Global Pop News 05.12.2024
Nominierungen für MOBO Awards
Stand: 05.12.2024, 12:02 Uhr
Die Mobo Awards, gibt's jedes Jahr für die besten Black Music Artists | KI-Musik sorgt für Einnahmenverlust | Raye und Wiyaala unter den "BBC 100 Women" | Nach Kritik von Maduro: Heim-Tour von Rawayana in Venezuela abgesagt
Von Bamdad Esmaili
Jetzt stehen die Nominierungen für nächstes Jahr fest! Ganz vorne mit dabei: Sampha und Jorja Smith. Sie ist in drei Kategorien nominiert: Beste weibliche Künstlerin, Album des Jahres und Bester Soul- und R&B-Act.
Die MOBO Awards gehören zu den wichtigsten Musikpreisen im Vereinigten Königreich. Sie zeichnen Schwarze Musik aus dem UK und darüber hinaus aus. MOBO steht für "Music Of Black Origin". Neben der Neo-Soul-Sängerin Jorja Smith führt auch der Rapper Central Cee die Liste mit drei Nominierungen an.
Central Cee aus West-London hat sein Debütalbum zwar noch nicht veröffentlicht, könnte aber der erste Künstler werden, der den Preis als Bester männlicher Künstler dreimal gewinnt. Damit liegt er gleichauf mit Stormzy, der ebenfalls zum dritten Mal in Folge nominiert ist.
Insgesamt haben es viele Artists aus der COSMO-Playlist auf die Shortlist geschafft – darunter die Jungle-Künstlerin Nia Archives. Die 25-jährige DJ und Produzentin aus London wurde nach dem Erfolg ihres Debütalbums Silence Is Loud in den Kategorien Beste weibliche Künstlerin und Bester elektronischer Act nominiert.
Als Best International Artist könnten Beyoncé oder Kendrick Lamar ausgezeichnet werden, doch auch nigerianische Künstler*innen wie Ayra Starr oder Tems haben Chancen.
Die MOBO Awards werden am 18. Februar in Newcastle verliehen.
KI-Musik sorgt für Einnahmenverlust
US-Megaproduzent Timbaland ist vor kurzem ins KI-Business eingestiegen und arbeitet nun als Berater für ein Programm zur Erstellung von Musik. Klar ist: In diesem Bereich tut sich aktuell enorm viel, doch vieles bleibt noch unklar – nicht zuletzt, weil es ein riesiger Markt ist.
Ein aktueller Bericht der CISAC (Internationaler Zusammenschluss der Gesellschaften von Autor:innen und Komponist:innen) zeigt jedoch eine besorgniserregende Entwicklung auf. Laut der in Paris vorgestellten Studie könnten die Einnahmen von Musikschaffenden aufgrund der zunehmenden Nutzung von Künstlicher Intelligenz bis 2028 um rund 20 % sinken. Dies ist die erste globale Untersuchung, die den Einfluss von KI auf menschliche Kreativität analysiert.
Eine der zentralen Aussagen: Beschäftigte im Musiksektor könnten in den nächsten vier Jahren fast ein Viertel ihres Einkommens durch den Einsatz von KI verlieren – eine drastische Entwicklung. Während der KI-Boom den großen Technologiekonzernen erheblichen Mehrwert bringen dürfte, sehen die Studienmacher eine dramatische Reduktion der Einnahmequellen von Urheber:innen. Sollte die Politik nicht handeln, könnten die Verluste noch gravierender ausfallen.
Positiv hervorgehoben werden die Regierungen Australiens und Neuseelands, die als weltweit führend bei der Entwicklung von Richtlinien zum Schutz kreativer Köpfe im Zeitalter generativer KI gelten.
Zum Hintergrund: KI-Programme sind in der Lage, innerhalb kürzester Zeit Musik zu erstellen. Dabei greifen sie auf Datenpools zurück, die aus "echter" Musik bestehen – ohne dass die Urheber:innen dieser Werke davon profitieren. In Zukunft könnte Musik für Filme, Werbung und andere Bereiche zunehmend von KI generiert werden, da dies schneller und kostengünstiger ist.
Auch in Deutschland wurde vor einigen Monaten eine ähnliche Prognose vorgestellt, unter anderem von der GEMA. Fest steht: Weltweit besteht weiterhin ein großer rechtlicher Klärungsbedarf, um die Interessen von kreativen Schaffenden zu schützen.
Raye und Wiyaala unter den "BBC 100 Women"
Ende des Jahres ist die Zeit der Bestenlisten – und die BBC hat ihre 100 Women für 2024 vorgestellt! Die Liste ehrt inspirierende und einflussreiche Frauen weltweit. Mit dabei ist die Sängerin Raye, die 2024 zweifellos ihr Jahr hatte.
Raye hat bei den diesjährigen Brit Awards Geschichte geschrieben: Sie gewann sechs von sieben Preisen, für die sie nominiert war – darunter als erste Frau überhaupt die Auszeichnung Songwriterin des Jahres. Die 27-jährige Singer-Songwriterin aus London machte 2021 Schlagzeilen, als sie auf Social Media öffentlich machte, dass sie seit sieben Jahren mit ihrem Plattenlabel um die Veröffentlichung ihres eigenen Albums kämpfte. Letztes Jahr brachte sie schließlich als unabhängige Künstlerin ihr gefeiertes Debütalbum "My 21st Century Blues" heraus.
Die BBC würdigt Raye nicht nur für ihre Musik, sondern auch für ihren Einfluss. In der Begründung heißt es, dass sie offen über Herausforderungen in der Musikbranche gesprochen habe, darunter sexuelle Übergriffe und Drogenmissbrauch. Außerdem setzt sie sich für eine gerechtere Bezahlung von Songwriter:innen ein.
Die jährliche Liste der BBC 100 Women hebt Frauen hervor, die durch ihre Widerstandsfähigkeit Veränderung vorantreiben – in Bereichen wie Klimawandel, humanitäre Krisen oder gesellschaftspolitische Themen. Neben Musikerinnen wie Raye sind auch Schauspielerinnen, Aktivistinnen und Autorinnen vertreten, darunter Sharon Stone.
Ebenfalls auf der Liste: die ghanaische Sängerin Wiyaala. Die Afropop-Künstlerin ist seit 11 Jahren als Singer-Songwriterin erfolgreich und hat mehrfach die Ghana Music Awards sowie die All Africa Music Awards gewonnen. Laut der BBC beleuchten viele ihrer Texte die Ausbeutung afrikanischer Frauen. Zudem engagiert sie sich aktiv im Kampf gegen Kinderehen, in Zusammenarbeit mit UN-Agenturen und ghanaischen Behörden. In ihrer Heimatstadt Funsi hat Wiyaala ein Kunstzentrum, einen lokalen Radiosender und ein Restaurant gegründet, um Arbeitsplätze und Kreativität zu fördern.
Weitere Musikerinnen auf der Liste sind Firda Marsya Kurnia, eine Heavy-Metal-Musikerin mit Kopftuch aus Indonesien, sowie die afghanische Sängerin Elaha Soroor.
Nach Kritik von Maduro: Heim-Tour von Rawayana in Venezuela abgesagt
Die venezolanische Latin-Pop-Band Rawayana, eine der erfolgreichsten Bands ihrer Heimat, sorgt derzeit für Schlagzeilen. Obwohl die Gruppe erst kürzlich mit einem Latin Grammy ausgezeichnet wurde und aktuell für einen Grammy nominiert ist, wurde ihre bereits ausverkaufte Tour durch Venezuela überraschend abgesagt. Die Entscheidung hat offenbar einen politischen Hintergrund.
Am Wochenende hatte Venezuelas autoritärer Präsident Nicolás Maduro die Band und ihren Song "Veneka", den sie zusammen mit dem Rapper Akapellah veröffentlicht haben, scharf kritisiert. Der Track, der seit seiner Veröffentlichung im Oktober auf Plattformen wie TikTok und Instagram viral ging und auf YouTube rund sechs Millionen Klicks gesammelt hat, scheint politischen Zündstoff zu enthalten. Die Absage der Tour wurde am Dienstag (03.12.) bekannt gegeben, was viele als möglichen Versuch interpretieren, Kritik an der Regierung zu unterdrücken.
Der Vorfall verdeutlicht die angespannte Lage in Venezuela, wo Kunst und Kultur oft mit politischem Druck konfrontiert werden. Trotz des Rückschlags bleibt Rawayana mit ihrer Musik ein Symbol für Meinungsfreiheit und kreativen Widerstand.
Der Song "Veneka" von Rawayana und Akapellah steht derzeit im Mittelpunkt einer politischen Kontroverse in Venezuela. Der Begriff "veneca" – ein umgangssprachlicher Ausdruck für venezolanische Frauen – hat sich in den letzten Jahren zunehmend zu einer abwertenden Bezeichnung entwickelt. Dies geschah vor allem im Kontext der Flucht von Millionen Venezolaner*innen vor der wirtschaftlichen Krise unter der autoritären Maduro-Regierung.
Präsident Nicolás Maduro kritisierte den Song am Wochenende öffentlich und behauptete, er würde venezolanische Frauen beleidigen. Er rief die Männer des Landes dazu auf, die Frauen zu verteidigen. Diese Interpretation teilen jedoch viele nicht: Laut Berichten wird der Song von vielen Fans als ein Versuch gesehen, den Begriff "veneca" positiv zu besetzen und ihn für die Gemeinschaft zurückzugewinnen. Die Künstler selbst betonten, dass der Song dazu da sei, venezolanische Frauen zu feiern und sie in ihrer Stärke und Vielfalt zu würdigen.
Mit Zeilen wie "Unsere Musik ist nicht gemacht worden, um zu spalten", reagierte die Band in einem aktuellen Social-Media-Post auf die Absage ihrer geplanten, bereits ausverkauften Venezuela-Tour. Die Absage stellt für die Band und ihre Fans einen großen Rückschlag dar, insbesondere da ihre Arbeit eigentlich als Ausdruck von Zusammenhalt und kultureller Identität verstanden wird.
Der Erfolg von "Veneka" – viral auf Plattformen wie TikTok und YouTube mit Millionen von Klicks – zeigt jedoch, dass der Song für viele weit mehr als ein Politikum ist: Er ist eine Hymne für Empowerment und den Stolz auf die eigene Herkunft.
Es scheint, dass eine Heim-Tour von Rawayana, deren Mitglieder inzwischen nicht mehr alle in Venezuela leben, nicht stattfinden wird, solange Maduro Venezuelas Präsident ist. Die Band schrieb dazu: "So verabschieden wir uns von unserem Land. Bis auf Weiteres."
Details zu den Gründen der Absage sind nicht bekannt. Daher bleibt unklar, ob die Entscheidung von der Band selbst oder von behördlicher bzw. staatlicher Seite getroffen wurde. Laut dem US-Musikmagazin Billboard wolle die Band "aus Sicherheitsgründen" keine weiteren Statements abgeben.
Als ausdrücklich politisch galt die Band in der Vergangenheit nicht. Dennoch soll sie laut Medienberichten das international umstrittene Wahlergebnis pro Maduro bei der letzten Wahl im Juli als Betrug bezeichnet haben. Viele venezolanische Stars wie Lele Pons oder Danny Ocean hatten sich offen für die Opposition ausgesprochen, der große Chancen zugeschrieben wurden. Nach der vermeintlichen Wiederwahl Maduros kam es zu Protesten mit tausenden Teilnehmenden, von denen rund 2.000 festgenommen wurden. Zwischenzeitlich wurde sogar die Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) im Land gesperrt.
International zweifeln viele Staaten die Legitimität von Maduros Wiederwahl an, was die ohnehin angespannte politische Lage in Venezuela weiter verschärft.