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ARD Infonacht
23.03 - 06.00 Uhr ARD Infonacht
Männer ziehen in die Schlacht

Originaldokumente zum Nachhören

Propaganda für die "Heimatfront"

Bereits 1914 wurden Hörspiele eingesetzt, um die Kriegsbegeisterung der Deutschen zu stärken. Zu hören sind Kriegssituationen, mit Geräuschen und Musik nachgespielt und -gesprochen. Und auch der Kaiser persönlich richtete sich an sein Volk.

Aufruf des Kaisers zu den Waffen

Der "oberste Kriegsherr" Kaiser Wilhelm II., stellte in einer Ansprache den Kriegseintritt als unvermeidlich und von missgünstigen anderen Großmächten erzwungen dar. Von dieser kurzen Rede existieren zwei Aufnahmen, im Original mit einer Wachswalze aufgenommen: Die eine spricht der Kaiser 1918 nach. Erhalten hat sich aber auch eine Aufnahme, in der er die Ansprache übt und auf den Hinweis eines murmelnden Dritten immer wieder mit verändertem Tonfall neu ansetzt.

Mobilmachung am 1. August

Die Kriegsbegeisterung im deutschen Reich war groß - doch eher in den Städten als auf dem flachen Land. Die allgemeine Mobilmachung wurde deshalb von intensiver Propaganda begleitet, vor allem über gedruckte Bilder und Texte. Es gab aber auch schon frühe Formen des Hörspiels. Die Aufnahme "Mobilmachung" entstand bereits im Sommer 1914 unter dem Titel "Vaterländische Aufnahme der Deutschen Grammophon zum Besten deutscher Krieger und deren Angehörigen."

Die Erstürmung der Festung Lüttich

Es war ein Bruch des Völkerrechts, als in den ersten Kriegstagen 1914 die deutschen Armeen das neutrale Belgien angriffen. Der Schlieffenplan sah zwingend vor, ohne Rücksicht auf die Neutralität des Nachbarn, schnell durch Belgien nach Nordfrankreich vorzudringen und die französischen Armeen anzugreifen. Die gut verbunkerte Festung Lüttich war im Wege und hielt die deutschen Truppen auf. Schließlich fiel sie. Der Vorgang wurde schon 1914 in einem patriotischen Hörbild mit viel Gesang dargestellt.

Im Feldlager vor Paris

Der Vorstoß der deutschen Armeen im August 1914 nach Frankreich kam erst kurz vor Paris zum Stehen. Wegen Überdehnung und Nachschubproblemen nahm die oberste Heeresleitung die Front zurück. Die Franzosen, deren Regimenter zum Teil mit Taxis aus Paris zur nahen Front gefahren wurden, nannten es "Das Wunder an der Marne". In einem Originalhörbild aus dem Jahr 1914 wird deutscher Heldenmut, gewürzt mit derbem Humor und mehrstimmigem Gesang, propagandistisch ausgeschmückt.

Die Erstürmung einer russischen Stellung

Den unvermeidlichen Zwei-Fronten-Krieg betrachtete die deutsche Heeresleitung 1914 mit großer Sorge, da sie die Heeresmacht des Reiches aufteilen musste. Durch das Bündnis mit Österreich befand sich Deutschland auch im Krieg mit Russland. Im Gegensatz zur Westfront konnten die deutschen Armeen im Osten aber einen militärischen Sieg erringen. Das Originalhörbild aus dem Jahr 1915 hat erkennbar propagandistische Züge, die Adresse ist die "Heimatfront".

Scheidemann redet für den Frieden

Am 15. Mai 1917 erlebte der deutsche Reichstag in Berlin eine kleine Sensation. Der Fraktionschef der SPD, Philipp Scheidemann, trat ans Rednerpult. Und was er sagte, war ein Schlag ins Gesicht der meisten Abgeordneten. Denn Scheidemann rechnete ab mit Krieg und Militarismus. Friedensrede – so wurde sein Debattenbeitrag später genannt. Er hatte den Mut, sich abzukehren von jenem Denken, das Europa und die Welt in den bis dahin furchtbarsten Konflikt gerissen hatte: in den Ersten Weltkrieg.