Alejandro Grimaldo jubelt nach seinem Tor in der Europa League.

Alejandro Grimaldo - "er kann irgendwie alles"

Stand: 27.10.2023, 12:45 Uhr

Bayer Leverkusen schwimmt auf einer Welle des Erfolgs. Am Sonntag empfängt die Werkself den SC Freiburg - der Bayers spanischen Linksverteidiger fürchten sollte.

Von Olaf Jansen

Wie wertvoll ein Spieler für einen Verein ist, merkt man manchmal erst, wenn er geht. So ist es weiten Teilen der Öffentlickeit ergangen, als Roger Schmidt seinen alten Verein Bayer Leverkusen angriff, als dieser sich im vergangenen Sommer die Dienste Alejandro Grimaldos sicherte. Der Linksverteidiger wurde abslösefrei von Schmidts aktuellem Klub Benfica Lissabon verpflichtet - und zwei Spieltage vor Saisonschluss schon im künftigen Bayer-Trikot abgelichtet.

Das sei nicht besonders clever von Bayer gewesen, ließ Schmidt verlauten. "Meiner Meinung nach war das komplett unnötig. Dass er geht, ist okay, aber nicht auf diese Art und Weise", sagte der 56-Jährige. Man muss die Granteligkeit verstehen - der deutsche Trainer hatte soeben einen seiner wichtigsten Spieler verloren.

Wechsel nach siebeneinhalb Jahren Lissabon

Grimaldo hat sehr erfolgreiche Zeiten in Portugal erlebt. Trotzdem entschied sich der 27-Jährige nach dem Gewinn der Meisterschaft im Mai und insgesamt siebeneinhalb Jahren bei Benfica für einen Wechsel in die Fußball-Bundesliga. "Ich denke, dass es immer gut ist, die Komfortzone zu verlassen", begründete er seinen Schritt nach Leverkusen. "Es war der richtige Moment, um etwas Neues auszuprobieren. Und ich glaube, dass das für mich als Mensch und Fußballer sowie für meine Familie ein Schritt nach vorne ist."

Begonnen hatte alles in der Jugendabteilung des FC Valencia, die er nach zwei Jahren in Richtung Jugendakademie des FC Barcelona verließ. Von 2008 bis 2015 wurde er bei den Katalanen vollumfänglich ausgebildet - es schien ihm eine glänzende Zukunft bevorzustehen.

Erst Rekord, dann Stagnation

Schon mit 15 Jahren debütierte er in Barcelonas B-Mannschaft - war damit jüngster jemals eingesetzter Spieler dort. Dann aber ging es irgendwie nicht weiter. Er wurde zwar in den Kader der 1. Mannschaft übernommen, zum Einsatz kam er dort aber nicht. Im Januar 2016 wechselte er zu Benfica Lissabon.

Und nun also Deutschland. Wie stark Alejandro Grimaldo ist, wurde den deutschen Fußballbeobachtern wohl erst in den vergangenen Wochen so richtig klar. Der 27-Jährige hat bei Bayer eingeschlagen wie eine Sternschnuppe. Gut, das mag etwas übertrieben sein. Aber man darf sagen: Mit seiner ausgefeilten Technik, seinem enormen Selbstvertrauen und seiner außergewöhnlichen Schusstechnik und Torgefahr hat er Leverkusens Team möglicherweise auf ein viel besseres Niveau gehoben. Oder er hat zumindest enorm dabei mitgeholfen.

"Irgendwie überall gut"

Am besten fasste es vielleicht gerade Bayers spanischer Trainer Xabi Alonso zusammen, nachdem sein Landsmann im jüngsten Spiel der Europa League gegen Qarabag Agdam zwei Tore und eine Torvorlage zum 5:1-Sieg beigesteuert hatte. "Grimaldo hat ganz unterschiedliche Qualitäten, er ist überall irgendwie gut, das macht es mir einfach." Vergleichsweise große Worte für einen Mann, der Understatement liebt.

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Bayer hat in den kommenden Wochen immens viele und große Aufgaben vor sich: Am Sonntag geht's gegen Freiburg. Es folgt unter der Woche das Pokalspiel in Sandhausen, bevor es in der Liga zur TSG Hoffenheim geht. Das Rückspiel in Quarabag schließt sich an und dann gleich wieder ein Ligaspiel gegen Union Berlin. Das alles in nicht einmal zwei Wochen.

Dauerbrenner mit viel Effizienz

Ob Alonso seinem Linksverteidiger zwischendurch mal eine Pause gönnt? Muss er vielleicht - gern wird er es nicht tun. Denn Grimaldo steht momentan für gnadenlose Effizienz. Drei Bundesligatore sind ihm bislang gelungen - zwei davon waren Freistöße, wie sie die Bundesliga bislang selten zu sehen bekam. Dazu lieferte er auch noch drei direkte Torvorlagen zu. Die Werte aus Europa League und DFB-Pokal sind da noch gar nicht mit einberechnet.

Für Spezialisten noch ein paar Daten: Grimaldo lieferte bislang in den ersten acht Ligaspielen durchschnittlich 29 Sprints pro Spiel, absolvierte dabei 11,5 Kilometer pro Match. Er war ein Dauerbrenner: Von 720 Spielminuten stand er 715 auf dem Platz. Es werden in den kommenden 14 Tagen etliche Minuten dazu kommen.

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