Beim Streaming-Riesen Spotify laufen laut einem neuen Bericht krumme Dinger, um Auszahlungen an Künstler zu drücken. Angeblich füllt Spotify Wiedergabelisten mit Musik von "Geisterkünstlern" – also Stock-Musik von Fake-Artists –, um die Höhe der Tantiemen zu senken, die das Unternehmen an echte Bands und Musiker zahlt, um so am Ende ihre Gesamtgewinnspanne zu steigern. Der Bericht kommt vom Harper's Magazine aus New York, einer monatlich erscheinenden Zeitschrift für Literatur, Politik, Kultur, Finanzen und Kunst.
Die Autorin Liz Pelly beschreibt im Artikel eine Praxis, die "Perfect Fit Content" genannt wird. Dafür setzt Spotify wohl schon seit sieben Jahren ein Programm ein, das diese Stock-Musik – die für die Plattform deutlich günstiger zu hosten ist – in die besonders beliebten Playlist-Kategorien streut. Laut Bericht betrifft das vor allem Playlists in Genres wie Jazz, Klassik, Chill, Ambient, Lo-Fi-Hip-Hop und Lo-Fi-House. Es gab sogar das Gerücht, Spotify würde diese Stock-Musik selbst mit einem AI-Programm erstellen…
Laut Harpers Magazine-Recherche kommt die Musik dieser verschiedenen "Geisterkünstler:innen" von ein paar wenigen Produktionsfirmen, von denen die meisten außerhalb der USA ansässig sind. Die haben sich also quasi auf Stock-Musik spezialisiert. Einige der Songs haben Streamingzahlen im Millionenbereich. Wenn man aber auf die einzelnen Künstler klickt, wird es schon aufSpotify mehr als schwammig. Und spätestens beim Googeln, stellt man dann fest, dass es diese Artists gar nicht gibt.
Im Artikel heißt es außerdem, dass viele Spotify-Mitarbeiter über diese Praxis Bescheid gewusst haben sollen. Intern sei mit der Zeit die Einstellung entstanden: Wenn die Gewinnspanne steigt, werden einfach immer mehr dieser Fake-Tunes eingesetzt, denn wenn der Nutzer es nicht mal bemerkt, ist auch nichts Schlimmes daran. Spotify hat sich bisher nur zu dem Gerücht geäußert, sie würden selbst solche Stock- Musik produzieren. Dagegen wehrt sich der Streaming-Riese und sagt, die Behauptungen seien "kategorisch unwahr, Punkt".
Noga Erez spricht Klartext
Die Sängerin, Rapperin und Musikproduzentin aus Tel Aviv ist gerade auf Tour. Auf der Bühne teilt sie dabei ihre Erfahrungen als israelische Musikerin mit dem Publikum. Außerdem hat sie einen Videoclip davon auf ihrem Insta-Kanal gepostet. Noga Erez spricht vom Boykott ihrer Person aufgrund ihrer Herkunft. Sie erzählt, dass ihr gerade nach und nach Festivals, Bookings und Medienauftritte abgesagt würden, nur weil sie aus Israel komme. Es ginge dabei um nichts, was sie gesagt oder getan habe, sondern einfach nur um die Tatsache, wo sie geboren ist. Um welche Medien oder Festivals es sich dabei handelt, erwähnt sie nicht, es geht ihr aber auch um etwas viel Wichtigeres, nämlich Einigkeit:
Noga Erez ist in Tel Aviv mit dem Nahostkonflikt aufgewachsen. In ihrer Musik hat sie sich immer wieder damit beschäftigt. Auf ihrem letzten Album "Kids" gab es zum Beispiel den Song "Fire Kites". Darin singt sie über das Machtgefälle zwischen beiden Seiten. Auf der einen Seite ein Militär mit präzisionsgelenkter Munition und Kampfdrohnen, auf der anderen die Menschen in Gaza, die Nachts brennende Drachen rüber steigen lassen – also im wahrsten Sinne des Wortes Kinderspielzeug im Vergleich. Auch auf ihrem aktuellen Album 2Vandalist" beschäftigt sich Noga Erez mit ihrer Herkunft. Man bekommt allerdings das Gefühl, dass sie müde geworden ist, sich zu rechtfertigen und zu verteidigen. Und wenn man sich die Kommentare unter Ihrem neuesten Post jetzt mal durchliest, bekommt man eine ganz gute Idee davon, warum. Da wird Noga Erez nämlich unter anderem als Komplizin eines zionistischen Staats beschimpft. Manche User machen Sie für das Leid der Menschen in Gaza verantwortlich. Noga Erez sagt im Clip dann auch noch, dass der Boykott von Künstlern nicht die Lösung sein kann, genau wie dasVerbot von Liedern, Filmen, Theaterstücken oder Büchern noch nie die Lösung war.