Umstritten ist der erste germanische Kaiser bis heute: Den einen gilt er als Vorbild europäischer Einigung und Begründer einer kulturellen Blüte des "alten Europa". In diesem Sinne wird in Aachen der Karlspreis vergeben. Hier wird Karl traditionell sogar als Heiliger verehrt. Anderen dagegen erscheint er als typischer Vertreter einer Ausbreitung des Christentums mit Feuer und Schwert. Und Herbert Illig, Entfant terrible der deutschen Historikerszene, stellte in den 1990er Jahren sogar die These auf, Karl habe es nie gegeben. Er und seine ganze Epoche seien das Produkt mittelalterlicher Fälscher. Die große Mehrheit der Geschichtswissenschaftler folgte dem nicht.
Gut bezeugt ist nämlich vor allem das Todesdatum Karl: Nach den Quellen stirbt er am 28. Januar 814 in Aachen. Diese Kaiserpfalz hat sich Karl zur festen Residenz für die Winterzeit ausgebaut. Ansonsten zieht er, wie die Könige seiner Zeit, regierend und Krieg führend durch sein Reich. In Aachen aber begründet er eine Art Bildungsoffensive für sein noch wenig kultiviertes Land. Dazu holt der Analphabet Gelehrte wie den Geschichtsschreiber Alkuin und den Grammatiker Petrus von Pisa an seinen Hof.Karl ist der Sohn eines Putschisten: Sein Vater Pippin III. hatte den letzten merowingischen Frankenkönig abgesetzt und damit seine Familie königlicher Verwalter auch formell an die Macht gebracht. Faktisch regierten sie schon länger. Karl macht aus dem Königreich der Franken ein europäisches Großreich. Er erobert Teile Italiens von den Langobarden, machst Bayern abhängig und führt 32 Jahre lang einen blutigen Krieg gegen die Sachsen. Mit Massenhinrichtungen und Deportationen zwingt er sie in sein Reich und in die Kirche. Im Jahr 800 hilft er dem politisch schwachen Papst gegen den römischen Stadtadel. Dafür krönt ihn Leo III. zum römischen Kaiser.
Karl ist wahrscheinlich 72 Jahre alt, als er stirbt. Sein Reich zerfällt bald unter den streitenden Nachkommen. Frankreich und Deutschland gehen daraus hervor. Die Kriege beider um das Elsass und um Lothringen bis 1945 gehen auf die Gebietsteilung zwischen Ost- und Westfranken im Jahr 870 zurück.
Stand: 03.01.09