Zum 1. Todestag von Ingrid Steeger

Von Ingo Neumayer

Oben ohne in der Zotenzone: Dank "Klimbim" wurde Ingrid Steeger in den 70ern zur Klamauk-Queen und zum Sexsymbol. Am 22. Dezember 2023 stirbt die Schauspielerin im hessischen Bad Hersfeld.

Ingrid Steeger 1971

Wer Ingrid Steeger Anfang der 70er sehen wollte, schlug beim Gang ins Kino den Mantelkragen hoch. Denn die Filme, in denen sie mitspielte, waren so knapp budgetiert, dass noch nicht mal Geld für Kostüme vorhanden war. Also hüpfte sie weitgehend textilfrei durch Machwerke wie "Schulmädchenreport", "Die liebestollen Baronessen" oder "Sonne, Sylt und heiße Krabben".

Wer Ingrid Steeger Anfang der 70er sehen wollte, schlug beim Gang ins Kino den Mantelkragen hoch. Denn die Filme, in denen sie mitspielte, waren so knapp budgetiert, dass noch nicht mal Geld für Kostüme vorhanden war. Also hüpfte sie weitgehend textilfrei durch Machwerke wie "Schulmädchenreport", "Die liebestollen Baronessen" oder "Sonne, Sylt und heiße Krabben".

Der große Durchbruch für Steeger, die als Ingrid Stengert geboren wurde, kam 1973 mit dem Start von "Klimbim". Anarchisch, albern, außergewöhnlich: Die Comedy-Serie, die dienstags zur Prime Time im Ersten lief, brach mit den Sehgewohnheiten der deutschen TV-Zuschauer. Nicht zuletzt dank der oft zweideutigen Dialoge und der offenherzigen Kostüme der Darstellerinnen wurde sie schnell zum Straßenfeger.

Die irre Ensembleshow legte den humoristischen Grundstein für spätere Erfolgsformate wie "Sketchup", "Nonstop Nonsens" oder "Die Wochenshow". Neben der Stammbesetzung, die unter anderem aus Steeger, Elisabeth Volkmann, Horst Jüssen und Peer Augustinski bestand, kamen auch immer wieder hochkarätige Gäste wie Jerry Lewis, Gilbert Bécaud oder Günter Netzer in die Sendung.

Doch der Star von "Klimbim" war ohne Zweifel die Steeger: Als irre Tochter Gaby trieb sie ihre Eltern nicht nur mit ihrem Haustier, dem Skorpion Charly, schier in den Wahnsinn. Auch die Gäste wurden von ihr auf den Arm genommen. So redete sie den Schauspieler Curd Jürgens in einer Folge konsequent mit "Udo" an und pries dessen Gesangskünste.

Für "Klimbim" bekamen Steeger & Co. 1975 den Grimme-Preis – zur damaligen Zeit eine kleine Sensation. Dazu kamen noch diverse Bravo-Ottos, eine Goldene Kamera - und sie durfte sogar eine eigene Platte aufnehmen.

1978 zeichnete sich das Ende von "Klimbim" ab, doch für Ingrid Steeger ging es mit Iris Berben als "Die himmlischen Töchter" spaßig weiter. Die Serie erzählt die Geschichte der Nachtclubtänzerinnen Kiki und Chantal, die nach einer Erbschaft eine Fluglinie gründen und Stiere, Leichen und Prinzessinnen durch die Gegend fliegen.

Ein Herz für Kinder: Auch in der "Sesamstraße" trat Ingrid Steeger auf. Ob Samson ihr sein Schnuffeltuch geliehen hat?

Ob mit Alfred Biolek ...

... Willy Millowitsch ...

... Siegfried und Roy ...

... oder Harald Juhnke – die Steeger machte damals bei jeder Gelegenheit eine gute Figur. Selbst, wenn sie im Freien und mit High Heels auf dem Heimtrainer saß.

Ab Ende der 1980er war Steeger mit dem Regisseur Dieter Wedel liiert, der sie in seinen Mehrteilern "Wilder Westen inklusive" und "Der große Bellheim" besetzte.

Doch die Angebote aus Film und Fernsehen wurden in den 1990ern immer seltener. Stattdessen machte Ingrid Steeger durch ihr Privatleben Schlagzeilen: Ihre Ehen und Beziehungen, die allesamt scheiterten, waren ein großes Thema in der Boulevardpresse .

2004 kam es zum "Klimbim"-Comeback auf der Theaterbühne. Mit dem Stück "Die Klimbim-Familie lebt" ging die Originalbesetzung auf Tournee – bis zum Tod von Elisabeth Volkmann im Juli 2006. Danach beschlossen die Beteiligten: Mit "Klimbim" ist es vorbei.

Für Ingrid Steeger war das besonders hart. Steuernachzahlungen und fehlende Engagements sorgten dafür, das sie zwischenzeitlich von Hartz IV leben musste.

Es läuft dann aber wieder etwas besser für Ingrid Steeger. Sie spielt Boulevardkomödien in verschiedenen Theatern, hat ihre Memoiren veröffentlicht, macht Werbung für Kaffeemaschinen. Ihren 70. Geburtstag am 1. April 2017 feiert sie ganz unspektakulär mit einer Freundin: im Pyjama, mit Champagner, Videos und "Mädelstalk".

Am 22.12.2023 stirbt Ingrid Steeger im Alter von 76 Jahren. Zuletzt lebt sie in Bad Hersfeld in einem Pflegeheim.

Stand: 13.12.2024, 10:49 Uhr