Bayer Leverkusens logische Sechser-Rechnung mit Aleix Garcia

Stand: 14.06.2024, 09:54 Uhr

Bayer 04 Leverkusen bastelt fleißig am Kader für die Mission Titelverteidigung in der nächsten Bundesliga-Saison. Aleix Garcia kommt aus Girona, um eine spezielle Rolle einzunehmen. Denn aller guten Dinge auf der Sechserposition sind (mindestens) vier.

Von Julian Tilders

Die Dominanz des FC Bayern München in der letzten Dekade der Bundesliga-Geschichte fußte nicht nur auf dem berühmten "Mia san mia"-Mindset. Sie beruhte auch auf der sportlichen Maxime, dass beim FCB, der zwischen 2012 und 2023 sämtliche Meisterschalen einheimste, jede Position doppelt stark besetzt war. Und zwar meist mit gleichwertigen Weltklasse-Spielern oder solchen, die es werden könnten.

Bayer Leverkusen, der amtierende Meister und DFB-Pokal-Sieger, scheint sich letzteres nun zum Vorbild zu nehmen, um die Mission Titelverteidigung anzugehen. Trainer Xabi Alonso lässt die "Werkself" mit zwei defensiven Mittelfeldspielern vor der Abwehr agieren. Also müssen vier Sechser mit internationaler Klasse im Kader stehen, so die logische Rechnung.

Sechserposition: Aller guten Dinge sind vier

Das Ergebnis dieser Rechnung ist in Leverkusen nun die Verpflichtung des spanischen Nationalspielers Aleix Garcia. Er stößt als vierter Sechser neben Exequiel Palacios, Robert Andrich und Anführer Granit Xhaka hinzu. "Aleix Garcia ist ein Spieler mit ausgezeichneten strategischen Fähigkeiten, er ist extrem passsicher und agiert von der Sechserposition aus mit großer Übersicht", bescheinigte ihm Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes. Garcia habe "Führungsqualitäten, die für uns in den kommenden Jahren sehr wertvoll sein werden".

Der 26-jährige Katalane, der einen Fünfjahresvertrag erhält, schließt in Leverkusen nach der Doppelbesetzungs-Maxime eine Lücke - weil eben aller guten Dinge auf der Sechs vier sind. Beim großen Konkurrenten Bayern München galt das im vergangenen Jahrzehnt ebenfalls.

Die markantesten Vierer-Konstellationen beim FCB auf den Sechserpositionen in jüngerer Vergangenheit lesen sich wie ein "Who-is-who" des Weltfußballs. Da wären zum Beispiel Bastian Schweinsteiger, Javi Martinez, Toni Kroos und Luiz Gustavo in der Saison 2012/13. Ein Jahr später stieß Thiago Alcantara hinzu. Die Saison darauf ersetzte Xabi Alonso den abgewanderten Kroos.

Und so ging es weiter. Arturo Vidal kam zur Spielzeit 2015/16, weil es Schweinsteiger zu Manchester United zog. Zwei Jahre später wirkten als Vierer-Konstellation auf der Sechs: Thiago, Martinez, Vidal und der neuverpflichtete Corentin Tolisso. Ein Jahr später wurde Leon Goretzka geholt - wegen seines großen Talents, aber auch, weil sich Renato Sanches ein Jahr zuvor als Flop entpuppt hatte. Und auch Joshua Kimmich wurde auf der Sechserposition zu einer weiteren Größe.

Garcia erwartet bei B04 größerer Konkurrenzdruck

Wer Titel gewinnen und verteidigen will, tut also gut daran, mindestens vier starke zentral-defensive Mittelfeldspieler im Kader zu haben, so die Theorie. Garcia wird sich dabei in seiner Rolle bei Leverkusen vermutlich umstellen müssen, das bringt der Wechsel zum deutschen Meister und Pokalsieger mit sich.

Beim Überraschungsteam FC Girona war Garcia in der spanischen La Liga als Kapitän die Haupt-Führungskraft. Er absolvierte für den Tabellendritten 37 Saisonspiele (drei Tore/sechs Assists), absolvierte fast alle über die gesamte Spieldauer, häufig an der Seite von Yangel Herrera. Ein Hauch von Konkurrenzdruck auf der Sechserposition kam lediglich noch von Talent Pablo Torre, doch Garcia musste nie weichen, eher mal Herrera.

In Leverkusen gestaltet sich der Wettkampf um die zwei Sechserpositionen nun mit Xhaka, Andrich und Palacios als Konkurrenten ganz anders.

Knapp an EM-Teilnahme mit Spanien vorbeigeschrammt

Spaniens Aleix Garcia wurde kurz vor Beginn der EM noch aus dem Nationalkader gestrichen. | Bildquelle: firo Sportphoto / DPPI

Mit einem harten Konkurrenzkampf kennt sich Garcia aber zumindest im Trikot der spanischen Nationalmannschaft aus. Nationaltrainer Luis de la Fuente überlegte, den Girona-Kapitän mit zur EM zu nehmen - doch Garcia, der bislang zwei A-Länderspiele (November 2023 und Juli 2024) absolvierte, wurde durchaus überraschend als einer von drei Profis noch aus dem Kader gestrichen.

Ein Rückschlag für den Spanier - doch dass Garcia den Sommer nun auf der Sonnenliege verbringt und seine Batterien für die kommende Saison mit Bayer Leverkusen auflädt, dürfte die "Werkself" freuen. Schließlich werden Andrich (Deutschland) und Xhaka (Schweiz) womöglich viel Kraft bei der EM lassen. Da wird den Planungen von Trainer Alonso ein ausgeruhter Garcia entgegenkommen.