Im Dezember 1194 ist Staufer-Kaiser Heinrich VI. mit seiner Frau Konstanze von Sizilien und Gefolge in Mittelitalien unterwegs. Acht Jahre ist das Paar verheiratet, jetzt ist die Kaiserin – immerhin mit 40 Jahren – wie durch ein Wunder schwanger. Wenn man der Legende Glauben schenkt, dann stellt Heinrichs Tross in der Kleinstadt Jesi zur Niederkunft vor der Kirche ein Geburtszelt auf - und die Kaiserin lädt die Bewohner ein, sie gebären zu sehen.
Die Geschichte von der öffentlichen Geburt des späteren Königs Friedrich II. hat einen politisch-strategischen Grund. Sie soll auf ein anderes Gerücht der konkurrierenden Welfen reagieren, das der Kaiserin unterstellt, nie schwanger gewesen zu sein und dem Volk das Kind einer anderen Frau untergejubelt zu haben. Je nach Textfassung ist Friedrich II. nur der Sohn eines Müllers, Falkners oder Metzgers.
Die Null zum Rechnen
Friedrichs Vater stirbt 1197 bei den Vorbereitungen zu einem Kreuzzug. Ein Jahr später wird der Vierjährige zum König von Sizilien gekrönt. Nach dem Tod der Mutter ziehen ihn diverse Adelige am Hof von Palermo groß. Süditalien verlässt er nicht: Als König und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs sitzt mit Otto IV. inzwischen ein Welfe auf dem deutschen Thron.
Als dieser 1211 vom Papst mit dem Kirchenbann belegt wird, wählt eine Opposition aus Staufer-Fürsten mit Unterstützung des französischen Königs Friedrich zum König. Am 9. Dezember 1212 wird er in Mainz gekrönt.
Friedrichs Regierungszeit ist ebenso extravagant wie exotisch. Er hält sich wilde Tiere und nimmt Sarazenen in sein Gefolge auf. Darüber hinaus gilt er als aufgeklärtester und tolerantester unter den mittelalterlichen Herrschern. Er gründet die Universität von Neapel und er führt die Null zum Rechnen in seinem Herrschaftsgebiet ein. Ein zeitgenössischer Chronist gibt ihm deshalb den Beinamen "stupor mundi" – "das Staunen der Welt".
Verhandlungen statt Krieg
1220 wird Friedrich Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Fünf Jahre später heiratet er in Brindisi die Königin von Jerusalem, Isabella II. und ruft sich selbst zum König von Jerusalem aus. Papst Gregor IX. drängt ihn danach zum Kreuzzug ins Heilige Land. Als er ihn zwei Jahre später immer noch nicht angetreten hat, wird er mit dem Kirchenbann belegt.
Friedrich II. bricht 1228 trotzdem zum fünften Kreuzzug auf. Statt auf Waffengewalt setzt er dabei auf diplomatisches Geschick. Des Arabischen mächtig, verhandelt er fünf Monate lang mit Sultan al-Kamil von Kairo. Ergebnis ist ein Friedensvertrag, der ihm die christliche Hoheit über weite Stadtgebiete gewährt.
Friedrich II. schreibt 1246 ein viel beachtetes Standardwerk über die Falknerei. Er stirbt 1250 in Castel Fiorentino bei Lucera.
Stand: 09.12.2012
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