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Global Pop News 05.03.2025

K-Pop-Stars: Fluglinienmitarbeiter verkaufte Reisedaten

Stand: 05.03.2025, 11:54 Uhr

Fluglinien-Mitarbeiter wird vorgeworfen, illegal auf Hunderte von Flugdaten von K-Pop-Künstlern zugegriffen zu haben | Das Festival für neue anatolische Musik "İÇ İÇE" steht vor dem Aus | Doechii veröffentlicht neue Version von "Anxiety"

Von Bamdad Esmaili & Vincent Lindig

Da müssen sich die Jungs von BTS gewundert haben. Immer wenn K-Pop-Stars in ein Flugzeug gestiegen sind, haben dort schon ihre Fans auf sie gewartet. Das hatte einen Grund: Ein Fluglinienmitarbeiter hatte ihre Reisedaten verkauft.

Die Cyberkriminalitäts-Einheit der Polizei in Seoul hat jetzt eine Person aus Hongkong festgenommen – einen Mitarbeiter einer Fluggesellschaft. Mit dieser Airline sind wohl viele K-Pop-Stars geflogen. Diesem Mitarbeiter wird vorgeworfen, illegal auf Hunderte von Flugdaten von K-Pop-Künstlern zugegriffen zu haben.

Er soll angeblich von den Informationen über mehrere Stars – darunter BTS – profitiert haben. Er soll die Infos der Künstler an Stalker verkauft und damit umgerechnet etwa 6.600 Euro verdient haben. Diejenigen, die die illegalen Flugdaten gekauft haben – also die Stalker –, sollen diese in den letzten Jahren dazu genutzt haben, dieselben Flüge wie die Künstler zu buchen, Sitzplätze oder Essensauswahlen der Künstler zu ändern.

Das Label HYBE, das Artists wie BTS oder SEVENTEEN unter Vertrag hat, hat ein Statement veröffentlicht. Darin heißt es, "[...],dass sie gegenüber der kriminellen Aktivität der Kommerzialisierung und des Handels mit persönlichen Daten von Künstlern eine Null-Toleranz-Haltung verfolgen und die Verantwortlichen im vollen möglichen Umfang zur Rechenschaft ziehen."

In der Vergangenheit konnten K-Pop-Managementfirmen erfolgreich diejenigen identifizieren und gegen sie vorgehen, die diese privaten Daten gekauft hatten. Jetzt hat aber die Verhaftung eines Verkäufers dazu beigetragen, die Lieferkette noch weiter zu unterbrechen.

Das İÇ İÇE Festival steht vor dem Aus

Nach Kürzungen im Kulturbereich ist jetzt auch das Festival für neue anatolische Musik, "İÇ İÇE", in Gefahr. Die Veranstalter haben eine Crowdfunding-Aktion gestartet, um die Kürzungen im Kulturbereich in Berlin auszugleichen.

Vor fünf Jahren wurde dieses neue Musikevent ins Leben gerufen – mit dem Ziel, neue anatolische Sounds zu feiern. Der Name "İÇ İÇE" ist türkisch und steht für "miteinander verwoben".

Dabei sollen Genre-Grenzen überwunden und verschiedene Communitys zusammengebracht werden. Beim Festival sind zum Beispiel Acts wie Ebow, Cashmiri oder Aze aufgetreten. Das Festival findet nicht nur in Berlin statt – über das Jahr hinweg gibt es auch Veranstaltungen in anderen Städten, zum Beispiel in Köln.

Veranstalterin Melissa Kolukisagil sagt, dass sie bislang aus ganz unterschiedlichen Fördertöpfen Geld erhalten haben: "Angefangen beim Musicboard, was in Berlin Landesgelder sind, bis zu Bundesgeldern vom Hauptstadtkulturfonds, die uns zuletzt einen sehr hohen fünfstelligen Betrag ermöglicht haben. Und das hat dieses Jahr nicht mehr funktioniert. Wir hatten ganz viele Hintergrundgespräche, in denen wir immer wieder gehört haben: Man kennt unsere Arbeit, man kennt uns, man schätzt uns, aber man kann uns dieses Jahr nicht helfen."

Ähnlich wie dem İÇ İÇE Festival geht es übrigens auch anderen Festivals: Das Musikfestival in Braunschweig steht vor dem Aus. Das Melt Festival musste letztes Jahr wegen der Inflation aufgeben. Das Hip-Hop-Festival Heimatland in Leutkirch hatte ebenfalls einen finanziellen Engpass, soll aber dieses Jahr wieder stattfinden.

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Doechii veröffentlicht neue Version von "Anxiety"

Doechii ist eine der angesagtesten Newcomerinnen im Rap-Business. Heute hat die US-Musikerin eine ganz besondere neue Single, "Anxiety", veröffentlicht. Dem einen oder anderen dürfte der Track bekannt vorkommen – "Anxiety" kursiert schon länger im Netz. Vor Jahren hat die US-Rapperin den Song bereits auf YouTube vorgestellt. Da sitzt sie auf ihrem Bett mit einem Mikro in der Hand und vor ihr liegt ihr Laptop. Sie singt und tanzt zu dem Song.

Dann geriet der Song erst einmal in Vergessenheit. Doch in den letzten Monaten wurde der Track wieder zum Trend – etwa bei TikTok. Leute haben darauf eigene Geschichten präsentiert und der Ruf nach einer richtigen Studioversion von "Anxiety" wurde immer lauter. Dann schrieb Doechii vor Kurzem bei X, sie habe den "Sumpf" – so nennt sie ihre Fanbase – laut und deutlich gehört und kündigte "Anxiety" mit dem Cover der Single an.

Was den Song etwas nostalgisch und zugleich besonders macht, ist das Sample von Gotye. Der Song des australischen Singer-Songwriters heißt "Somebody That I Used to Know" und stammt aus dem Jahr 2011. Und der brachte damals die Tanzflächen zum Beben.

Im Text setzt sich Doechii mit inneren Problemen auseinander. Sie singt: "Ich kämpfe mit meinen Dämonen, und meine Dämonen gewinnen / Ich habe das Gefühl, als würde niemand jemals fühlen, was ich fühle …" Sie thematisiert Angst – eben Anxiety – und Mental Health. Im Text heißt es weiter: "Die Angst setzt mich immer wieder unter Druck / Ich spüre, wie sie mich leise zum Schweigen bringen will, ja / Meine Angst / Ich kann sie nicht abschütteln."

Auch wenn es dieses Jahr besonders gut für Doechii läuft, war das früher nicht so. Sie hat erzählt, dass sie als Kind in der sechsten Klasse gemobbt wurde und deshalb versucht habe, sich das Leben zu nehmen. Dann habe sie den Künstlernamen Doechii erfunden, und das habe sie gerettet, weil sie sich wie in einem Film gefühlt habe.

Und dieser Film handelt vom Erfolg, wie es scheint: Gerade hat sie ihren ersten Grammy bekommen – in der Kategorie "Bestes Rap-Album". Es war ihre Debütplatte – und gleich ein Grammy. Sie hat mit K-Pop-Star Jennie von der Girlgroup Blackpink zusammengearbeitet, lief bei der Fashion Week in Paris für Valentino mit – und gilt wegen all dem gerade als DER Shootingstar der US-Rapszene. Dieses Jahr ist sie auch als Headlinerin beim Splash! Festival dabei.

Preis für Popkultur reagiert auf Kritik von Aria Nejati

Am 23. April wird in Düsseldorf der Preis für Popkultur verliehen. Neben Künstler:innen wie Apsilon, K.I.Z. oder Ebow ist auch der Moderator und Head of HipHop GSA bei Apple, Aria Nejati, für sein Interview mit Paula Hartmann in der Kategorie "Bewegendste Geschichte" nominiert. Nejati hat jedoch Kritik an dem Preis für Popkultur geäußert und unter anderem die Fairness der Nominierungen hinterfragt.

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Er schrieb auf Instagram, der Preis würde die Popkultur in Deutschland seiner Meinung nach nicht richtig abbilden. Nun reagiert der Vorstand des Vereins zur Förderung der Popkultur e. V., der hinter dem Preis steckt, mit einem langen Statement. Sie nehmen die Kritik von Aria Nejati ernst und schätzen es sehr, dass er sich mit dem Preis beschäftigt – dies zeige die Relevanz des Preises für die Szene. Zudem gehen sie auf einige seiner Kritikpunkte ein.

Nejati schreibt in einem Instagram-Post, beim Preis für Popkultur würden Booker, Manager und Promoter "schamlos" ihre eigenen Künstler nominieren und auszeichnen. Es stimme zwar, dass der Preis aus der Branche entstanden sei, doch der Verein habe sich weiterentwickelt, so der Vorstand. Sie legen großen Wert darauf, Interessenkonflikte zu vermeiden.

"Zudem achten wir darauf, dass sich Jury-Mitglieder der Stimme enthalten, wenn sie selbst oder von ihnen betreute Künstler:innen nominiert sind. Dennoch gibt es natürlich immer Potenzial, diesen Prozess in den kommenden Jahren weiter zu optimieren, um noch unabhängiger und transparenter zu werden." Aus dem Statement des Vereins zur Förderung der Popkultur e. V.

Ein weiterer Kritikpunkt Nejatís ist, dass von den 30 meistgehörten deutschsprachigen Artists des vergangenen Jahres nur zwei nominiert wurden. Das sei keine respektvolle Würdigung der Popkultur, meint er. Der Verein zur Förderung der Popkultur hält diese Kritik für zu kurz gegriffen. "Der Preis für Popkultur ist kein reiner kommerzieller Preis", heißt es in ihrem Statement. Es gehe um künstlerische Qualität, gesellschaftliche Relevanz und Originalität.

Nejati nennt in seiner Kritik auch konkret Namen von Rapper:innen, die ihm bei den Nominierungen gefehlt haben – darunter Luciano, Pashanim, Ayliva oder Capital Bra. Wenn Artists wie diese nicht für ihren "maximal prägenden Fußabdruck" geehrt würden, könne er sich über seine eigene Nominierung "nicht so ganz" freuen.

Auf seine Kritik zur Repräsentation von Hip-Hop beim Preis entgegnet der Verein, dass die bekanntesten Vertreter dieses Genres Männer seien. Sie möchten jedoch, dass auch Frauen und nicht-binäre Artists beim Preis für Popkultur repräsentiert werden.

Nejati spricht in seinem Post auch die Diversität innerhalb des Vereins und des Preises an: "Der Vorstand besteht zu 100 % aus weißen Menschen, bei den nominierten Artists beträgt der Anteil ungefähr 80 %." Der Verein schreibt in seiner Stellungnahme, dass sie Diversität sehr ernst nehmen und weiterhin daran arbeiten wollen. Die Jury sei seit 2023 möglichst divers aufgestellt und Nominierungen würden diesbezüglich geprüft. Zudem laden sie explizit Mitglieder aus verschiedenen Genres und Communitys ein, sich aktiv an den Nominierungen zu beteiligen. Auch Nejati sei bereits eingeladen worden, mitzuwirken, heißt es in der Stellungnahme.

Der Vorstand des Vereins zur Förderung der Popkultur hofft auf eine konstruktive Zusammenarbeit.