Hörspiel des Monats März 2014

Qualitätskontrolle oder warum ich die Räusper-Taste nicht drücken werde

Das Hörspiel "Qualitätskontrolle oder warum ich die Räusper-Taste nicht drücken werde" von Rimini Protokoll ist von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum "Hörspiel des Monats März 2014" ernannt worden.

Von Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll)

Ein junges Mädchen springt im Urlaub mit dem Kopf voran in den Pool - auf der Nichtschwimmerseite. 20 Jahre später erzählt die Erwachsene - von einem Leben in Körperlosigkeit, von Hilfsbedürftigkeit und Selbstbehauptung.

Eine wahre Geschichte

„Ich habe nie gefragt warum mir das passiert ist. Warum ich vor 20 Jahren zur Feier meines Abiturs mit meinen Eltern aus Stuttgart nach Kreta flog. Warum ich in den Pool der Ferienanlage sprang. Das war die letzte Bewegung, zu der ich meinen Körper antreiben konnte. Seitdem herrscht Funkstille zwischen uns, von den Schultern abwärts. Ich wurde von meinem Vater am Rand des Pools beatmet. Ich wurde gefragt, ob ich überhaupt leben wollte. Ich wollte unbedingt: ich wollte weitermachen. Ich lebe fröhlichen Hauptes.“ Zusammen mit dem Kollektiv RIMINI PROTOKOLL hat die Heldin dieser wahren Geschichte ein Stück entwickelt, das sich so unaufdringlich wie unausweichlich mit Schicksal, Lebenswert und persönlicher Haltung beschäftigt.

Persönlicher und poetischer Monolog

"Im Hörspiel (…) erfahren wir (…) vor allem, mit welcher Leidenschaft sie immer noch lebt und leben möchte", schreibt die Jury in ihrer Begründung. "Das Hörspiel hat aber mit einer Dokumentation nichts zu tun. Die Sprache enthält zwar dokumentarisches Material, aber durch die Bearbeitung und die Suche nach einer sprachlichen Form wird daraus ein sehr persönlicher, sehr poetischer Monolog. Die Hintergrundmusik, die Geräusche, der Rhythmus der Sprecher, all das fügt sich zu einem Gesamtkunstwerk zusammen."


Mit Maria Cristina Hallwachs, Timea Mihályi, Admir Dzinić, Eike und Claudine Hallwachs, Detlef Glätzer u. a.

Regie: Helgard Haug und Daniel Wetzel
Produktion: WDR 2014/ca. 53’

Redaktion Martina Müller-Wallraf