"Gewaltfrei – werbefrei und frei ab drei" – das ist das Motto des ersten öffentlich-rechtlichen Vollprogramms für Kinder im Fernsehen. Am 18. November 1996 wird der Kinderkanal von ARD und ZDF offiziell vorgestellt, am 1. Januar 1997 geht er erstmals auf Sendung. Frank Beckmann, der erste Programmchef und heutiger NDR-Programmdirektor, erinnert sich an die ersten Sendestunden in einer ehemaligen Industriehalle in Erfurt: "Es war so kalt, dass man da schlicht kaum produzieren konnte. Man musste aufpassen, dass man den Atem beim Drehen nicht sieht." Kinderfernsehen spielt zu dieser Zeit keine große Rolle. "Das ist wie in der Wirklichkeit: Kinder sind Staffage, sind Beipack. Eher lästig. Das ist zu bedauern und deswegen müssen sich die Verhältnisse ändern", erklärt Reinhard Jacobi vom "Runden Tisch Kinderfernsehen" damals.
Vulkane, Wickie und Biene Maja sehen
Für den KI.KA wühlen die Programmverantwortlichen in den Fernseharchiven. Das DDR-Sandmännchen kommt zu neuen Ehren, die Sendung mit der Maus garantiert Niveau, die Kinderserie Löwenzahn und Kult-Zeichentrickreihen wie die Biene Maja, Heidi oder Wickie und die starken Männer sorgen für Unterhaltung. Viele davon werden noch heute auf dem KI.KA gezeigt, der mittlerweile täglich von 6 Und 21 Uhr Programm für Kinder zwischen drei und dreizehn Jahren macht. Gesendet wird nicht nur aus Archivbeständen; mit einem Etat von 85 Millionen Euro gelangen auch neue Produktionen auf den Fernsehbildschirm, zum Beispiel die Internatserie "Schloss Einstein". Ein weiteres Markenzeichen des KI.KA sind die Kindernachrichten. "Wir haben einen medienpädagogischen Anspruch: Unser Informationsgehalt von knapp 50 Prozent zeigt, dass wir den Kindern die Welt öffnen. Wenige Menschen haben live einen Vulkan beobachtet. Im KI.KA kann man ihn sehen und ähnlich wie in einer Bücherwelt entdecken, woraus die Welt besteht", sagt Steffen Kottkamp, derzeitiger Geschäftsführer des KI.KA.
Eine der größten Betrugsskandale in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Der Sender erreichte im Bereich Kinderfernsehen im letzten Jahr einen Marktanteil von 19 Prozent, mit 24 Prozent nur Super RTL stärker. Kottkamp: "Wir haben aber viel mehr unterschiedliche Formate als die privaten Mitbewerber. Auf dem Weg sprechen wir die verschiedenen Interessen an – bei Vorschülern, Grundschülern, oder Pre-Teens, also älteren Kindern." Der Erfolg wurde im Jahr 2011 allerdings von einem der größten Betrugsskandale in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks getrübt. Der ehemalige Herstellungsleiter soll den Sender mit Scheinrechnungen und fingierten Rechnungen um mehr als acht Millionen Euro geprellt haben. "Uns ist ein großer Imageschaden entstanden. Wir können nun nichts anderes tun, als durch unser Programm zu überzeugen", sagt Kottkamp. Die Sicherheitsvorkehrungen des Kinderkanals seien so deutlich verschärft worden, "dass nach allem was man absehen kann, ein solcher Betrugsfall nicht mehr möglich ist."
Stand: 18.11.2011
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