Live hören
Jetzt läuft: Tonight von NSG feat. Libianca & JAE5
Wolf Biermann mit einer Gitarre, Aufnahme von 2016.

Global Pop News 19.11.2024

Wolf Biermann Songs re-interpretiert

Stand: 19.11.2024, 09:29 Uhr

Wolf Biermann "RE:Imagined – Lieder für Jetzt!" erschienen | Weltpremiere der Doku "The Honorable Shyne" auf Hulu | Erykah Badu über Arbeit als spirituelle Geburtshelferin | Katy Perry unterstützt kleine britische Musik-Venues

Von Vincent Lindig

    
Wolf Biermann ist einer der bekanntesten deutschen Liedermacher – gerade ist er stolze 88 Jahre alt geworden. Als kleines Geburtstagsgeschenk haben 22 Musikerinnen und Musiker seine bekanntesten Songs re-interpretiert – zum Beispiel die Hamburger Rapperin Haiyti.

Sie hat sich an Biermanns Klassiker "Am Alex an der Weltzeituhr" herangewagt und den Song in ein reduziertes Hip-Hop-Setting geholt. Neben Haiyti haben sich auf dem Geburtstagsalbum auch der Kölner Sänger Maxim, Deutschrap-Pionier Torch, Meret Becker, OK Kid und viele weitere Künstler versammelt.

"Wolf Biermann RE-IMAGINED – Lieder für Jetzt!" – das Ausrufezeichen im Titel macht deutlich: Die Texte des DDR-Dissidenten Wolf Biermann waren immer politisch und gesellschaftskritisch. Und sie passen wieder – oder vielleicht auch immer noch – in unsere heutige Zeit.

Initiiert wurde das Projekt von Biermanns Frau Pamela, während die beteiligten Künstler gemeinsam mit Produzent Johann Scheerer ganz eigene, aktualisierte Versionen der Klassiker entwickelten. Dabei bringt jede eine persönliche Handschrift ein: Haiyti lässt es selbstverständlich nach Rap klingen, während Betterov mit seiner Version von "Lied vom donnernden Leben" gitarrenlastigere Töne anschlägt.

"Ich hab für das Projekt 'Wolf Biermann: Re:Imagined' meinen Lieblings-Wolf-Biermann Song neu aufgenommen. Das ist das Lied vom donnernden Leben. Ich bin wahnsinnig stolz drauf, wie es geworden ist." Betterov

Wolf Biermann selbst hat laut NDR wohl anfangs eher skeptisch auf das Projekt geschaut – aber jetzt sagt er: "Es ist keine Beraubung für mich, sondern eine Bereicherung".

Biopic über US-Rapper Shyne erschienen

"The Honorable Shyne" – so heißt die biografische Dokumentation, die auf Hulu gestreamt werden kann. Sie erzählt die Lebensgeschichte von Shyne, der mittlerweile bürgerlich Moses Michael Levi Barrow heißt.

Ende der 90er-Jahre war Shyne ein Protegé von Diddy, der ihn bei seinem Label Bad Boy Records unter Vertrag nahm. Diddy selbst steht aktuell wegen Vergewaltigungsvorwürfen vor Gericht, doch dieses Thema wird in der Doku nicht behandelt. Stattdessen möchte Shyne seine eigene Geschichte erzählen.

Bereits kurz nach der Vertragsunterzeichnung mit Diddy kam es 1999 zu einer Schießerei in einem Nachtclub, an der auch Diddy und dessen damalige Freundin Jennifer Lopez beteiligt waren. Drei Menschen wurden dabei zum Teil schwer verletzt, und Shyne wurde dafür zu neun Jahren Haft verurteilt. Er beteuert bis heute, zu Unrecht verurteilt worden zu sein, und beschreibt in der Doku, dass er als Sündenbock herhalten musste – ein Opfer, das er aus einem Ehrenkodex heraus bewusst auf sich nahm.

Während seiner Zeit im Gefängnis konvertierte er zum Judentum und nahm den Namen Moses Michael Levi Barrow an. Nach seiner Entlassung wurde er in sein Heimatland Belize in Zentralamerika abgeschoben. Dort kehrte er 2013 endgültig zurück, nachdem er einige Zeit in Israel verbracht und die Tora studiert hatte.

Heute ist Shyne nicht nur Politiker und Aktivist, sondern auch Anführer der größten Oppositionspartei von Belize, der United Democratic Party. Sein erklärtes Ziel: Präsident von Belize zu werden.

Erykah Badu über Arbeit als spirituelle Geburtshelferin und Sterbebegleitung

Erykah Badu gilt als Ikone des modernen Soul und R'n'B – und verpackt in ihren Songs oft eine ordentliche Portion Spiritualität. In einem neuen Interview mit NPR sprach sie nun über einen ganz anderen Bereich ihrer Arbeit: Erykah Badu arbeitet als Doula.

Doulas sind Frauen, die Gebärende während der Geburt emotional und spirituell unterstützen. Oft begleiten sie die werdenden Eltern auch vor und nach der Geburt, um das neue Leben willkommen zu heißen. Genau diese Rolle übernimmt auch Erykah Badu und bringt dabei ihre ganz eigene Energie und Erfahrung ein.

"Als Doula bin ich das Empfangskomitee! Ich will ich dafür sorgen, dass der Raum bereit ist, wenn du auf die Welt kommst. Denn ich glaube an die Bedeutung von einem Start ins Leben mit ruhigem Atem, voller Liebe,  der nach schönen Dingen riecht und klingt und der deine Eltern trotz ihrer Probleme vereint, weil sie sich diesen Moment nehmen, um gemeinsam in einer Zeremonie den Moment zu feiern, in dem du auf die Welt kommst. Und ich bleibe auch danach verbunden mit den Kindern." Erykah Badu

Doch Erykah Badu arbeitet nicht nur als Doula, sondern begleitet auch Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Im NPR-Podcast erklärt sie, dass sie Sterbebegleitung auf ähnliche Weise wie eine Geburt betrachtet: Ihr Ziel ist es, dass Menschen mit ruhigem Atem und einem friedlichen Herzen aus dem Leben scheiden – ohne Angst, dafür in einer liebevollen, harmonischen Atmosphäre. Für sie soll der Abschied so sein wie die Ankunft: friedlich und ruhig.

Dieses Element beinhaltet Daten von Instagram. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Katy Perry unterstützt kleine britische Musik-Venues

Superstar Katy Perry hat gerade ihre große UK-Tour im kommenden Jahr angekündigt. Und obwohl sie in der obersten Liga spielt und Arenen füllt, will sie mit dem Ticketverkauf kleine Musik-Venues unterstützen, indem sie 1 Pfund pro Ticket an den Music Venue Trust spendet. Das ist eine britische Wohltätigkeitsorganisation, die sich für den Schutz, die Sicherung und die Verbesserung kleiner Musik-Venues einsetzt.

Katy Perry kommt zwar aus Kalifornien, hat aber eine ganz besondere Beziehung zu britischen Clubs. Noch bevor ihr Song "I Kissed a Girl" 2008 weltweit durch die Decke ging, hat sie in kleineren Clubs in London gespielt. Deswegen will sie jetzt etwas an diese Orte zurückgeben. Sie sagt, dass sie stolz darauf ist, an den Music Venue Trust zu spenden, damit Veranstaltungsorte wie die Londoner Clubs "Water Rats" und "Scala", in denen sie ihre ersten britischen Konzerte gespielt hat, "weiterhin die nächste Generation von Musiktalenten fördern können".

Mark Davyd, der CEO der Organisation, bedankt sich bei Katy Perry für die geplante Spende. Er sagt, dass die Einnahmen aus diesen Konzerten dafür sorgen, "dass Spielstätten geöffnet bleiben, neue und aufstrebende Künstler auf Tournee gehen und Veranstalter das Beste an neuer Musik in unsere Gemeinden bringen können". Und auch aus dem britischen Ministerium gibt es ähnliche Forderungen danach, dass Großveranstalter eine Abgabe an kleine Veranstalter zahlen sollen. Das fordert aktuell der Kulturminister für die Kreativindustrie – allerdings als freiwillige Abgabe. Denn kleine Musik-Venues seien seiner Meinung nach "eine der wertvollsten und dennoch unterschätzten kulturellen Ressourcen Großbritanniens". Neben Katy Perry haben auch Artists wie Stormzy, Ed Sheeran und Adele dort ihre Karriere aufgebaut.

Viele kleine Musik-Venues mussten wegen der Pandemie und Inflation schließen – nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Deutschland. Und auch hier gibt es ähnliche Forderungen. Die Bundesstiftung Livekultur setzt sich für die Einführung von einem "Live Music Funds" in Deutschland ein. So wie in Großbritannien, sollen hier Großveranstalter freiwillig einen Anteil vom Ticketpreis an kleine Musik-Venues abgeben. Dafür ist die Bundesstiftung Livekultur gerade im Gespräch mit Veranstaltern, Ticketunternehmen und Musikverbänden.