Massive Attack haben es geschafft. Sie haben das umweltfreundlichste Festival aller Zeiten erschaffen - und zwar in ihrer Heimatstadt Bristol bei ihrem "Act 1.5" Festival, benannt nach dem Ziel, den Temperaturanstieg durch den Klimawandel auf 1,5 Grad zu begrenzen. Es fand statt vergangenes Jahr im August mit Massive Attack als Headliner. Dafür organisierte die Band Sonderzüge und Elektrobusse als Shuttle. Die gesamte Stromversorgung bestand aus 100 Prozent erneuerbaren Energien und vor Ort wurde zu nur veganes Essen verkauft.
Soweit der Plan, ein halbes Jahr später die Analyse: Die Wissenschaftler vom Tyndall Centre for Climate Change Research haben sich die Daten angeschaut und attestieren "Act 1.5" die niedrigsten CO2-Emissionen aller Zeiten bei einem Festival. Beim Stromverbrauch hat man es laut den Forschenden geschafft, 98 Prozent der CO2-Emissionen einzusparen, die man sonst bei einem Festival hat. Bei Lebensmitteln 89 Prozent, auch in der Beförderung der Ausrüstung und bei den Anreisen der Künstler hat man 70 resp. 73 Prozent eingespart.
Massive Attack möchten dafür jetzt aber kein Fleißkärtchen, sondern ein Beispiel dafür sein, dass so etwas geht. Mark Donne, der Produzent von "Act 1.5" sagte der BBC: "Die Fans wollen klimaneutrale Shows, das ist klar, jetzt hängt es an Veranstaltern und Regierungen, diese zu ermöglichen." Wie dafür die Chancen stehen, lässt sich noch nicht beurteilen, aber diese wissenschaftlichen Belege werden die Entwicklung vermutlich vorantreiben. Massive Attack haben es schon einmal geschafft, andere zu inspirieren. 2019 haben sie in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern eine Studie in Auftrag gegeben, die untersucht hat, wie man möglichst klimaneutral auf Tour geht. Ihre Ergebnisse machten Schule und werden heute von vielen Bands bei Tourplanungen berücksichtigt.
Sevdaliza mit emotionalem Post
Leider kein seltenes Bild in dieser Zeit: Eine Musikerin schafft ihren großen Durchbruch, man denkt, alles läuft wunderbar – hinterm Vorhang sieht es aber anders aus. So auch bei Elektro-Pop-Star Sevdaliza. Das schreibt die iranisch-niederländische Sängerin jetzt in einem emotionalen Post auf Instagram. Jahrelang hatte sich Sevdaliza eine eher kleine aber feine Fangemeinde erspielt, war und ist ein Kritikerliebling. Dann kam "Alibi" – ihre gemeinsamer Song mit Yseult und Pabllo Vittar wurde zu vergangenes Jahr einem viralen Hit mit knapp einer halben Milliarde Klicks bei Spotify – und danach fiel Sevdaliza in ein Loch.
Sie schreibt, sie litt unter Angstzuständen, sie wollte damals einfach nur verschwinden, aber hatte eine Menge berufliche und private Verpflichtungen, die sie einfach nicht verschieben konnte. Nur dank einiger "großartigen" Menschen in ihrem Umfeld konnte sie sich über Wasser halten. Aber dann kam der nächste Schicksalsschlag: Sevdaliza hatte eine Fehlgeburt Anfang dieses Jahres. Sie sagt, dass sie das öffentlich machen wollte, um sich beim medizinischen Personal zu bedanken, aber auch, weil sie anderen Frauen zeigen will, dass das nichts Schambehaftetes ist oder wofür man sich unzureichend fühlen muss.
Wenn eine Schwangerschaft so ende, liege das daran, dass der Körper unglaublich intelligent und widerstandsfähig sei, schreibt Sevdaliza. Für diese ehrlichen Worte bekommt sie viel Zuspruch in den Kommentarspalten, auch von ihrer schwedischen Musikerkollegin Lykke Li. Sevdaliza befindet sich immer noch auf dem Weg der Genesung, sie sagt aber auch, dass es ihr hilft, aktiv zu sein und an neuer Musik zu arbeiten. Dementsprechend hoffnungsvoll beschließt sie ihren Post: Neue Musik soll schneller kommen, als man erwartet!
Disco-Soul-Sängerin Gwen McCrae ist verstorben
Es ist eine traurige Woche für den US-Soul. Am Montag starb Roberta Flack, Sängerin von "Killing Me Softly". Jetzt wurde bekannt, dass bereits am Freitag Gwen McCrae verstorben ist. Die Disco-Soul-Sängerin verschied nach langer schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren im Kreis ihrer Lieben in ihrer Heimatstadt Penscacola in Florida. Vielen Menschen gerade in Deutschland ist sie bekannt durch den Song "Get Up" von DJ Thomilla feat. Afrob. Kern des Songs ist ein Sample von "Funky Sensation" von Gwen McCrae – im Original auch schon ein unzerstörbarer Party-Track.
Weltweit erlangte sie späte Berühmtheit durch den Avicii-Song "My Feelings for You" – gesamplet aus ihrem "All This Love That I’m Giving". Auch andere große Namen wie Madlib, Lady Gaga, Cypress Hill oder Disclosure haben Gwen McCrae gesamplet. Angefangen hat Gwen McCrae schon als Teenagerin, in den späten 50er frühen 60er Jahren hat sie in Soul-Bands in Bars und Clubs in Florida gesungen. Damals noch als Gwen Mosley. Dann hat sie den Matrosen George McCrae kennengelernt, beide haben innerhalb einer Woche geheiratet und blieben bis Mitte der 70er verheiratet.
Beide zusammen und auch jeweils solo wurden zu Aushängeschildern bei TK Records. Das Label ist Urheber eines Sounds, den man heute Miami Soul nennt. Diese Art Disco-Soul, häufig mit Drum Machine wurde durch LC & The Sunshine Band weltberühmt und durch Drake und seinen Welthit "Hotline Bling" vor ein paar Jahren wiederbelebt, er verwendete ein Sample des TK-Records-Künstlers Timmy Thomas. Auch wenn Plattendigger die alten Hits von Gwen McCrae seit spätestens den 90ern lieben – besonders erfolgreich war sie damit in den 70er Jahren nicht. Anders als ihr Mann, der ihr den Welthit "Rock Your Baby", geschrieben von KC & The Sunshine Band, vor der Nase wegschnappte, den sollte eigentlich sie singen.
Nach dem Ende der Disco-Zeit und dem schlimmen Ende ihrer Ehe – Gwen warf George McCrae häusliche Gewalt vor – versuchte sie einen Neustart, widmete sich ab Mitte der 80er stärker ihrem christlichen Glauben, veröffentlichte Soul und Gospel-Alben, die aber wenig beachtet wurden. 2006 nahm sie Klassiker aus der TK Records noch einmal neu auf. Zu ihrem Tod haben Disclosure gepostet: "Rest in Peace the Great Gwen McCrae."