3. Februar 2002 - Schauspieler und Sprecher Hans Paetsch stirbt in Hamburg

Stand: 27.01.2022, 09:57 Uhr

Seine warme und sonore Stimme macht ihn berühmt: Der Schauspieler und Sprecher Hans Paetsch ist der Märchenonkel für Generationen. Jahrzehnte lang spielt er auch Theater.

1967 beginnt die zweite Karriere von Hans Paetsch: Der Schauspieler steht im Hamburger Thalia-Theater auf der Bühne, als er von Andreas Beurmann entdeckt wird. Der Mitbegründer des Hörspielverlages "Europa" ist von Paetschs Bariton begeistert. In der Garage des Schauspielers, die behelfsmäßig mit Pappkartons schallgedämmt wird, kommt es zur ersten Aufnahme. "Max und Moritz" wird zum Grundstein für einen beispiellosen Erfolg.

Ob "Hui Buh - Das Schlossgespenst", "Hexe Schrumpeldei" oder "Hanni und Nanni" - Paetsch prägt als Sprecher ungezählte Hörspielproduktionen, die auf LP und Musikkassette auf den Markt kommen. Darunter sind mehr als 100 Märchen. Besonderen Spaß hat er an "Der Wolf und die sieben Geißlein": "Weil man meckern kann, grunzen kann, röhren kann als böser Wolf."

Hans Paetsch, Schauspieler und Sprecher (Todestag am 03.02.2002) WDR ZeitZeichen 03.02.2022 14:52 Min. Verfügbar bis 04.02.2099 WDR 5

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Von Hitler in den Bauch gepiekst

Geboren wird Hans Paetsch am 7. Dezember 1909 im elsässischen Altmünsterol. Nach dem Ersten Weltkrieg wächst der Beamtensohn in Berlin auf. In Marburg studiert er Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte - bis er seine Leidenschaft für die Bühne entdeckt. Sein erstes Engagement bekommt er 1931 in Gießen - ohne Schauspielausbildung, aber mit acht Wochen Sprechunterricht. Weitere Stationen sind Heidelberg und Lübeck.

In Saarbrücken hat Paetsch eine unangenehme Begegnung: Er muss nach einer Aufführung an Reichskanzler Adolf Hitler vorbeischreiten. Der "Führer" piekst ihn in den Bauch und lobt ihn mit den Worten "sehr brav". 1939 wechselt Paetsch nach Prag ans Ständetheater. Dort holt ihn 1944 der Zweite Weltkrieg ein und er wird als Soldat eingezogen. Bei Kriegsende desertiert er und ergibt sich den Briten.

Poesie macht Schicksalsschläge erträglich

Ab 1947 steht Paetsch wieder auf der Bühne, diesmal beim Thalia-Theater in Hamburg. Dort, wo er für lange Jahre spielt und schließlich 20 Jahre später von der Schallplattenindustrie entdeckt wird. Daneben dreht er Filme, arbeitet als Synchronsprecher und macht Werbespots. 1975 beendet er seine Theaterkarriere und konzentriert sich auf seine Erzählarbeit für Kinder.

Eigene Kinder hat Paetsch nicht. Seine erste Frau stirbt bei einem Unfall. Seine zweite Frau, die an Alzheimer erkrankt, begleitet er bis zuletzt. Ohne Poesie, sagt der Literaturliebhaber später, hätte er dieses Leben nicht ertragen. Schließlich heiratet er eine Nachbarin und treue Freundin, die sich um ihn kümmert. Hans Paetsch stirbt am 3. Februar 2002 im Alter von 92 Jahren in Hamburg.

Autor des Hörfunkbeitrags: Ralph Erdenberger
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. Februar 2022 an Hans Paetsch. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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