Stichtag

05. September 2004 - Vor 15 Jahren: Wenzel Lüdecke in Berlin gestorben

Seine erste Lebenshälfte böte Stoff für einen Abenteuerfilm: Mit 15 Jahren - 1932 in Berlin - kehrt Wenzel Lüdecke der Schule den Rücken und jobbt beim Theater. Sein Vater, Rittmeister a.D. und Maler, erlaubt es ihm. Mit 20 schreibt er sein erstes Drehbuch, einen Krimi, und erhält einen Job bei der Ufa. Im Krieg muss er als Soldat nach Prag, Polen, Russland und Afrika. In Tunis gerät er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Zurück in Deutschland schlägt er sich als Schnapsschmuggler durch.

Schließlich gründet Lüdecke eine eigene Filmgesellschaft - die Inter West Film - und 1950 die Berliner Synchron GmbH. Als Produzent entdeckt er den "deutschen James Dean", Horst Buchholz, und dreht mit ihm die Erfolgsstreifen "Die Halbstarken", "Endstation Liebe" und "Nasser Asphalt". Aber sein eigentliches Lebenswerk wird noch weiter hinten im Abspann der Filme dokumentiert, dort wo – meist unbemerkt von den Zuschauern – die deutsche Synchronfassung vermerkt ist. In Lüdeckes Studios in Berlin-Lankwitz entsteht der deutsche Ton für die meisten amerikanischen Spielfilme und Fernsehserien, ob nun "Frühstück bei Tiffany", "Der Pate", "Schindlers Liste" oder "Dallas". In Lüdeckes Büro hängt das Telegramm eines Studio-Chefs aus Hollywood: "Die deutsche Fassung der 'Tätowierten Rose' ist besser als das Original."
Über 70 Festangestellte und Hunderte von Schauspielern und Sprechern arbeiten für die Berliner Synchron. Noch bis 1987 leitet Wenzel Lüdecke seine Firmen selbst, dann übernimmt sie sein Sohn Wolfram. Zwei Jahre später, am 5. September 1989, stirbt Wenzel Lüdecke im Alter von 72 Jahren in Berlin.

Stand: 05.09.04