Nahezu immer, wenn ein Fußball-Profi einen seltenen Kopfballtreffer erzielt, wird das Bild des "Kopfball-Ungeheuers" bemüht. Auch Simon Rolfes nannte diese seltene Spezies am Dienstagabend (3.12.2024) und attestierte Nathan Tella allerdings, dass man den Angreifer eigentlich gar nicht zu dieser seltenen Gattung zählen könne. "Aber, er macht das gut, wie er sich zwischen den Verteidigern bewegt", sagte der Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen.
Tella erzielte mit seiner Stirn - ganz in der Tradition des Ur-Kopfball-Ungeheuers Horst Hrubesch - das entscheidende 1:0 für die Leverkusener im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den Favoriten FC Bayern, das für das Erreichen der Runde der letzten acht Teams für den Titelverteidiger genügte.
"Ein ganz wichtiger Sieg. Wir hatten fünf Aufeinandertreffen mit den Bayern, haben allesamt nicht verloren. Wir freuen uns riesig darüber", so Rolfes. In der Ära von Traner Xabi Alonso scheinen die Bayern einfach kein Mittel zu finden, die Rheinländer zu besiegen.
Kompanys Erfahrungen in Burnley
Doch so ganz überraschend kam die Torgefahr des nigerianischen Angreifers dann vielleicht doch nicht: Bayern-Trainer Vincent Kompany hätte es eigentlich ahnen können.
Tella hatte in der Saison 2022/23 schon mal 17 Tore in 39 Spielen für Burnley in der zweiten englischen Liga, der Championship, erzielt. Darunter auch vier Kopfballtreffer. Trainer damals: Kompany.
Selbstzweifel sind verflogen
Solch ein Aufeinandertreffen der absoluten Spitzenteams der Liga ist neben den einzelnen Personen aber auch immer ein gegenseitiges Machtspiel der Vereine.
Und die Leverkusener scheinen nach dem Stotterstart in der Bundesliga gerade noch rechtzeitig ihre Form der Vorsaison wiedergefunden zu haben - um den aktuell auf sieben Punkten enteilten Münchnern doch noch einen Kampf auf Augenhöhe und um den Meistertitel bieten zu können.
Die Werkself fühlt sich - nach kurzfristigen Selbstzweifeln - wieder stark genug. "Im Fußball darf man nie etwas abschreiben.", sagte Rolfes mit Blick auf den Kampf um die Meisterschale. "Wichtig ist für uns, in den Rhythmus zu kommen, viele Spiele zu gewinnen. Für uns ist es wichtig, diesen Hunger, diese Siegermentalität alle drei Tage zu haben und zu entwickeln. Dann sind wir eine starke Mannschaft."
Schick-Verletzung trübt die Freude
Allerdings kam es überhaupt nur zu diesem Tella-Treffer, weil sich Angreifer Patrik Schick in der Partie gegen die Bayern eine Verletzung zugezogen hatte und vorzeitig nach 61 Minuten ausgewechselt werden musste.
Vor dem Hintergrund, dass auch Stürmer Nummer eins, Victor Boniface, parallel mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel wohl bis zum Jahresende auszufallen droht, ein herber Verlust, der die Freude über den außergewöhnlichen Auswärtssieg bei den Verantwortlichen zumindest trüben dürfte. Zumal Schick als Ersatz für den Nigerianer allein im November in sechs Pflichspielpartien sechs Treffer erzielt hatte.
St. Pauli ist die nächste Hürde
Doch es scheint, als kämen Trainer Xabi Alonso und Co. mit einem Schrecken davon. "Das erste Gefühl war, dass es nicht so schlimm ist. Er hatte sowieso ein wenig Probleme in der Wade. Wir werden sehen", sagte Rolfes noch in München. Eine eindeutige Diagnose wird im Laufe des mittwochs erwartet. Allerdings: Der Leverkusener Kader ist mittlerweile so breit aufgestellt - siehe Tella -, dass er einige Ausfälle verkraften kann. Auch eine Erfahrung nicht zuletzt aus der Partie gegen die Münchner.
Für die Werkself geht es bereits am Samstag mit einem Heimspiel gegen Aufsteiger FC St. Pauli in der Bundesliga weiter. "Wir hatten in der letzten Woche gegen Heidenheim schon eine andere Energie. Wir haben am Anfang der Saison einige Punkte liegen lassen", sagte Rolfes. Diese Zeit der Inkonstanz soll nun endgültig beendet sein.