Festivals „Acht Brücken. Musik für Köln“, das 2011 aus der „MusikTriennale Köln“ hervorging. Seitdem widmet es sich jedes Jahr im Mai der Musik der Moderne. Der Name steht für die Kölner Brücken, die den Rhein überspannen, aber auch gleichzeitig für die genre-übergreifende Offenheit des Festivals. Träger sind der WDR und die Stadt Köln. Die zahlreichen Veranstaltungen in verschiedenen Spielstätten stehen jeweils unter einem Themenschwerpunkt. Außerdem rückt das Festival stets eine Komponistin oder einen Komponisten in den Fokus – diesmal die Russin Galina Ustwolskaja, deren gesamtes Schaffen von der Suche nach Transzendenz geprägt ist.

Acht Brücken. Musik für Köln
SA – DI / 30. April – 10. Mai
www.achtbruecken.de

WDR 3 zeichnet für seine Hörerinnen und Hörer 17 Konzerte des „Acht Brücken“-Festivals auf und sendet sie live oder zeitversetzt.

I Believe
SA / 21. Mai / 20:05 – 22:00 / WDR 3