Mats Hummels humpelte am Samstagabend zufrieden aus der Münchener Arena, ein paar Stunden zuvor hatte Patrik Schick gar nicht so recht hingewusst mit seinem Jubel nach seinem späten Siegtor gegen die TSG Hoffenheim. Der Höhenflug von Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen bestimmt die Schlagzeilen der Bundesliga. Es läuft so gut wie lange nicht, in Bayers Fall sogar wie wohl noch nie.
Der deutsche Meistertitel ist für Leverkusen greifbar nah und der BVB-beendete in München ein regelrechtes Trauma: Die beiden Top-Klubs aus NRW haben den FC Bayern in diesen Tagen regelrecht in die Zange genommen."Ich bin mega stolz auf diese Mannschaft", sagte Sebastian Kehl, der Sportdirektor von Borussia Dortmund nach dem 2:0 (1:0) bei den Bayern - dem ersten Sieg in München seit fast zehn Jahren.
Befreiungsschlag für Terzic
Bei sieben noch ausstehenden Spielen ist der erneute nationale Titelgewinn für die Bayern nur noch theoretisch möglich. Karim Adeyemi (10. Minute) und Julian Ryerson (83.) ließen die Gäste jubeln. Wichtige Punkte im Kampf um die Champions-League-Teilnahme bedeuteten auch für Trainer Edin Terzic einen Befreiungsschlag. Das war ganz besonders dem herausragenden Klassiker-Rekordmann Mats Hummels zu verdanken.
"Es sind am Ende drei Punkte, aber es ist natürlich in München nicht leicht. Das gibt ein richtig gutes Gefühl", sagte BVB-Sportchef Sebastian Kehl. "Das ist ein guter Start in diese wichtige Phase." Der BVB habe "noch ein paar Aufgaben" vor sich. Hummels gab sich betont bescheiden: "Ich finde, wir haben im Verbund sehr gute Arbeit geleistet."
Hummels überragt in der BVB-Abwehr
Es war vor allem die herausragende Defensivleistung der Dortmunder, die den FC Bayern verzweifeln ließ. Allen voran Hummels und sein Nebenmann Nico Schlotterbeck verdienten sich die Note eins. Ausgerechnet jene beiden Spieler, die jüngst von Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der DFB-Elf ausgebootet worden waren.
Dass die Leistungsexplosion der beiden genau damit zu tun haben könnte, deutet auch Kehl an: Beide, mutmaßte er, hätten wohl auch "ein Zeichen setzen" wollen nach der Ausbootung beim DFB. Beide hätten "die Note eins verdient", ergänzte Trainer Edin Terzic.
Leverkusen feiert Last-Minute-Schick
Patrik Schick jubelt
In Leverkusen hatte man Stunden zuvor Patrik Schick gefeiert: Bayer Leverkusens magische Unbesiegbar-Serie hielt vor allem dank des tschechischen Last-Minute-Experten. "Ein unglaublich hartes Spiel, unglaubliches Finish. Wieder ein Schritt näher am Ziel", sagte der Angreifer des Tabellenführers nach dem emotionalen 2:1 (0:1)-Erfolg gegen die TSG Hoffenheim.
Wieder war es ein Treffer Schicks in der Nachspielzeit (90.+1), der für Ekstase in der BayArena sorgte. "Du musst immer dran glauben. Wie oft haben wir das diese Saison schon gemacht, fünf bis sechs Mal? Wir wissen, dass wir es immer schaffen können", sagte Schick.
Immer wieder späte Treffer
Und wie: Gegen Bayern München am 4. Spieltag traf Exequiel Palacios in der Nachspielzeit zum Ausgleich (2:2), zum Jahresstart gab es in Augsburg (1:0) und Leipzig (3:2) zwei wichtige Last-Minute-Siege, auch im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den VfB Stuttgart fiel der entscheidende Treffer zum 3:2 erst in der Nachspielzeit. Doch der Höhepunkt folgte im Europa-League-Viertelfinale gegen Qarabag Agdam.
Zweimal lag Bayer 0:2 zurück, Schick rettete in letzter Minute im Hinspiel das Remis (2:2) und drehte im Rückspiel (3:2) die Begegnung mit einem späten Doppelpack sogar komplett. "Ich wäre glücklicher, wenn ich eher treffen würde", scherzte er nun nach seinem elften Pflichtspieltreffer, dem fünften aus den vergangenen fünf Spielen.
"Unbändiger Wille" und "Gewinnermentalität"
Das Team von Trainer Xabi Alonso steht bei 39 Pflichtspielen ohne Niederlage, dank des "unbändigen Willen" (Robert Andrich) und der "Gewinnermentalität" (Alonso) - aber in den vergangenen Wochen vor allem dank Schick. "Er ist da im richtigen Moment, in der richtigen Position. Ein Stürmer muss geduldig sein und immer an die Chance glauben. Ich freue mich für ihn", sagte Alonso, der "nie diesen Gedanken" hatte, das Spiel verlieren zu können.
Andrich belohnte die gnadenlose Überlegenheit zum Ausgleich (88.), Schick machte aus dem Jubel in der BayArena eine Party. "Ich war immer optimistisch", sagte Alonso. "Wir wollen immer gewinnen." Und so langsam können sie die Meisterfeier in Leverkusen planen.13 Punkte Vorsprung vor dem FC Bayern sieben Spieltage vor Schluss - das dürfte sich das Alonso-Tea nicht mehr nehmen lassen.
Xabi Alonso redet erst im April über die Meisterschaft
WDR. 11.03.2024. 00:17 Min.. Verfügbar bis 11.03.2025. WDR.
Quelle: oja/sid/dpa