
Global Pop News 20.08.2024
Coldplay Konzerte: Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen in Wien
Stand: 20.08.2024, 12:34 Uhr
Coldplay-Konzerte in Wien mit strengen Sicherheitsmaßnahmen | Erneut Proteste gegen Wahlergebnis in Venezuela | YG führt Friedensmarsch von verfeindeten Gangs an | Liniker releast zweites Solo-Album "CAJU" | Unsere News aus der Welt des Global Pop.
Von Vincent Lindig & Kai Brands
Anfang dieses Monats wurden mehrere Taylor-Swift-Shows in Wien abgesagt. Jetzt treten Coldplay in derselben Location auf – und es wurde im Vorfeld bekannt gegeben, dass strenge Sicherheitsmaßnahmen gelten. Die britische Band um Frontmann Chris Martin wird ab morgen (21.08.24) gleich vier Konzerte in Wien spielen, alle Termine sind ausverkauft. Laut Behörden werden uniformierte und zivile Polizisten sowie Spezialeinheiten vor Ort sein. Weiträumige Sperr- und Pufferzonen sowie Besucherkontrollen sollen die Sicherheit der Großveranstaltungen garantieren. Zudem werden alle Personen, die bei den Shows arbeiten, von den Sicherheitsbehörden vorab überprüft.
In Österreich wird die Terrorgefahr seit dem Angriff der Hamas auf Israel im letzten Oktober generell als erhöht eingestuft. Die neuen Sicherheitsmaßnahmen bei den Coldplay-Konzerten sind jedoch wohl eine direkte Reaktion auf die abgesagten Taylor-Swift-Konzerte; eine konkrete Bedrohungslage liegt nicht vor. Die Sicherheitsvorkehrungen betreffen bei vier ausverkauften Gigs und einer Kapazität des Ernst-Happel-Stadions von rund 50.000 Besuchern über 200.000 Menschen. Angst vor einem Anschlag haben offensichtlich nur wenige: Laut der österreichischen Zeitung Der Standard werden auf Tauschbörsen händeringend Karten gesucht, wobei kaum welche verkauft werden. Morgen Abend startet das erste von vier Konzerten.
Venezuela: Erneut Proteste gegen Wahlergebnis
Vor knapp drei Wochen wurde in Venezuela eine Präsidentschaftswahl abgehalten. Amtsinhaber Maduro erklärte sich mit knapper Mehrheit zum Sieger. Er regiert seit 2013 und würde nach aktuellem Stand noch bis 2030 Präsident des Landes bleiben. Die Europäische Union erkennt das Wahlergebnis nicht an, unabhängige Beobachter berichten von Unregelmäßigkeiten und haben die Wahl als nicht frei bezeichnet. Seitdem gehen Tausende in Venezuela und weltweit auf die Straße – nun hat der Widerstand auch eine Stimme aus dem Global Pop: Lele Pons.
Die venezolanische Sängerin und Influencerin Lele Pons lebt in den USA und gilt als eines der bekanntesten Gesichter Venezuelas. Allein auf Instagram folgen ihr über 50 Millionen Menschen. Seit der Wahl nutzt sie diese Plattform vor allem, um den ihrer Meinung nach manipulierten Wahlsieg von Präsident Maduro zu kritisieren. Für die Protestbewegung in Venezuela ist sie dadurch zu einer wichtigen Stimme geworden – so wichtig, dass Amtsinhaber Maduro sie persönlich anspricht.
Als Reaktion auf die Demonstrationen in ganz Venezuela diesen Samstag (24.08.24) und ein Solidaritätskonzert in Miami, bei dem Lele Pons aufgetreten ist, veröffentlichte Präsident Maduro ein Video auf seinen Social-Media-Kanälen.
"Lele Pons möchte von Miami aus eine Regierung in Venezuela installieren. Mit einem Konzert am Samstag. Aber wer hat gesagt, dass Lele Pons Politikerin ist?" Nicolás Maduro als Reaktion auf Lele Pons
"Ich bin vielleicht keine Politikerin – du bist aber auch nicht der Präsident von Venezuela!" Lele Pons Antwort auf Nicolás Maduro
In den vergangenen Wochen haben bereits Latinstars wie Arcángel, Residente und Karol G den Demonstrierenden ihre Unterstützung zugesagt. Die Proteste gehen trotz berichteter Repressionen weiter.
Bei der großen Demonstration am Samstag in der Hauptstadt Caracas trat auch die Oppositionsführerin Maria Corina Machado auf, die sich sonst aus Angst vor Verhaftung versteckt gehalten hatte. Auch im Ausland, wohin viele Menschen aus Venezuela wegen der schwierigen Lage fliehen mussten, gab es Proteste: In Spanien gingen laut Tagesschau fast 300.000 Menschen gegen Präsident Maduro auf die Straße.
YG führt Friedensmarsch von verfeindeten Gangs an
In den USA ist Hip-Hop eng mit der Gangkultur verknüpft – viele Rapstars wie Snoop Dogg, Kendrick Lamar oder The Game zeigen offen ihre Verbindung zu den großen Gangs der afroamerikanischen Community, den Bloods oder Crips. Jetzt hat sich YG für Frieden zwischen zwei verfeindeten Blood-Gruppierungen eingesetzt. Am Sonntag (18.08.24) lief er gemeinsam mit Mitgliedern der Treetop Pirus und Fruit Town Pirus durch den berüchtigten Stadtteil Compton in Los Angeles – ein Spaziergang für den Frieden.
Beide Fraktionen sind sogenannte 'Sets' der Blood-Gang und tragen etwa Rot als Erkennungsfarbe. Doch seit Rivalitäten in den 1990ern, mutmaßlich wegen Drogengeschäften, sind die Treetop und Fruit Town Pirus miteinander im Konflikt, der mehrere Menschenleben gekostet hat. Der Spaziergang vom Wochenende soll das Ende dieser gewalttätigen Rivalität markieren – das hofft zumindest YG. Auch ein weiterer Rapstar nahm an dem Spaziergang teil: The Game. Seite an Seite mit YG zeigte er sich in einem Video sichtlich bewegt von diesem Moment des Friedens.
Er sagte, dass ihn diese Versöhnung zu Tränen rühre. Alle hätten sich gut verstanden, es habe keine Spannung in der Luft gelegen. YG ergänzte zufrieden und entspannt: "Es ist ein richtig guter Tag in Bompton.' Doch auch hinter dieser Aussprache steckt Ganggeschichte. Die Bloods, die mit den Crips verfeindet sind, vermeiden deren Anfangsbuchstaben, das 'C'. Selbst wenn sie ihren Heimatbezirk aussprechen, wird aus 'Compton' dann 'Bompton'.
Das weist auch auf das eigentliche Problem hin, das weiterhin besteht. Denn auch wenn sich jetzt zwei rivalisierende Blood-Sets versöhnt haben und dies sicher für mehr Frieden auf den Straßen von Compton sorgt, bleibt die jahrzehntelange, gewalttätige und oft tödliche Rivalität zwischen Bloods und Crips in den gesamten USA eine traurige Realität, die bisher niemand verändern konnte. Snoop Dogg und The Game versuchten es bereits 2016 – doch der Frieden hielt leider nicht.
Liniker releast zweites Solo-Album "CAJU"
Das letzte Album, ihr Debüt "Indigo Borboleta Anil", von Schauspielerin und Musikerin Liniker aus Brasilien, ist vor drei Jahren erschienen. Jetzt hat die Musikerin am Montag relativ überraschend nachgelegt und ihr zweites Solo-Album "CAJU" releast, nachdem sie es erst vergangene Woche angekündigt hatte. "CAJU", also Portugiesisch für "Cashew", heißt das Album, mit dem Liniker so einiges auffährt. Es ist ein mehr als solide produziertes Pop-Album mit seichten R&B-Balladen, Samba- bis Rock-Einflüssen, und einige Songs kommen mit ihren vielen Streicher-Sounds auch orchestral rüber. Es sind vierzehn Tracks mit insgesamt über einer Stunde Spielzeit. Mit dabei sind einige bekannte Gäste aus der brasilianischen Musikszene, wie zum Beispiel Popstar Pabllo Vittar oder das experimentelle Band-Projekt BaianaSystem. Liniker selbst wurde mit ihrer früheren Band "Liniker e os Caramelows" schon Mitte der 2010er-Jahren bekannt. Mit ihrem Debüt-Solo-Album "Indigo Borboleta Anil" ging sie dann weiter durch die Decke und wurde die erste trans* Musikerin, die einen Latin Grammy gewonnen hat.
Liniker ist seit Jahren ein Star in Brasilien und das hat sich dann auch beim Album Premieren-Event vor ein paar Tagen gezeigt, bei dem unter anderem Stars wie Sängerin und Rapperin Karol Conká oder Rapper Emicida waren und bei dem das Album in einem Kinosaal in São Paulo vorgestellt wurde. Das interviewte Publikum war begeistert und man kann sagen: Durchaus zurecht, denn "CAJU" ist ein vielseitiges Album mit teils catchy und auch sehr gefühlvollen Songs.
Der "Kern" ist gewissermaßen das Thema des Albums "CAJU". Die bei vielen beliebten Cashew-Kerne sind Teil einer Frucht mit Schale. Liniker möchte quasi klarmachen: Sie sei zwar eine Person des öffentlichen Lebens, seitdem sie 19 bzw. 20 ist (nächstes Jahr wird sie 30 Jahre alt), erzählt sie im Talkshowformat "Conversa Com Bial", aber sie möchte als Mensch gesehen werden, auch wenn sie berühmt ist. Ein Mensch mit Bedürfnissen und persönlichen Wünschen, dem Wunsch nach Zuneigung im Privatleben zum Beispiel, hat sie im Interview mit dem Entertainment-Format Splash der brasilianischen Online-Plattform UOL gesagt. Das Album "CAJU" von Liniker könnte man demnach frei interpretiert so deuten, dass viele bislang nur ihre Schale, aber nicht den Kern ihrer Person kennen.