Stichtag

18.September 1961 - UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld stirbt

Ein Jahr nach seiner Wiederwahl wirft der erste Generalsekretär der Vereinten Nationen entnervt das Handtuch. Aufgerieben im Machtpoker des beginnenden Kalten Krieges tritt der Norweger Trygve Lie Ende 1952 zurück. Mit den Worten "Sie übernehmen den unmöglichsten Job der Erde" übergibt er sein Amt im April 1953 in New York an den 47-jährigen Schweden Dag Hammarskjöld.

Anders als der glücklose Lie verschafft der erfahrene Diplomat Hammarskjöld den jungen United Nations erstmals weltweit Respekt. Entscheidungsfreudig und freundlich im Ton, aber als Friedensvermittler kompromisslos, etabliert Hammarskjöld die UN als einflussreichen Moderator zwischen den Interessen der Supermächte und der Dritten Welt. Kurz nach Antritt seiner zweiten Amtszeit kommt Hammarskjöld bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Die Hintergründe des Unglücks während der Kongo-Krise sind bis heute ungeklärt.

Blauhelme als Friedenssicherer

Dag Hammarskjöld, 1905 in Jönköping geboren, entstammt einer alten Adelsfamilie, die seit Jahrhunderten hervorragende Staatsbeamte gestellt hat. Sein Vater war Ministerpräsident und Richter am Internationalen Gerichtshof. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ist der sozial engagierte Hammarskjöld als Finanzexperte wesentlich am Aufbau des modernen schwedischen Wohlfahrtsstaates beteiligt. Ende der 40erJahre wechselt er ins Außenamt und wird stellvertretender Außenminister.

Mit nur einer Gegenstimme wählt die UN-Vollversammlung 1953 den blonden blauäugigen Schweden zum neuen Generalsekretär - in ein Amt, dessen Einfluss maßgeblich vom Format seines Inhabers bestimmt wird. An Krisenherden mangelt es nicht und Hammarskjöld beweist bei Friedensmissionen rund um den Globus schnell diplomatisches Geschick und Durchsetzungswillen. Als 1956 die Krise um den Sueskanal zu eskalieren droht, stellt Hammarskjöld binnen weniger Tage eine bewaffnete internationale UN-Eingreiftruppe auf und schickt sie in den Nahen Osten. Seither sind die UN-Blauhelme als Friedenstruppe weltweit im Dauereinsatz.

Technisches Versagen oder Mordkomplott?

Mit der Unabhängigkeitserklärung der ehemals belgischen Kolonie Kongo wird das Herz Afrikas 1960 zum Schlachtfeld des Kalten Krieges. Nach jahrzehntelanger Ausbeutung durch belgische Konzerne bricht ein äußerst brutaler Sezessionskrieg um die politische und wirtschaftliche Macht in dem rohstoffreichen Land aus. Dag Hammarskjöld entsendet 20.000 Blauhelm-Soldaten zur Friedenssicherung in den Kongo. Als der mit den Sowjets sympathisierende Ministerpräsident Patrice Lumumba im Januar 1961 ermordet wird, gerät der UN-Generalsekretär als resoluter Kritiker der westlichen Staaten und Industrieinteressen von allen Seiten unter Druck.

Am 18. September 1961 fliegt Dag Hammarskjöld in einer UN-Maschine von Leopoldville, heute Kinshasa, nach Ndola, um Friedensgespräche über die abtrünnige Provinz Katanga voranzutreiben. An der Grenze zu Nordrhodesien, dem späteren Sambia, stürzt das Flugzeug aus nie geklärten Gründen ab. Der einzige Überlebende, ein Amerikaner, berichtet von einer Explosion an Bord. Bis heute kursieren zahlreiche Verschwörungstheorien über ein Mordkomplott westlicher Geheimdienste. Der weltweit mit Erschütterung aufgenommene Tod Hammarskjölds stürzt die Vereinten Nationen in ihre erste tiefe Krise. Für seine Verdienste wird der Schwede 1961 als erster Preisträger posthum mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Stand: 18.09.2011

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