Stichtag 5.02.1890: Gründung der  Allianz Versicherung

Stichtag

5. Februar 1890 - Gründung der Allianz-Versicherung

Als der Banker Wilhelm von Finck und der Versicherungsfachmann Carl von Thieme am 5. Februar 1890 eine neue Gesellschaft für Transport- und Unfallversicherungen ins Berliner Handelsregister eintragen lassen, bleibt die Konkurrenz zunächst gelassen: "Dem neuen Unternehmen sind keine guten Chancen prognostiziert worden", sagt Barbara Eggenkämper, Unternehmenshistorikerin der Allianz. Das Geschäft mit Transport- und Unfallversicherungen gilt als Neuland, Erfahrungen über Schadensverläufe gibt es kaum.

Aber die Gründer sind versierte Kaufleute und schnell zeigt sich, dass sie einen guten Riecher hatten: Die Industrialisierung schreitet voran, die Welt wächst dank Eisenbahn, Dampfschifffahrt und Telegrafie zusammen. Die von der Allianz angebotenen Transportversicherungen sichern die neuen Risiken ab. "Sie reagiert auf einen Zeittrend, eine erste Globalisierung", erklärt der Historiker Peter Borscheid.

Außerdem bekommen die Versicherungen Rückenwind von staatlicher Seite. Die von Bismarck eingeführte Sozialversicherung wirbt ungewollt für die Assekuranz-Idee. Auch das aufstrebende Bürgertum will nun potenzielle Verluste begrenzen. Egal ob Feuer, Sturm, Wasser oder schlicht das Leben - für jedes Risiko gibt's die passende Police. Die Branche boomt, die Allianz wächst auch dank zahlreicher Übernahmen und Fusionen.

Jüdische Versicherungen konfisziert

Doch der Versicherungsmarkt bricht 1923 während der großen Inflation ein, zahlreiche Anbieter verschwinden. Die Allianz bleibt verschont, weil sie durch ihre internationalen Geschäftsbeziehungen über Fremdwährungen verfügt. Außerdem ist sie breit aufgestellt, kann Verluste aus der einen Branche durch Erfolge in einer anderen Sparte ausgleichen und übernimmt so manchen maroden Konkurrenten. Der Expansionskurs unter dem Vorstandsvorsitzenden Kurt Schmitt macht die Allianz Ende der 20er Jahre zur unangefochtenen Nummer eins auf den Markt.

Aber Schmitt ist auch ein ausgewiesener politischer Lobbyist, der lange vor 1933 die Nationalsozialisten unterstützt. Nach der NS-Machtübernahme wird Schmitt zweiter Wirtschaftsminister im Kabinett Hitler. Sein Nachfolger an der Spitze des Unternehmens, Hans Hess, ist kein Parteimitglied, aber die antisemitische Gleichschaltung des Versicherers kann auch er nicht verhindern. "Die jüdischen Mitarbeiter wurden aus dem Unternehmen gedrängt. Die Lebensversicherungen jüdischer Kunden konfisziert", sagt Unternehmens-Historikerin Barbara Eggenkämper.

Die Allianz beauftragt 1997 den US-amerikanischen Historiker David Feldman damit, die Verbindungen zum NS-Regime aufzuarbeiten. Sein Fazit lautet: "Es war das Ergebnis bereitwilliger Mitarbeit und rückhaltlosem Konformismus, engstirnigem und unbedachtem technokratischem Handel, egoistischem Profitstreben und vor allem Opportunismus."

Milliardengeschäft Kfz-Versicherung

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Vermögenswerte der Allianz weitgehend vernichtet, aber das alte Vertriebssystem steht noch. Trotz seiner Verstrickung mit dem NS-System nimmt der Versicherer bald wieder seine Geschäfte auf. "1949 hat sie schon wieder die Zahlen von 1933 erwirtschaftet", erklärt Eggenkämper. Der folgende wirtschaftliche Aufstieg der Bundesrepublik beschert der Allianz Umsatzrekorde, beschleunigt auch durch die allgemeine Motorisierung. Die Kfz-Haftpflichtversicherung wird zum Milliardengeschäft. Im Jahr 1962 sammelt die Allianz erstmals mehr als eine Milliarde Deutsche Mark als Prämie ein.

Der offene europäische Binnenmarkt und der Aktienboom der 90er Jahre bringen dem Versicherer einen weiteren Wachstumsschub. Der Wert der Gesellschaft steigt, die Kassen sind voll. "Unternehmen können im Ausland aufkaufen und hier tun sich die Münchener Rück und die Allianz besonders vor, die in die ganze Welt gehen und dort expandieren", erklärt Peter Borscheid. Auch die Finanzkrise von 2009 übersteht der Versicherer relativ unbeschadet. Der Gewinn schrumpft, aber Verluste müssen nicht verbucht werden. Im Jahr 2013 liegt der Überschuss bei 6,3 Milliarden Euro. Der unbedeutende Transportversicherer von 1890 ist heute einer der weltweit größten Versicherungsunternehmen.

Stand: 05.02.2015

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