Seit einigen Jahren schon ist die Zeit vorbei, in der Schalke 04 bei Transfers große Sprünge machen konnte. Nachdem Breel Embolo 2016 noch für die höchste Ablösesumme der Klubgeschichte (26,5 Mio. Euro) vom FC Basel losgeeist wurde, schwanden die Ausgaben analog zum sportlichen und damit auch wirtschaftlichen Niedergang. Letztmals zweistellige Millionenbeträge überwies Schalke 2019 für Ozan Kabak (15) und Benito Raman (10).
Nun steckt der Ruhrpottklub in der 2. Bundesliga als Tabellen-14. mit drei Zählern Vorsprung auf den Relegationsrang in der Bredouille. Zwar zeigte der Trend unter dem neuen Trainer Karel Geraerts (sieben Punkte aus den letzten drei Spielen) zuletzt nach oben, doch es braucht Verstärkungen. Wintertransfers sind unter anderem wegen der kürzeren Wechselperiode traditionell aber schwieriger zu verhandeln.
Schalke braucht wohl erst Einnahmen durch Abgänge
Das musste Schalke offenbar bereits feststellen. Nach Medienberichten gab es Interesse an Louis Patris, Rechtsverteidiger des RSC Anderlecht (Belgien). Doch er erteilte gegenüber den Zeitungen "L'Avenir" und "La Dernière Heure" einem Wechsel eine Absage: "Ich habe noch nie ans Weggehen gedacht, ich bin ja erst seit kurzem hier. Ich will spielen und ich hoffe, dass ich 2024 mehr Spielzeit bekomme."
Die geschwundene Schalker Anziehungskraft dürfte neben der sportlichen Lage auch ihre Ursache darin haben, dass niemand mehr mit viel Geld gelockt werden kann.
Aus dem Finanzbericht für das erste Halbjahr 2023 ging hervor, dass der Ruhrpottklub Verbindlichkeiten abgebaut hat - diese liegen aber immer noch bei gut 165 Millionen Euro (nach über 180 im Dezember 2022). Der Jahresabschlussbericht für 2023 steht in diesen Tagen noch aus. Doch klar ist: Die Gesamtverbindlichkeiten werden nach wie vor erheblich sein.
Spieler | Jahr | (Kolportierte) Ablöse in Mio. Euro |
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Rabbi Matondo | 2018 | 9 |
Emile Mpenza | 1999 | 8,5 |
Alessandro Schöpf | 2015 | 5 |
Zé Roberto II | 2007 | 3 |
Daniel Caligiuri | 2016 | 2,5 |
Albert Streit | 2007 | 2,5 |
Anthony Annan | 2010 | 2 |
Jean-Clair Todibo | 2019 | 1,5 (Leihgebühr) |
Peer Kluge | 2009 | 1,5 |
Guido Burgstaller | 2016 | 1,5 |
Dementsprechend verwundern Berichte der "WAZ" und "Bild" nicht, nach denen die Schalker Führungsriege um Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers erstmal Einnahmen generieren will, bevor es ans Geld ausgeben geht. Ein ökonomisch sauberes Vorgehen - was aber frühzeitige Transfers in der Winterperiode unmöglich erscheinen lässt. Schalker Fans werden sich wohl in Geduld üben müssen.
Gerüchte um Abgänge: Polter, Cissé und Co.
S04-Stürmer Sebastian Polter kam zuletzt nur zu Kurzeinsätzen.
S04-Sportdirektor André Hechelmann ist deshalb gefragt, möglichst zügig Platz im Kader zu schaffen. Immer wieder wurde in den Medien Stürmer Sebastian Polter (drei Saisontore), der zuletzt nur Kurzeinsätze bekam, als möglicher Abgang gehandelt. Ebenfalls wenig Spielzeit hatte Soichiro Kozuki (fünf Einsätze). Im Mittelfeld kommt der von Mainz ausgeliehene Niklas Tauer nicht zum Zug.
Und in der Abwehrabteilung wurde der im Sommer geholte Timo Baumgartl seit Ende Oktober komplett außen vor gelassen, Geraerts setzt auf andere Defensivmänner. Ibrahima Cissé spielte schon unter Ex-Trainer Thomas Reis keine Rolle mehr, nachdem er sich bei seinem Debüt im ersten Spiel in Hamburg Gelb-Rot abgeholt hatte.
Wo Schalke 04 Verstärkungsbedarf hat
Zwar stabilisierte Geraerts die Abwehr, stellte nach durchwachsenen Leistungen von seiner favorisierten Dreier- auf eine Viererkette um, woraufhin Schalke weniger anfällig bei Kontern wurde. In den drei letzten Spielen kassierte S04 nur beim 2:2 gegen Fürth überhaupt Gegentreffer. Zuvor waren die "Königsblauen" aber in 14 Partien nur einmal ohne Gegentor geblieben. Insgesamt fingen sich nur zwei Teams mehr Gegentore als Schalke (35).
Überzeugte bei Schalke bislang defensiv als auch offensiv: Derry-John Murkin.
Dementsprechend könnte ein weiterer solider Innenverteidiger auf dem Zettel stehen, der Marcin Kaminski und Tomas Kalas Konkurrenz macht. Links überzeugte jüngst Derry John Murkin defensiv und mit seinem Zug nach vorne (ein Saisontor, vier Assists), auf der rechten Seite fehlt aber ein Pendant - daher wohl das kolportierte Interesse an Anderlechts Patris. Cédric Brunner oder Henning Matriciani fielen bislang nicht durch vergleichbare Offensivaktionen auf.
Im Mittelfeld plagen S04 Verletzungssorgen. Die Routiniers Dominick Drexler und Danny Latza laborieren beide an einem Muskelfaserriss. Sommer-Zugang Ron Schallenberg plagten zuletzt Adduktorenbeschwerden, allgemein konnte er die hohen Erwartungen als Nachfolger von Alex Král und Tom Krauß bisher kaum erfüllen. Und Spielmacher-Talent Assan Ouédraogo (Syndesmosebandriss) fällt noch länger aus.