29.06.984: Heinrich der Zänker übergibt Otto III. wieder an dessen Mutter

Der kleine Junge, der im Jahre 983 in Aachen als Otto III. zum König gekrönt wird, ist gerade mal drei Jahre alt. Heinrich der Zänker hat ihn nach dem Tod von Otto II. in seiner Hand, es geht um die Macht im Reich.

Übergabe des römisch-deutschen Königs Otto III. an dessen Mutter WDR Zeitzeichen 29.06.2024 14:45 Min. Verfügbar bis 30.06.2099 WDR 5


Ende des 10. Jahrhunderts sind die Zeiten unruhig. Kaiser Otto II. will wenigstens für die Zukunft etwas Gutes auf den Weg bringen. Deshalb lässt er in Verona seinen kleinen Sohn zum König wählen: Otto III.

Ohne Vater und Mutter tritt der Kleine in Begleitung zweier Erzbischöfe die Reise gen Norden an. Weihnachten 983 wird der Dreijährige in Aachen zum König gekrönt und gesalbt. Doch dann bringt ein Bote aus Rom die Nachricht vom Tod Ottos II.

Es ist ein Rätsel, warum die Mutter Theophanu nicht zu ihrem Sohn eilt. Stattdessen geht Heinrich der Zänker als nächster männlicher Verwandter selbstverständlich davon aus, dass der kleine König unter seine Fittiche gehört. Vielleicht hegt er aber auch die Hoffnung, auf diesem Weg irgendwann selbst König zu werden.
Die Ottonen hingegen wollen die Nachfolge des ältesten Sohnes durchsetzen: Auf Otto den I. folgt sein ältester Sohn Otto II.. Der lässt seinen Sohn Otto III. krönen.

Monate später kommt es im thüringischen Rara bei Meiningen zum Showdown. Königshof und Kloster sind überfüllt von den Anhängern Theophanus und Adelheids, die alle dem Kind-König die Treue geloben und bereit sind, dafür zu kämpfen. Heinrich der Zänker kommt ebenfalls mit einer großen Zahl Getreuer, muss aber einsehen, dass er einen militärischen Konflikt nicht gewinnen kann und übergibt Otto III. an dessen Mutter.

In diesem Zeitzeichen erzählt Maren Gottschalk:
  • dass das Ritual von Salbung und Krönung sicherlich nicht kindgerecht war,
  • warum im 10. Jahrhundert das Kindeswohl in Königshäusern keine Priorität hat,
  • wie Heinrich der Zänker den kleinen König als Faustpfand nutzt,
  • warum ein Himmelszeichen zwar einen schönen Effekt hat, Heinrich der Zänker aber durch etwas ganz anderes zum Einlenken gebracht wird.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, Seniorprofessor an der Universität Heidelberg
  • Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter (Hrsg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende? (Mittelalter-Forschungen. Band 1). Thorbecke. Sigmaringen 1997.
  • Ekkehard Eickhoff: Kaiser Otto III. Stuttgart 1999.
  • Gerd Althoff: Otto III. WBG-Bibliothek. Darmstadt 1996.

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Maren Gottschalk
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Sascha Schiemann

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