Stichtag

16. April 1900 - Erste Briefmarkenheftchen in den USA verkauft

Einige können sich vielleicht noch erinnern: In der Epoche vor E-Mail, SMS und Facebook haben sich die Menschen Briefe auf Papier geschrieben - und per Post verschickt. Fast schon revolutionär war die Einführung von Briefmarkenheftchen für Zeitgenossen, die es ein bisschen eiliger hatten. Mit ihnen kann man Postwertzeichen auf Vorrat horten - und ist nicht länger auf die Öffnungszeiten von Postschaltern angewiesen.

Erst geklammert, dann geklebt

Die ersten Briefmarkenheftchen kommen am 16. April 1900 in den USA heraus. Ihre Vorgeschichte beginnt aber schon rund zehn Jahre früher. 1891 nämlich werden in England Automaten aufgestellt, die für einen Penny ein kleines Notizbuch mit Kalender ausspuckten. Im eingeschlitzten Deckel gibt es eine einzelne Briefmarke gratis dazu.  Die Deutsche Reichspost verteilt ab November 1910 "Portobögen": zusammengeklammerte Blätter, die zwölf Freimarken zu zehn Pfennig und 16 Freimarken zu fünf Pfennig enthalten.

1947 erscheint als Ausgabe der alliierten Besetzer das erste deutsche Nachkriegsmarkenheftchen. 1960 wird die Klammerung zugunsten einer Klebung aufgegeben, um den Einsatz in Automaten zu ermöglichen. Inzwischen gibt es an den Postschaltern in Deutschland Folienbögen zu zehn oder zwanzig Sondermarken mit einheitlicher Wertstufe, deren Gummierung man nicht mehr anlecken muss, weil sie selbstklebend sind.

Marken, die duften

Im digitalen Zeitalter, in dem man daheim am Computer Postwertzeichen aufdrucken kann, scheint auch das Briefmarkenheftchen auszusterben. Aber dank der Liberalisierung des Postwesens gibt es ökonomische Lücken. Die Firma "Postado" in Berlin etwa beliefert Kunden, die ihre Heftchen nach individuellen Wünschen gestalten können. Vorher war die Herstellung "personalisierter" Briefmarken ausschließlich der Bundesdruckerei vorbehalten. Das entsprechende Wissen musste sich Postado selbst beibringen: "Speziell die Stanzformen und die Perforation" stellten nach Auskunft von Betriebsleiter Mike Schubert "eine Herausforderung" dar.

Insgesamt hat Postado 75 Kunden, die auch schon mal Duft- und Streichelmarken setzen wollen. Zu ihnen gehörte 2013 auch der Allwetterzoo Münster, der sich zur Eröffnung seines Elefantenparks ein beflocktes Postwertzeichen mit der Anmutung einer Elefantenhaut fertigen ließ. Aber auch Discounter nutzen Briefmarkenheftchen mit teils unterschiedlichen Markenwerten zur Kundenbindung. Die werden dann an der Kasse einfach mitverkauft.

Was die Zukunft der privatwirtschaftlich erzeugten Briefmarkenheftchen angeht, macht sich Mike Schubert keine Illusionen. In zehn Jahren, mutmaßt der Betriebsleiter, werde das Geschäft wohl zurückgehen. "Weil die modernen Medien dafür sorgen werden, dass es andere Mittel und Wege gibt, Post zu verschicken."

Stand: 16.04.2015

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