Anfang des 20. Jahrhunderts ist das ehemals ländliche Essen bereits eine Industriestadt: Zechen und rauchende Fabrikschlote bestimmen das Stadtbild. Besonders der Essener Norden ist geprägt durch schier endlose Reihen mehrstöckiger Wohnhäuser - ohne Gärten. Als Ausgleich entstehen Grünanlagen zur "Sozialhygiene". Eine davon ist die "Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung" (Gruga). Die Idee dazu existiert bereits zu Beginn der 1920er Jahre. Doch erst als sich die Stadt entschließt, das Ausstellungsgelände nach dem Ende der Veranstaltung als Volkspark zu erhalten, wird eine Realisierung möglich. Für das dem Gemeinwohl dienende Projekt gibt es im Rahmen der "produktiven Erwerbslosenfürsorge" Zuschüsse aus Berlin. Im Oktober 1927 beginnen die Bauarbeiten. Rund 1.000 Arbeitslose sind fast zwei Jahre lang hinter den Messehallen im Einsatz, um das sumpfige Brachland umzugestalten. Sie legen Terrassen an, heben Teiche aus und pflanzen Hunderttausende von Blumen.
Gartenbau-Architekt Johann Gabriel hat das Ziel, Europas größten und schönsten Park anzulegen - und das mitten im Ruhrpott. Er entwickelt eine streng geometrisch gestaltete Gartenanlage. Unterschiedliche Bereiche werden durch Baumreihen, Hecken, Mauern und Treppen voneinander abgegrenzt. Eröffnet wird die Gruga am 29. Juni 1929 bei strahlendem Wetter. Neben der gesamten Essener Stadtspitze nehmen auch Prominente an der Feier teil: Schriftsteller Gerhard Hauptmann, Schauspieler Willy Fritsch und der zuständige Staatsminister für das Volkswohl, Heinrich Hirtsiefer (Zentrum). Bis zum Ende der Gruga am 13. Oktober 1929 haben rund zwei Millionen Menschen die Ausstellung besucht.
Für die "Zweite Reichsausstellung des deutschen Gartenbaus" vom April bis Oktober 1938 wird die Gartenanlage vergrößert. Die Nationalsozialisten machen Propaganda. Hakenkreuz-Fahnen wehen, auf den Sitzbänken steht: "Nur für Arier". Neue Attraktionen sind eine dampfbetriebene Liliputbahn, ein Kinderzoo und der tägliche Frühsport um sieben Uhr. Im Zweiten Weltkrieg wird das "Blumenwunder an der Ruhr" verwüstet, nach Kriegsende mit Gemüse und Kartoffeln bebaut. 1952 findet die "Zweite Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung" statt. Anstelle der strengen Geometrie von 1929 und 1938 sind nun sanft geschwungene Rasenflächen zu sehen. Für die Bundesgartenschau 1965 wird die Gruga nochmals erweitert, auf eine Gesamtfläche von nun fast 70 Hektar. Das entspricht etwa der Fläche von zehn Fußball-Plätzen.
Stand: 29.06.09